Fußball-Toto-Pokal:Seelenruhig in Runde drei

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Balleroberung mit unlauteren Mitteln: Garchings Sebastian Koch (re.) schiebt Hachings Stürmer Stefan Schimmer beiseite, den Torschützen des kuriosen 1:0 für die Spielvereinigung. (Foto: Claus Schunk)

Am Anfang fehlt der SpVgg Unterhaching die Spannung, am Ende steht ein souveräner 5:0-Erfolg des Drittligisten über den Regionalligaklub VfR Garching.

Von Stefan Galler, Garching/Unterhaching

Ein süßsaures Lächeln hatte Daniel Weber im Gesicht, als er wenige Minuten nach dem Spiel ein wenig abseits auf dem Spielfeld stand. "Am Schluss ist es halt zu hoch", sagte der Trainer des Fußball-Regionalligisten VfR Garching und meinte natürlich das Ergebnis: 0:5 (0:1) hatte seine Mannschaft das Zweitrundenspiel im bayerischen Totopokal gegen die SpVgg Unterhaching verloren - immerhin der aktuelle Dritte der dritten Liga.

Doch die Hachinger waren "mit voller Kapelle" (Weber) angereist, hatten abgesehen von Markus Schwabl (muskuläre Probleme), Stephan Hain (Finger gebrochen) und Verteidiger Marc Endres (geschont) alle Stammkräfte an Bord. Und gingen diese Aufgabe voll konzentriert an. "Am Samstag in Wehen werden Hain und Endres auf jeden Fall wieder im Kader sein", sagte Hachings Trainer Claus Schromm, der sich mit einer Analyse des Spiels gar nicht lange aufhalten wollte: "Wie ich vor dem Spiel gesagt habe: Der Sieg war alternativlos, ich habe auch keinen Kritikpunkt, den ich jetzt groß ausführen will."

Es ging aber auch los wie gemalt für seine Mannschaft: Keine zwei Minuten waren gespielt, da wollte Garchings Verteidiger Philipp Walter den Ball von hinten nach vorne dreschen, traf direkt den attackierenden Hachinger Stürmer Stefan Schimmer, von dessen Körper der Ball hinter VfR-Torwart Maximilian Engl ins Netz plumpste. "Da hatten wir natürlich Glück", räumte SpVgg-Kapitän Josef Welzmüller freimütig ein. Garchings Coach Weber reagierte auf die Frage eines Journalisten nach dem "Depperltor" gewohnt seriös: "Am Anfang hat uns ein bisschen die Spannung gefehlt, dazu kam bei diesem Treffer auch noch die fehlende Kommunikation."

Apropos "seriös": Die Gäste aus dem Süden Münchens legten zwar durch Luca Marseilers Schuss, den Engl glänzend parierte (13.), gleich noch eine gute Chance drauf, ließen dann jedoch nach, was ihnen doch noch leise Kritik ihres Trainers einbrachte: "Vor allem nach der Trinkpause in der 25. Minute haben wir brutal um den Ausgleich gebettelt", sagte Schromm. Während der Partie hatte er seiner Unzufriedenheit in dieser Phase mit lautstarken Ordnungsrufen Ausdruck verliehen, beim Gang in die Kabine knöpfte er sich Spielmacher Sascha Bigalke zum gestenreichen Einzelgespräch vor. Und Kapitän Welzmüller zollte den Gastgebern ein Lob: "Hut ab vor Garching, sie waren richtig stark und haben gut gegen den Ball gearbeitet."

Dass die Garchinger die Einladung zum Torerfolg ausschlugen, lag allerdings daran, dass es ihnen zu selten gelang, hinter die letzte Linie der gegnerischen Verteidigung zu kommen. Einmal glückte es Mark Zettl, doch Nico Mantl, der Stellvertreter des auf der Bank sitzenden Stammkeepers Lukas Königshofer, parierte den Schuss mit einem sehenswerten Reflex (30.).

Der auffällige Zettl, 19, war einer von sechs früheren Unterhachingern in Garchings Startelf, "im Kader hatten wir noch ein paar", bemerkte Weber schmunzelnd. Übermotiviert sei jedoch keiner gewesen: "Sie müssen ja niemandem mehr etwas beweisen, sie spielen ja nicht mehr dort."

Der VfR-Trainer hatte die Rotationsmaschine selbst sogar noch heftiger angeschmissen als sein Gegenüber: "Ich musste ein bisschen Spielpraxis verteilen", sagte Weber, der darauf spekuliert hatte, bei einem knappen Ergebnis in der zweiten Halbzeit ordentlich Offensivstärke nachzulegen. Doch dann kam ihm kurz nach dem Wiederanpfiff das 0:2 dazwischen: Finn Porath bediente Stefan Schimmer auf der linken Seite, der hatte den genauen Blick für Dominik Widemann im Rückraum - sein trockener Flachschuss war für Engl nicht zu halten (54.).

Und so verwarf Weber seinen Plan wieder: "Mir war klar, dass wir das nicht mehr umbiegen können. Das hätte dann zu viel Kraft gekostet." Und so wurde es gegen Ende doch noch richtig deutlich. Die Entstehung des 0:3 war der feinste Spielzug der Partie: Langer Diagonalball von Max Dombrowka aus dem linken Halbfeld nach rechts vorne, Bigalke nahm den Ball aus der Luft und visierte die Mitte an, wo Porath aus kurzer Distanz einköpfte (69.). Nach einem Foul von Florian Pflügler an Porath gab es drei Minuten später Elfmeter, Welzmüller verwandelte sicher. Den Schlusspunkt setzten die Hachinger in der letzten Minute, der eingewechselte Pflichtspieldebütant Maximilian Krauß, der im Sommer vom 1. FC Nürnberg gekommen war, bediente Widemann, der Engl im Eins-gegen-eins keine Chance ließ.

Nach Spielende analysierten dann die beiden Trainer das Geschehen abseits neugieriger Ohren. Man pflegt eine Partnerschaft, etwa zu dem Zweck, Hachinger Spielern in Garching Wettkampfpraxis zu geben, wie das aktuell beim 19-jährigen Mittelfeldtalent Tom Zimmerschied der Fall ist. Dass sich beide Seiten gut verstehen, hatte sich schon in der Pause gezeigt, als Hachings Präsident Manfred Schwabl das Gespräch mit dem langjährigen früheren Garchinger Fußball-Boss Franz Hölzl gesucht hatte. Schwabl sprach dann auch das Schlusswort: "Ich bin zufrieden. Gegen einen Regionalligisten muss man erst mal fünf Tore schießen."

© SZ vom 23.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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