Galopprennen in Riem:Gut fürs Gefühl

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Die Auftaktveranstaltung des Münchener Rennvereins ist gut besucht, 6500 Zuschauer werden gezählt. Für die Rennbahn, die demnächst eine schwarze Null erwirtschaften soll, ist es ein hoffnungsvoller Saisonstart

Von Julian Galinski, München

Über mehr als eineinhalb Kilometer hatte Jockey Jose Luis Silverio den dreijährigen Quasillo ganz unscheinbar inmitten des Feldes gehalten. "Er hat ihn aus der Reserve geritten, damit er was lernt, und wollte ihn möglichst spät einsetzen", erklärte Trainer Andreas Wöhler. "Bei der 400-Meter-Marke zieht er ihn dann raus. Dann beschleunigt er schön. Alles gut."

Alles gut, das heißt: Quasillo, vom Gestüt Fährhof in Sottrum in der Nähe von Bremen angereist, gewann beim ersten Start seiner Karriere das Kategorie-D-Rennen über 2200 Meter am Ende höchst überzeugend. " Dass er das so gut gemacht hat, davon bin ich sehr angetan", sagte Wöhler, "er ist ein Stoffel und immer noch ein Baby." Und zudem eine der großen Entdeckungen beim Aufgalopp des Münchener Rennvereins auf der Rennbahn in Riem.

Auch Horst Lappe, Generalsekretär des Rennvereins, war beeindruckt, vom Hengst und vom Rennen insgesamt, mit anderen vielversprechenden Dreijährigen wie Shimrano und Mister Universum auf den Plätzen zwei und drei. "In einem halben Jahr laufen sie bei einem Grupperennen vorne mit", prophezeite Lappe, bei Rennen der Spitzenklasse also.

Der Riemer Aufgalopp ist aber nicht nur ein früher Formcheck für die teilnehmenden Pferde und Jockeys, die zum Teil monatelang Wettbewerbspause hatten, er ist immer auch ein Stimmungstest für den Rennverein, wie und ob der Galoppsport auch in dieser Saison vom Publikum angenommen wird. Dabei gilt grundsätzlich: Ein sonniger Renntag ist ein guter Renntag. Besonders warm war es zwar nicht an diesem Sonntag, ein kalter Wind zog mitunter über die Rennbahn und die Pferde trugen vor dem Start manchmal noch Wärmedecken - aber Sonnenschein macht bekanntlich bei den meisten Menschen gute Laune. Und gute Laune, das ist dann das hauptsächliche Interesse des Rennvereins, macht spendierfreudig: Beim gastronomischen Angebot eines bekannten Münchner Feinkostlers und beim Wetten sowieso.

Rund 6500 Menschen waren gekommen, trotz Frühlingsfest. "Das war ein optimaler Start in die Saison" sagte Horst Lappe. Die Rennbahn und der Golfplatz inmitten derer strahlten grün, Familien breiteten ihre Picknickdecken an der Zielgeraden aus, Pärchen ganz sicher unter 30 schlenderten Hand in Hand an der nachgebauten Almhütte des Caterers vorbei. Das freut Lappe und den Rennverein, wenn sie von der alteingesessenen Rennbahn-Gesellschaft bis zum Teenager alle Alters- und Vermögensklassen anlocken. "Wir hatten viele junge Menschen auf der Rennbahn und auch viele neue Gesichter." Das Lieblings-Image: ein zeitgemäßer Freizeitpark, bei dem der Besuch eben noch ein bisschen mehr Spaß macht, wenn man ein paar Wetten absetzt.

Man darf nicht vergessen, dass der Verein in Zeiten des darbenden Pferderennsports in der vergangenen Saison mit einem sechsstelligen Minus abschloss, die Null ist das große Ziel der nahen Zukunft. Etwa 125 000 Euro Umsatz vermeldete Lappe am Sonntag: "Das ist ordentlich, bei acht Rennen" Und reicht allemal für ein gutes Gefühl zum Saisonauftakt.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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