Fußball-Regionalliga:Zu wenig Skalpell

Lesezeit: 2 min

Sein Einsatz wurde nicht belohnt: Karl-Heinz Lappe (links) im Duell mit Nürnbergs Patrick Erras. (Foto: foto2press/imago)

Der FC Bayern II verliert unnötig gegen den 1. FC Nürnberg II

Von Benedikt Warmbrunn, München

Ganz am Ende wurde es noch einmal gefährlich für Heiko Vogel. Seine Mannschaft bemühte sich in den letzten Augenblicken der Partie, doch noch den Ausgleich zu erzielen, doch noch diesem Spiel ein Ergebnis zu geben, das zu ihm passt - und plötzlich wurde Vogel selbst bedrängt. Von rechts kam der Angreifer, er schob sich Schritt für Schritt an Vogel vorbei, der Trainer des FC Bayern München II musste drei, vier Meter nach hinten gehen, schüttelte kurz verwundert den Kopf über diese Attacke, er konnte jetzt ja nichts mehr vom Bemühen seiner Spieler sehen. Dann machte er zwei Schritte zur Seite, aber dass er jetzt wieder freien Blick auf das Spielfeld hatte, half ihm auch nicht weiter. Er sah gerade noch, wie der Schiedsrichter ein letztes Mal in seine Trillerpfeife blies.

Und doch war diese letzte Szene symptomatisch für den Abend, den Heiko Vogel und der FC Bayern II am Freitag erlebten. Der Eindringling in Vogels Blickfeld war Roger Prinzen, der Trainer des 1. FC Nürnberg II, der sich so sehr von der Spannung der letzten Sekunden mitreißen ließ, dass er 20 Meter nach links hüpfte, bis vor Vogels Trainerbank. Und es war auch diese überraschende Wuchtigkeit, die den Gästen an dem Abend gereicht hatte, um beim Favoriten 2:1 (0:1) zu gewinnen.

Wenige Minuten lang war Nürnberg etwas körperbetonter aufgetreten. Es genügte, um die Geschichte dieses Spiels komplett umzuschreiben.

Der FC Bayern II hatte auch gegen Nürnberg die Partie kontrolliert, hatte gezeigt, was das Team in den sieben Spielen zuvor nie verloren hatte: Ballsichere Kombinationen, nicht getrieben von Hektik, sondern gerade in der ersten Halbzeit von einem sichtbaren Plan. Da am Ende allein das Ergebnis nicht stimmte, zog Trainer Vogel dennoch ein versöhnliches Fazit. "Ich mache meiner Mannschaft überhaupt keinen Vorwurf", sagte er - allerdings wusste er da auch noch nicht, dass die Niederlage eine verschenkte Chance war. Denn Ligafavorit Jahn Regensburg verlor am Samstag überraschend in Rain. Mit einem Sieg gegen Nürnberg hätte der FCB II also den Rückstand auf den Tabellenführer auf acht Punkte verkürzen können - bei drei gespielten Partien weniger.

So aber sagte Vogel: "Ein Spiel, das so verläuft, verlieren wir nur einmal in dieser Saison."

Bereits im ersten Durchgang hätte sein Mannschaft sich einen ruhigeren Abend bescheren können, sie erspielte sich mehrere Gelegenheiten. Ein Kopfball des starken Philipp Steinhart wurde abgeblockt (14.), eine Minute später traf der quirlige Steeven Ribéry die Latte, eine Flanke von Julian Green klatschte ebenfalls auf den Balken (32.). Dann aber traf Karl-Heinz Lappe nach einem Freistoß von Patrick Weihrauch mit dem Kopf (33.). "In der ersten Halbzeit waren wir klar die aktivere Mannschaft, aber da machen wir einfach zu wenig draus", klagte Vogel.

Zur zweiten Halbzeit wechselte FCN-II-Trainer Prinzen zweimal, seine Mannschaft hatten eine paar druckvolle Minuten - diesen Schwung nutzte Sascha Wenninger, um mit einer verunglückten Flanke von der Torauslinie zu treffen (48.). "Ein Tor, das er so auch nie wieder schießen wird", sagte Vogel. Seine Mannschaft konnte aber auch danach wieder das Spiel bestimmen, zu gefährlichen Torchancen kam sie jedoch nicht mehr. Um den Druck zu erhöhen, stellte Vogel das System um, auf zwei Stürmer und dafür nur noch drei Verteidiger - Nürnberg bekam so auch Platz zum Kontern: Kapitän Christopher Theisen erzielte nach einem dieser Gegenangriffe den Endstand (68.). "In dieser Phase hätte ich mir mehr Skalpell und weniger Brechstange gewünscht", sagte Vogel.

Dem verpassten Sieg wollte er nicht nachtrauern, er gab sich fast schon trotzig unverwüstlich. Am Mittwoch (19 Uhr) empfängt der FC Bayern II in einem Nachholspiel den TSV Buchbach. Für das Team ist es die nächste Chance, den Rückstand auf Regensburg zu verkürzen. Und so sagte Vogel: "Ich bin ein Freund von englischen Wochen."

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: