Fußball-Regionalliga:Sturm am Spielfeldrand

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Debattierklub in kurzen Hosen: Die Garchinger Nikolaos Salassidis (Mitte) und Daniel Suck (re.) beschweren sich über die harte Gangart der Fürther. (Foto: Stephan Rumpf)

In einem emotionalen Duell gegen Greuther Fürth II holt sich der VfR Garching seinen ersten Punkt 2017. Das Team von Trainer Daniel Weber ließ dabei zahlreiche Chancen liegen.

Von Christian Bernhard, Garching

Daniel Webers Auftreten am Samstagnachmittag hätte nicht besser zum unwirtlichen Wetter passen können. Der Wind peitschte durch die Stadionanlage am Garchinger See - und Weber ging an der Seitenlinie stürmisch zu Werke. Nach 90 auch auf dem Spielfeld tosenden Minuten hatten Weber und sein VfR Garching nach zuvor vier Niederlagen in Serie, davon drei noch im Kalenderjahr 2016, den ersten Punktgewinn 2017 in der Tasche. 1:1 hieß es gegen die zweite Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth, dadurch haben die Garchinger (33 Punkte) als Tabellen-Elfter weiterhin neun Zähler Vorsprung auf den ersten Abstiegsrelegationsplatz der Regionalliga Bayern. "Wir haben den Abstand nach unten gewahrt, dementsprechend ist alles gut", erklärte der VfR-Trainer ruhig und sachlich nach Spielschluss. Der Sturm war verflogen.

Weber hatte sich bereits wenige Minuten nach Spielbeginn von seiner Bank erhoben und mit dem Schimpfen begonnen. Erst wegen des frühen Gegentores - Julian Kohlbeck hatte die Franken nach einem Eckball in Führung gebracht (7.) -, dann wegen des seiner Meinung nach zu langsamen Spielaufbaus seiner Mannschaft. So richtig in Fahrt kam Weber aber in Minute 23, als sein Kapitän Dennis Niebauer vor einem Fürther Offensiv-Freistoß nach einer unübersichtlichen Szene mit Tolcay Cigerci, der beim Hamburger SV schon Bundesliga-Luft geschnuppert hat, zu Boden gegangen war. Der Garchinger Trainer hatte einen Knietritt des Fürthers gesehen und sprach von einer "ganz klaren Tätlichkeit", Schiedsrichter Thomas Berg aus Landshut schritt aber nicht ein.

Kurz darauf musste VfR-Mittelfeldspieler Orkun Tugbay nach einem harten Einsteigen von Fürths Kevin Guerra gestützt von zwei Betreuern in die Kabine begleitet werden, in der Halbzeit fuhr ihn dann der Krankenwagen vom Platz. Weber empfand das Vorgehen der Franken generell als unfair und teilte seinem Kollegen Thomas Kleine lautstark und unmissverständlich mit, dass er mit dieser rüden Gangart alles andere als einverstanden war. "Wir müssen ja Emotionen reinbringen", erklärte er hinterher sein energisches Verhalten, "rein vom Spielerischen her sind uns solche Mannschaften normalerweise überlegen".

Am Samstag galt das allerdings nicht, nach dem frühen Fürther Führungstreffer spielte sich das Geschehen fast nur noch in der Hälfte der Gäste ab. Erst recht nach Minute 38, in der Guerra nach seiner zweiten gelben Karte des Tages vom Platz musste. In der zweiten Halbzeit waren mit Ausnahme des Garchinger Torwarts alle Feldspieler regelmäßig in der Fürther Hälfte zu Gange, bis auf eine schwach ausgespielte Vier-gegen-Zwei-Kontersituation (55.) kam von den Franken offensiv nichts mehr. Der VfR hingegen brachte eine Flanke nach der anderen in den Strafraum, besonders über die rechte Seite machte die Weber-Mannschaft viel Druck.

Einzig die Torausbeute liegt Trainer Weber hernach im Magen: Seine Elf lässt viele Chancen aus

Mehrmals fanden die hohen Bälle auch einen Garchinger Spieler, doch Manuel Eisgruber (56.), Mario Staudigl (74.) und Dennis Niebauer gleich zweimal (57., 69.) brachten den Ball jeweils per Kopf nicht im Tor unter. Versuch Nummer fünf funktionierte dann: Der kurz zuvor eingewechselte Florian de Prato flankte die Kugel ideal auf Dennis Niebauer, und dessen Kopfball landete im Netz (76.). De Prato hatte dem Garching-Spiel das gegeben, was zuvor gefehlt hatte: Präzision.

"Mehr Torchancen kann man in einem Spiel nicht haben", betonte Weber, der mit dem Engagement seiner Mannschaft vollauf zufrieden war, nach Spielschluss. Einzig die Chancenverwertung lag ihm im Magen: "Wer sieben, acht, neun hochkarätige Chancen kriegt, muss so ein Spiel einfach klar gewinnen."

Abgesehen davon hofft Weber, dass seine Spieler aus dem engagierten Auftritt die richtigen Schlüsse ziehen. Sein Team habe manchmal "Angst vor der eigenen Courage", erklärte er und forderte für die kommenden Aufgaben, von Beginn an "etwas mehr Cleverness und Aggressivität" an den Tag zu legen. Beim FC Memmingen, der sich mittlerweile in der Spitzengruppe festgesetzt hat, wird am kommenden Samstag (14 Uhr) all das vonnöten sein, denn Weber erwartet im Allgäu nichts weniger als eine sportliche "Schlacht". Dann, so Weber, "müssen wir von Anfang an unsere Emotionen aufs Feld bringen". Genauso, wie er es gegen Fürth eindrucksvoll vorgemacht hat.

© SZ vom 20.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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