Fußball-Regionalliga:Süßes Zubrot zum sauren Alltag

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Rotes Herzen: Derrick Köhn, Felix Götze und Kwasi Wriedt (v.l.) freuen sich mit Maxime Awoudja über dessen Tor zum 2:0-Zwischenstand. (Foto: imago/Sven Leifer)

Der FC Bayern II bleibt mit einem 4:0-Sieg gegen Buchbach in Reichweite zu Spitzenreiter 1860 München.

Von Christoph Leischwitz, München

Felix Götze ging gar nicht sofort zum Duschen, er setzte sich nach dem Spiel erst einmal auf die Treppe nahe dem Kabinengang. Ein Mann mit grünem Anorak und Baseballmütze redete auf ihn ein, er gestikulierte viel und stellte offensichtlich Spielsituationen nach, die der junge Verteidiger des FC Bayern München II gerade durchlaufen hatte. Viel zu kritisieren gibt es derzeit eigentlich nicht am Spiel des Regionalligisten, noch weniger an der Viererkette. Aber das ist es gerade, was man bei Bayern München sehen will: ständiges Feilen an der eigenen Leistung, ein permanentes Sich-verbessern-Wollen. Und warum sollte Felix Götze nicht auch ein paar Ratschläge eines Weltmeisters annehmen, noch dazu wenn es sich um seinen Bruder Mario handelt.

Kurz vor Schluss der weitgehend einseitigen Partie gegen den TSV Buchbach war Trainer Tim Walter noch einmal ausgeflippt. Aus dem defensiven Mittelfeld war ein hoher Ball mehr oder weniger zwanglos ins Seitenaus geflogen. Walter fluchte, dann rief er vorwurfsvoll ins Feld: "Wir haben Ballverluste!" Da stand es bereits 4:0 für die Bayern. "Du musst ihnen eigentlich noch zwei, drei Tore mehr einschenken. Ballverluste, die Konterchancen zulassen, das gefällt mir nicht", sagte er wenig später. Ob das angesichts des Spielstands nicht nachvollziehbar sei? "Nein. Bei Bayern München habe ich nur eine Aufgabe: weiterkommen, das Ding durchzuziehen. Egal zu welchem Zeitpunkt. Das ist es, was die Jungs weiterbringt."

Es hörte sich nicht so an, als ob Walter zufrieden wäre. War er aber. Denn die Spielminuten, in denen seine Spieler lasch zu Werke gehen, sie werden zurzeit weniger. Gegen Buchbach erzeugte die Mannschaft permanent Druck auf die gegnerische Abwehr, strahlte durch hohes Tempo und Gedankenschnelle stets Gefahr aus. Und wenn sich die durchaus mutigen Buchbacher einmal bis in den Bayern-Strafraum spielten, warfen sich die Abwehrspieler rechtzeitig in die Schüsse.

Die Grenze zum Profibereich war beim FC Bayern schon lange nicht mehr so durchlässig wie jetzt

Das Ergebnis dieser Spielweise: Auf die peinliche 1:3-Niederlage gegen Schalding-Heining Mitte Oktober folgten sechs Siege und zwei Unentschieden. Was wiederum automatisch in eine Aufholjagd mündet. "Interessiert mich nicht", sagt Walter dazu, dass nur noch sechs Punkte auf Spitzenreiter 1860 München fehlen. Und der heiße Atem im Nacken der Sechziger, von dem Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge gesprochen hatte? "Schön, wenn der Verein das so sieht", sagt Walter. Für ihn sei das aber nur "Zubrot", ihn interessiere nur die Entwicklung seiner Spieler.

Die Spieler selbst interessiert es offenbar durchaus. "Die Winterpause kommt zu einem falschen Zeitpunkt. Sechzig schwächelt, wir sind momentan wirklich stark, effektiv", sagt Mittelfeldspieler Adrian Fein. Wenn man noch mal um den Aufstieg mitspielen wolle, müsse man nach der Winterpause an die Leistung anknüpfen. Wobei sie sich nach viereinhalb Monaten Spielbetrieb natürlich schon auf eine Pause bis zum Trainingsauftakt am 15. Januar freuen. Es ist aber noch nicht ganz so weit: Am Montag steht noch das Auswärtsspiel beim FC Schweinfurt an, dann ein Kurztrip nach London mit ein paar Testspielen.

Nicht mitreisen werden Akteure wie Kwasi Wriedt oder Marco Friedl, die nun regelmäßig mit dem Kader von Jupp Heynckes üben. Die Grenze zum Profibereich war beim FC Bayern schon lange nicht mehr so durchlässig wie zurzeit, obwohl es auch unter Pep Guardiola und Carlo Ancelotti oftmals erhebliche Verletzungssorgen gab. Das sei durchaus ein zusätzlicher Anreiz, sich reinzuhängen, sagt Fein: "Das macht schon Spaß, das macht hungrig auf mehr", selbst wenn man nur mal bei den Profis auf der Bank sitzen dürfe. Doch man müsse realistisch bleiben: "Es geht ja nicht nur darum, dass man in unserem Verein nach oben kommt, sondern dass man sich auch empfiehlt für andere Vereine. Jeder weiß, dass es schwierig ist bei Bayern." Doch wenn es "selbst bei Bayern München" klappe, sich für die erste Mannschaft zu empfehlen, sagt Walter, "dann haben wir im gesamten Jugendbereich ja nicht so viel verkehrt gemacht".

Dass ein Aufstieg in die dritte Liga diese Chancen noch erhöhen würde, sagte er erst einmal nicht.

© SZ vom 01.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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