Fußball-Regionalliga:Spaziergang auf der Rasierklinge

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Schwer auszurechnen: Steeven Ribéry belebt das Spiel der Bayern-Amateure auf der rechten Außenbahn. (Foto: Imago)

Trotz Abschlussschwäche besiegt der FC Bayern II Buchbach 3:0

Von Ralf Tögel, München

Etwas zerknirscht saß Anton Bobenstetter im Grünwalder Stadion auf der leeren Spielerbank, die Schirmmütze tief ins Gesicht gezogen, der Blick leer. "Wer verliert schon gerne", meinte der Trainer der Regionalliga-Fußballer des TSV Buchbach nach der 0:3-Niederlage bei den sogenannten Amateuren des FC Bayern. Nebenan tobte der Frohsinn, Kollege Heiko Vogel gab zusammen mit Aleksandro Petrovic dem Bayerischen Fußball-Verband ein kleines Interview für die Homepage. Eigentlich nichts Besonderes, nur ist Petrovic Spieler in Buchbach, auch er gab gut gelaunt kleine Späßchen zum Besten. Ganz offenbar hatten sich die Wenigsten auf Seiten der Gäste etwas ausgerechnet. Als Erfolg hätten sie in dem 3000-Seelen-Örtchen schon einen Zähler gewertet - der wäre mit ein bisschen mehr Abgeklärtheit vor dem Tor auch drin gewesen.

Bobenstetter also starrte ins Nichts, während Vogel und Petrovic vergnügt Nettigkeiten austauschten. Der 27-jährige Mittelfeldspieler war "mein Kapitän", wie Vogel aufklärte, Petrovic hat die Ausbildungsabteilung des FCB durchlaufen, auch unter Trainer Vogel. Bobenstetter war das ziemlich egal, er trauerte den Chancen nach: "Die sind uns fußballerisch überlegen", gab er zu, "aber wenn du trotzdem drei solche Chancen bekommst . . .", Bobenstetter musste den Satz nicht vollenden.

Die Münchner hatten dem Gegner in der Tat ein paar gute Angebote gemacht. Zum einen deshalb, weil sie einmal mehr ihre große Überlegenheit in der ersten Halbzeit angesichts der Fülle an hochkarätigen Chancen nur zu einem recht mageren 1:0-Vorsprung nutzen konnten. Der FCB kontrollierte von Beginn an Tempo und Spiel, benötigte aber die einzige Möglichkeit der Gäste im ersten Durchgang als eine Art Impuls, um selbst richtig zielführend zu agieren. Keeper Andreas Rössl riss rechtzeitig eine Faust nach oben und wehrte den wuchtig geschossenen Ball von Christian Brucia ab, der war FCB-Verteidiger Philipp Walter einfach davongelaufen. Der direkte Gegenzug brachte die 1:0-Führung, beinahe aber hätten Sinan Kurt, Steeven Ribéry und Patrick Weihrauch ein Pässchen auf engstem Raum zu viel gespielt, Weihrauch stocherte den Ball gerade noch rechtzeitig aus kurzer Entfernung ins Tor (25.). Die einzig denkbare Kritik in den ersten 45 Minuten war folglich, dass "wir wieder unser Tore nicht gemacht haben", wie Vogel unschwer erkannte. Fast im Minutentakt spielten sich die Gastgeber Chancen von allererster Güte heraus, Kurt über links und Milos Pantovic über rechts machten viel Druck, Ribéry ist ohnehin schwer auszurechnen und zu stoppen, auch Gianluca Gaudino, wegen eines gerade überstandenen Infekts nicht immer auf der Höhe, brachte mit seinen messerscharfen Pässen in die Tiefe Gefahr. Allein: Es fiel kein Tor, Pantovic und Karl-Heinz Lappe trafen den Pfosten. Solche Unzulänglichkeiten hatten ein paar Tage zuvor gegen Nürnberg II eine Niederlage eingebracht.

Und die Bayern ritten auch in diesem Spiel nach dem Wechsel erst einmal auf der Rasierklinge. Erst rettete Matthias Strohmaier in letzter Sekunde gegen den durchgebrochenen Brucia (51.), was hart an der Grenze zum Foul und damit zum Strafstoß war, dann schoss Thomas Leberfinger aus kurzer Entfernung Keeper Rössl in die Arme (55.), und schließlich zielte Maximilian Bauer mit einem scharfen Flachschuss am geschlagenen Keeper Rössl, aber auch am Tor vorbei (70.). In dieser Phase wirkten die Bayern orientierungslos, behalfen sich entgegen ihrer angeordneten Spielweise auch mal mit Befreiungsschlägen. Aber sie fingen sich und eroberten die Herrschaft auf dem Rasen zurück. Letztendlich nutzten der eingewechselte Julian Green (86.) und schließlich Kapitän Lappe (90.) zwei Konter zum verdienten 3:0. Vogel war "zufrieden und stolz auf die Jungs", die erste Halbzeit sei die beste gewesen, die er bisher von seiner Auswahl gesehen habe. Der FCB-Trainer erinnerte in diesem Zusammenhang an die enormen Anforderungen an seine Spieler, die mit U19 und Profis teilweise zwei weitere Teams bedienen. Und er weiß: "Wir müssen definitiv an der Konsequenz arbeiten."

Der Abend endete also recht harmonisch. Als das Stadion längst leer war, sah man Bobenstetter und Vogel noch im angeregten Gespräch. Sie tauschten wohl noch ein paar nette Worte.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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