Galopp:Das Derby kann kommen

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Anruf in Hamburg? Nach dem Sieg von Warring States freut sich Trainer Andreas Wöhler auf das Derby. (Foto: Robert Haas)

Wie 2016 stellt Trainer Andreas Wöhler in Warring States den Sieger des Bavarian Classic in Riem.

Von Marcel Bothe, München

Zwei Minuten und 14 Sekunden sind nicht lange. Für ein hart gekochtes Ei wird schon die vierfache Zeit benötigt, auch eine Tasse Tee dürfte erst zu einem Drittel fertig sein. Für ein Rührei sollte es reichen. Oder eben für den Sieg beim Bavarian Classic, dem Galopprennen der Gruppe III, das am 1. Mai den Höhepunkt des Saisonauftakts an der Pferderennbahn in Riem darstellte.

Nur ist es eben ungleich schwerer, dieses mit 55 000 Euro dotierte Rennen zu gewinnen, als ein Ei zu braten, man muss da ja ganz genau sein: 2:14,60 Minuten lautete die Zeit des Siegers Warring States mit Jockey Harry Bentley, damit war er nur um eine Nasenlänge vom Zweiten Enjoy Vijay mit Andrasch Starke im Sattel getrennt. Es kam mal wieder auf jede Zehntelsekunde an. "Er ist nicht der Schnellste", sagte Bentley über sein Pferd, "und noch etwas babyhaft." Bentley selber war nur in Riem geritten, weil der erste Ruf, also die Stammbesetzung, Oision Murphy gesperrt fehlte. Der englische Jockey siegte auch als zweite Wahl und erfüllte damit die Erwartung von Andreas Wöhler, der Warring States trainiert und sich über den Siegerpokal freuen durfte. Jener Pokal musste nach der Siegerehrung aber erst einmal als Stütze für Wöhlers Handy herhalten. Die Hände in seinem beigen Trenchcoat vergraben, überprüfte er noch mal, wie Bentley es geschafft hatte, Warring States um diese eine Nasenlänge eher ins Ziel zu bringen. "Da geht er vorbei", erkannte Wöhler und freute sich leise.

Dreimal schon hat der gebürtige Dortmunder das deutsche Trainer-Championat gewonnen. Im erlesenen Feld des Bavarian Classic waren sieben Pferde über die 2000 Meter gestartet, davon drei von Trainer Wöhler. Drei weitere hatte er in den anderen sieben Rennen des Tages an den Start geschickt. Den vorletzten Platz von Nerud fand Wöhler "enttäuschend", er brauche einfach mehr Tempo im Rennen, "das ist ganz komisch." Damit war er einer Meinung mit Jockey Jozef Bojko, der bestätigte: "Das Rennen war zu langsam." Auch Rostam auf Platz fünf hatte keine Chancen auf den Sieg, "nicht schlecht, nicht gut", kommentierte Wöhler.

Zunächst hatte sich vor 5500 Zuschauern ein Zweikampf zwischen Kastano und Northsea Star entwickelt, bis sich auf den letzten 400 Metern Enjoy Vijay und Warring States absetzten und zum Foto-Finish aufbrachen. Eigentlich sollte der spätere Sieger das Rennen von Beginn an bestimmen, verriet Wöhler, "aber es hat sich alles so ergeben." Das weitere Vorgehen müsse man mit dem Besitzer, der Qatar Racing Limited, besprechen, doch eines sei klar: "Natürlich ist er ein Pferd für die Derby-Route."

Das Derby, es ist die Königsdisziplin der Gruppe I und findet am 2. Juli in Hamburg statt. Am Start sind nur dreijährige Pferde, aufgrund dieser Regelung kann jedes Pferd nur einmal daran teilnehmen. Gepaart mit der Historie des Turniers, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht, ist es die Krönung einer jeden Karriere. In jüngster Vergangenheit spielte das Bavarian Classic als Testlauf eine gewichtige Rolle für das Rennen in Hamburg. Zwei der letzten fünf Derbysieger waren in Riem gestartet, im letzten Jahr hatte der spätere Derbysieger Isfahan zuvor in München gewonnen.

Ob der unterlegene Enjoy Vijay dann auch dabei ist, ist noch ungewiss. Trainer Peter Schiergen war mit dem Gezeigten zufrieden, bekannte aber auch: "Ich weiß nicht, ob es mit ihm über 2400 Meter geht", eben 400 Meter länger als in Riem. Jockey Martin Seidl ist sich bei seinem Pferd Kastano da schon sicherer, "das war ein gutes Laufen." Eigentlich habe er gar nicht an die Spitze gehen wollen, so Seidl, "aber als Rostam zurückgenommen wurde, habe ich ihn marschieren lassen." Conclusio: "Das Derby kann kommen."

Dann wird auch Andreas Wöhler wieder dabei sein, so wie im Vorjahr, sein Pferd hieß damals: Isfahan, der Sieger. Der Vorsprung: eine Kopflänge.

© SZ vom 03.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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