Fußball-Stadtderby:Kopfsache

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Und wieder Derbytime: Beim letzten Aufeinandertreffen im November flogen noch die Flocken, nun hoffen alle, dass am Samstag nicht die Fetzen fliegen. (Foto: Claus Schunk)

Im kleinen Derby steht am Sonntag für die Münchner Regionalliga-Teams der Löwen und des FCB viel auf dem Spiel

Von Christian Bernhard, München

Ribéry verlässt die Bayern. Dieser kleine Satz hat das Potenzial, den FCB-Kosmos gewaltig durcheinanderzubringen. Normalerweise. Allerdings nicht, wenn es sich bei Herrn Ribéry um Steeven, den jüngeren Bruder von Franck handelt. Der 20-Jährige hat sich in dieser Woche dem französischen Drittligisten US Boulogne angeschlossen. Eine Nachricht, die nicht einmal den Kosmos der zweiten Mannschaft des Rekordmeisters durcheinanderwirbelte.

Es ist das Münchner Regionalliga-Stadtduell am Sonntag im Grünwalderstadion (15 Uhr), das die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Ein Derby sei immer etwas Besonderes, betonen Löwen-Trainer Daniel Bierofka und Bayern-Coach Heiko Vogel unisono. Vorfreude und Anspannung sind wie immer vor dem brisanten Duell: riesig. Doch diesmal ist das kleine Münchner Derby mit einer weiteren Zutat gewürzt, denn es ist auch ein Spitzenspiel. Die Blauen liegen mit 16 Punkten auf Rang zwei der Tabelle, drei Zähler vor den Bayern, die allerdings zwei Spiele weniger als der Stadtrivale bestritten haben. Nicht nur deshalb schiebt Bierofka die Favoritenrolle dem FCB zu. "Der Druck liegt eher bei den Bayern", betont er, schließlich habe der Rivale von der Säbener Straße "immer mehr zu verlieren".

Das Amateurderby ist aufgrund der stark rivalisierenden Fanlager traditionell auch für die Polizei eine höchst sensible Partie. Erstmals sind sämtliche Trinkgefäße im Stadion verboten, auch PET-Flaschen. Gleiches gilt für Rucksäcke und große Taschen sowie große Schwenkfahnen und Banner. Die Stadiontore öffnen um 13.30 Uhr, die Polizei rät allen Besuchern, rechtzeitig zu kommen. Erwartet werden 10 000 Zuschauer, für einen reibungslosen Ablauf sind anstatt der 1000 Beamten vom Vorjahr dieses Mal 400 im Einsatz. Auch für Bierofka gibt es eine Premiere, erstmals geht er als "vollwertiger" Trainer in ein Regionalliga-Spiel. Bisher hatte er sein Team nur mit einer Sondergenehmigung trainieren können, da er nicht im Besitz der A-Trainerlizenz des DFB war - bis zum vergangenem Mittwoch. Kollege Vogel hat sich derweil auf ein "sehr intensives" Spiel eingestellt und warnt explizit vor der fußballerischen Aggressivität des TSV: "Die Löwen werden voll attackieren und draufgehen, so wie sie es immer machen." Vogel ist davon überzeugt, dass sich die "bessere Mentalität" durchsetzen wird. Bierofka glaubt, "dass es ein anderes Spiel wie letztes Jahr wird. Damals standen wir im unteren Tabellenmittelfeld, gingen als Außenseiter in die Partie. Diesmal sind wir auf Augenhöhe." Das wolle man im Derby bestätigen.

Der Sechzig-Coach muss auf die langzeitverletzten Christoph Daferner, Ugur Türk und Florian Pieper verzichten. Auch Ex-Bayern-Spieler Kodjovi Koussou wird fehlen und Innenverteidiger-Talent Felix Uduokhai wird mit den Profis zum Spiel nach Karlsruhe reisen. Dafür kann Bierofka auf die jungen Profis Florian Neuhaus, Nicholas Helmbrecht und Moritz Heinrich setzen. Bei den Bayern-Amateuren ist der zuletzt gesperrte Torhüter Leo Weinkauf wieder spielberechtigt, Tim Häußler und Bernard Mwarome sind nach ihren Verletzungen zumindest wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen, ein Einsatz kommt wohl noch zu früh.

Der FCB II hat trotz der dreiwöchigen Spielpause, die er zu Saisonbeginn einlegen musste, da zahlreiche Spieler aus Vogels Kaders mit den Profis bei der USA-Tour waren, seinen Rhythmus beibehalten - zuletzt gab es zwei Siege in Serie. "Ich hätte es mir nicht besser ausmalen können", sagte Vogel zum Saisonstart. Am Sonntag könnte sich zeigen, wie gut dieser wirklich war: So wie für die Junglöwen ist das Derby auch für die kleinen Bayern der erste echte Prüfstein, die Gegner beider Teams waren bisher weniger hoch eingestuft. Auch dies dürfte der Brisanz nicht schaden

© SZ vom 27.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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