Fußball-Regionalliga:3:0 statt 6:6

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„Was sie gelaufen sind, ist der Wahnsinn“: Athedon Lushi war einer der Kilometerfresser, er traf zum 2:0. (Foto: Toni Heigl)

Der FC Pipinsried kontert Nürnbergs Hurrafußballer in einem denkwürdigen Nachholspiel aus. In einem Offensivspektakel gab es noch viel mehr Chancen.

Von Christoph Leischwitz, Pipinsried

Es sei gerade noch einmal gut gegangen. Doch die drei Stürmer, sagte Marco Krammel, hätten sich nach dem Spiel in der Kabine beinahe übergeben müssen vor Erschöpfung. Die Aussage des Co-Trainers vom FC Pipinsried erschien zwar ein wenig übertrieben. Immerhin ließ sich Atdhedon Lushi vor der Kabine lange von Freunden und Familienmitgliedern feiern. Und Manuel Müller sagte: "Och, laufen war schon immer meine Stärke." Nur der überragende Kasim Rabihic war wohl recht schnell in die Kabine gegangen nach dem 3:0-Erfolg über den 1. FC Nürnberg II. "Was sie gelaufen sind, ist einfach nur Wahnsinn", sagte Krammel dann noch, und das wiederum war nicht übertrieben. Ebenso wenig wie die Aussage, dass dieses Spiel in Sachen Unterhaltungswert eines der denkwürdigsten dieser Regionalliga-Saison war. "Es hätte auch 6:6 ausgehen können", sagte Doppeltorschütze Müller.

Das Hinspiel hatte Pipinsried 0:4 verloren, der letzte Heimsieg datierte von Anfang November, und Großchancen hatte die Mannschaft zuletzt nicht gerade am Fließband produziert. Am Dienstagabend aber, im Nachholspiel des 24. Spieltags, lieferten sich beide Teams ein Offensivspektakel. Für die Club-Reserve ist der Tabellenstand unwichtig, sie will ohnehin nicht aufsteigen. Pipinsried trat zugleich mitten im Abstiegskampf die Flucht nach vorne an. Und wurde schnell belohnt, weil Müller nach Zuspiel von Rabihic schon nach zwei Minuten getroffen hatte. Als Lushi nach einem weiten Ball von Andreas Schuster in der 25. Minute per Flugkopfball auf 2:0 erhöhte, zeichnete sich ein Torfestival ab.

Doch betrachtet man den betriebenen Pipinsrieder Aufwand als Kosten-Nutzen-Rechnung, so war der Ertrag katastrophal schlecht. Schon nach dem zweiten Tor ergaben sich für die Gastgeber fast im Minutentakt Konterchancen, weil Nürnberg stur bei seinem Offensivfußball blieb. Doch Lushi, Müller und Rabihic vergaben beste Möglichkeiten, aus allen Lagen. Phasenweise schien sich die fehlende Präzision im Abschluss dann zu rächen. Pipinsrieds Torwart Thomas Reichlmayr bekam ebenfalls allerhand zu tun, auch wenn der 19-jährige Luis Grassow als Mittelglied einer Fünferkette viele Situationen mit beherzten Zweikämpfen bereinigte.

Spielertrainer Hürzeler war gar nicht dabei, er weilte beim Trainerlehrgang in Kamen

Die 210 Zuschauer stöhnten immer wieder auf, wenn eine Riesenchance vertan wurde, doch sie stellten keine Kosten-Nutzen-Rechnung an. Vielmehr sprang der Funke über, was in Pipinsried bislang selten der Fall war. Aus allen Ecken des Stadions riefen Anhänger "Auf geht's, Pipi", es gab Szenenapplaus bei gewonnenen Zweikämpfen und bei aus der Gefahrenzone geschlagenen Bällen. Die schlechte Chancenverwertung rächte sich nicht, Müller erzielte in der 88. Minute das entscheidende 3:0.

Nach dem Schlusspfiff gab es Schulterklopfer und viel Anerkennung. Die Mannschaft steht nun erst einmal fünf Punkte vor den Abstiegs-Relegationsplätzen. "Wir haben alles umgesetzt, was Fabi uns vorgegeben hat", sagte Co-Trainer Krammel über Spielertrainer Fabian Hürzeler. Der weilt gerade bei einem Trainerlehrgang in Kamen-Kaiserau, er hatte am vergangenen Samstag ohnehin die zehnte gelbe Karte gesehen und war für ein Spiel gesperrt.

Die bedingungslose Offensive der Nürnberger hatte Pipinsried jedenfalls in die Karten gespielt. An diesem Freitag reist der FC bereits zum Defensivteam Schalding-Heining. Und kann zeigen, ob er mit einer wahrscheinlich völlig anderen Taktik ebenfalls erfolgreich gegen den Abstieg spielen kann.

© SZ vom 12.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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