Futsal:Zirkus statt Zauber

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Titelverteidiger Deisenhofen wird wegen des Einsatzes eines nicht berechtigten Spielers von der oberbayerischen Meisterschaft ausgeschlossen

Von Stefan Galler, Oberhaching

Das Aus kam nicht auf dem Spielfeld, weder nach regulärer Spielzeit noch nach einem womöglich dramatischen Penaltyschießen. Nein, das Unternehmen Titelverteidigung des bayerischen Futsal-Meisters FC Deisenhofen ist ganz schnöde am grünen Tisch beendet worden. Das Verbandssportgericht des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV) folgte einem Einspruch des FC Penzberg, wonach der Landesligist bei der Endrunde um die Hallenmeisterschaft im Kreis Zugspitze in Fürstenfeldbruck einen nicht spielberechtigten Akteur eingesetzt hatte.

Der Vorgang ist nicht ganz unkompliziert. Zunächst muss man dazu wissen, dass die Statuten des BFV seit einigen Jahren ein Zweitspielrecht für die Hallenrunde vorsehen. Diese Möglichkeit ist für all jene Spieler gedacht, deren Vereine in der Halle nicht aktiv sind, die selbst aber gerne unter Dach und Fach kicken - Stichwort "Budenzauber". Auch beim FC Deisenhofen machen sie von diesem Recht Gebrauch. So zählen neben einem halben Dutzend eigener Spieler wie Routinier Roman Tyce auch vier externe Kräfte zum Kader, nämlich Torwart Christian Utmälleki (MTV Berg), Michael Hutterer (1865 Dachau), Danijel Majdancevic (1860 Rosenheim) und Martin Bachhuber. Letzterer hatte direkt nach Weihnachten seinen Vertrag bei seinem bisherigen Verein, dem Landesliga-Konkurrenten TuS Geretsried, zum 31. Dezember 2015 gekündigt. Am 3. Januar trat Bachhuber dann mit Deisenhofen bei der Kreismeisterschaft an - ohne dass die FC-Verantwortlichen wussten, dass damit auch die von Geretsried ausgestellte Gastspielgenehmigung keine Gültigkeit mehr besaß.

Deisenhofen gewann seine Vorrundengruppe und schlug im für die Qualifikation zur oberbayerischen Meisterschaft entscheidenden Halbfinale den FC Penzberg 6:1. Das Finale um die Zugspitzmeisterschaft ging gegen den SC Olching zwar 4:6 nach Sechsmeterschießen verloren, die Qualifikation für das Folgeturnier schien Deisenhofen dennoch sicher zu sein. Dann jedoch wandte sich Geretsried an Penzberg und informierte den Kreisligisten über Bachhubers Kündigung. Penzberg protestierte gegen die Wertung des 1:6 gegen Deisenhofen - und bekam Recht. Zur Empörung von FCD-Manager Franz Perneker: "Das ist sehr bitter, vor allem die Rolle des TuS Geretsried hat einen faden Beigeschmack", sagt der Funktionär. Trainer des FC Penzberg ist Andreas Brunner, einst Chefcoach beim TuS Geretsried.

Es sei ein bisschen wie im Kindergarten, sagt Franz Perneker: "Sie hätten ja auch uns Bescheid geben können. Aber sie wollten den Spieler unbedingt verpetzen, vermutlich weil es vor seiner Kündigung dort auch wegen seines Futsal-Engagements bei uns Zirkus gegeben hatte." Der Verband bekommt von Perneker ebenfalls sein Fett weg: "Obwohl das Thema eigentlich das Kreissportgericht betrifft, hat man gleich das Verbandssportgericht entscheiden lassen. Damit gibt es für uns keine Chance mehr, Einspruch einzulegen." Perneker vermutet, dass der BFV damit verhindern wollte, vor der oberbayerischen Meisterschaft diesen Samstag in Manching eine unklare Rechtssituation zu schaffen. "Ich denke, es gibt da in den Regularien eine Lücke, die einen solchen Fall regelt", sagt Perneker. "Uns ist auch keine Begründung für das Urteil zugestellt worden, nur, dass das Penzberg-Spiel mit 0:2 gegen uns gewertet wird und wir damit raus sind."

Der Trainer der Deisenhofener Futsal-Mannschaft, Thomas Dötsch, ist ebenfalls verärgert: "Ich will jetzt hier niemandem die Schuld zuweisen, aber sportlich ist diese Entscheidung sicherlich nicht." Sein Team sei in Topform gewesen, das habe es in einem Futsal-Testspiel am vergangenen Wochenende gegen eine BFV-Auswahl gezeigt: "Nach 40 Minuten stand es 10:4 für uns, und deren Trainer hat mir bescheinigt, dass wir in allen Belangen überlegen waren", sagt Dötsch. Er könne nicht nachvollziehen, warum ein Team wie Penzberg trotz deutlicher Unterlegenheit im direkten Duell Einspruch einlege: "Nach einem 1:6 gestehe ich meine Niederlage ein. Ich finde das traurig."

Während der Freiluftsaison ist Dötsch übrigens nicht für den FCD zuständig, er ist seit Oktober 2015 Chefcoach des Kreisligisten FC Neuhadern. Und der wiederum ist ebenfalls bei der Bezirksmeisterschaft am Samstag am Start: Gemeinsam mit der DJK München Pasing wurde Neuhadern ohne Qualifikationsturnier vom Kreis München praktisch kampflos nominiert. "Wir nehmen die Hallensaison sehr ernst, das gilt für die wenigsten Teams im Kreis München", sagt Neuhaderns Teammanager Robert Frank, der bis zur Verpflichtung von Dötsch das Team trainierte und nun während der Futsal-Saison die Betreuung vorübergehend übernimmt. Dabei bleibt es, obwohl Dötsch durch Deisenhofens Ausscheiden Zeit hätte: "Wir hatten das bei meiner Verpflichtung so abgesprochen, dass ich im Winter für Deisenhofen zuständig bin, wir werden das beibehalten. Aber ich drücke meinen Neuhadernern natürlich die Daumen, dass sie es ins Landesfinale schaffen."

© SZ vom 15.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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