Fußball-Regionalliga:Rohe Unentschlossenheit

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Nah dran und doch vorbei: Fabian Hürzeler (li. gegen Torschütze Adam Jabiri) scheiterte an Kickers-Torwart Robert Wulnikowski. (Foto: Johannes Simon)

Nach dem unnötigen 0:1 gegen Titelfavorit Würzburg zählt für die U21 des TSV 1860 München nur noch eins: "Wir wollen die Saison vor den Bayern beenden."

Von Christoph Leischwitz, München

Peter Kurzweg war angefressen, wie er selbst sagte, denn: "Wir können ja mit denen mithalten." Der einzige Unterschied: "Der Gegner ist abgekochter", sagte der Abwehrspieler des TSV 1860 München II. Und dafür gab es ein sehr anschauliches Beispiel: In der 80. Spielminute führte der eingewechselte Robert Glatzel im Mittelfeld den Ball, es war eine viel versprechende Vier-gegen-drei-Situation. Während Glatzel noch überlegte, ob er passen oder schießen sollte, spitzelte ihm ein Gegner den Ball vom Fuß. Den Gegenzug der Würzburger Kickers vollendete dann der eingewechselte Adam Jabiri mit einem Abstauber zum 1:0 für die Gäste - der Endstand. "Natürlich ist das gelaufen", sagte Kurzweg auf die Frage nach der Meisterschaft in der Regionalliga, selbst bei einem Sieg hätte der Tabellenzweite sich keine allzu großen Hoffnungen mehr gemacht - bei einem Spiel weniger beträgt der Rückstand der Löwen elf Punkte. "Wir wollen die Saison vor den Bayern beenden", sagt der 21-Jährige, und dafür wäre ein Sieg im Derby am Ostermontag natürlich wichtig. "Das ist ja das geilste Spiel des Jahres", schwärmt Kurzweg.

Es geht für Sechzigs U21 also schon länger nicht mehr darum, die Meisterschaft einzufahren und wie vor zwei Jahren an den Aufstiegsspielen zur dritten Liga teilzunehmen. Dabei hatte die Mannschaft im Spiel gegen die Kickers über weite Strecken gezeigt, dass sie das Potenzial hat, ganz oben mitzuspielen. Und das, obwohl Trainer Torsten Fröhling sowie wichtige Spieler in den Profikader befördert wurden. Außerdem ist Mittelstürmer Fejsal Mulic verletzt, ihn plagen seit Wochen Rückenprobleme. Doch Jungtrainer Daniel Bierofka ließ Glatzel trotzdem 62 Minuten draußen, Zugang Jimmy Marton saß das komplette Spiel auf der Bank. Dafür setzte Bierofka auf ein ungewöhnliches Mittel: Im Sturmzentrum wechselten sich in Richard Neudecker und Kasim Rabihic zwei Mittelfeldspieler ab. Doch auch nach diesem Experiment hat die U21 in diesem Jahr noch immer kein Tor erzielt.

Bereits in der fünften Spielminute hatte Stephane Mvibudulu eine Torchance, er war auf der rechten Seite durchgebrochen und hatte die Wahl, querzulegen oder selbst zu schießen. Er schoss und verpasste das ferne Eck nur um Zentimeter. In der gleichen Situation legte der überragende Würzburger Offensivspieler Amir Shapourzadeh 75 Minuten später das Siegtor auf. "Wir hatten Situationen vor dem gegnerischen Tor, und wir haben sie gut herausgespielt. Aber je näher wir dem Tor kommen, umso mehr fehlt die Entschlossenheit", bemerkte Bierofka. Freilich habe man auch Pech gehabt. So zum Beispiel in der 67. Minute, als Rabihic einen Freistoß aus 20 Metern an die Latte setzte. Und bei mehreren Getümmeln im Würzburger Strafraum fiel der Ball eben oft nicht einem Sechziger, sondern einem Würzburger vor die Füße.

"Sie sind jung, schnell und spielerisch stark", sagt Würzburgs Trainer Bernd Hollerbach auf die Frage, warum sich seine Mannschaft ausgerechnet gegen die Sechziger so schwer tut - der 2:0-Sieg der Löwen im Hinspiel ist immer noch die einzige Niederlage des Favoriten in der laufenden Saison. Und wäre seine Mannschaft auch diesmal in Rückstand geraten, Hollerbach hätte sein Team in der zweiten Halbzeit nicht so defensiv agieren lassen können, wie er es letztlich tat. Doch auch , wenn die Chancen nach der Pause seltener wurden, die Sechziger hatten immer noch welche: Fabian Hürzeler scheiterte unmittelbar nach Wiederanpfiff an Kickers-Torwart Robert Wulnikowski, Neudecker zielte bei einem Torschuss aus der Drehung zu zentral (72.). Aufgrund der vielen Chancen gegen den designierten Meister war sich Bierofka sicher: "Es klappt bald wieder."

Vor dem Derby gegen den FC Bayern II müssen sie das Toreschießen am kommenden Donnerstag aber ausgerechnet bei Wacker Burghausen üben: Die Mannschaft von Ex-Löwen-Coach Uwe Wolf hat in den vergangenen vier Spielen nur ein Gegentor kassiert.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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