Fußball-Regionalliga:Reanimation eines Untoten

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Also? Also fuhren die Hachinger - rechts Maximilian Bauer im Zweikampf mit dem Fürther Johannes Golla - ohne Punkte nach Hause. (Foto: Zink/Imago)

"Total unnötig": Unterhaching geht in Fürth in Führung, vergibt Chancen zum 2:0, kassiert nach 661 Minuten wieder ein Gegentor - und verliert 1:2

Von Stefan Galler, Unterhaching

So mancher gruselt sich beim Gang übers Oktoberfest, wenn er an den Geisterbahnen vorbeischlendert, die mit allerlei Horrorfiguren Groß und Klein dazu animieren wollen, zuzusteigen, um die eigenen Ur-Ängste zu überwinden. Vielleicht sind ja auch im Team des Fußball-Regionalligisten SpVgg Unterhaching ein paar Spieler, die Phobien mit sich herumtragen. Trainer Claus Schromm versuchte sich nach der 1:2 (1:1)-Niederlage bei der SpVgg Greuther Fürth II jedenfalls als Psychologe und machte bei seinem unerfahrenen Team eine tiefe Furcht vor Zombies und ähnlichen Wiedergängern aus: "Der Gegner war gefühlt eigentlich schon tot, und wir haben ihn wiederbelebt, indem wir unsere Chancen nicht genutzt haben."

In der Tat war die Niederlage, wie es SpVgg-Präsident Manfred Schwabl ausdrückte, "total unnötig", schließlich habe man den Gegner nach der 1:0-Führung "absolut im Sack gehabt". Um im Grusel-Duktus zu bleiben: Ein weiterer Hachinger Treffer wäre wohl der Pflock ins Herz des Kleeblatts gewesen. Alleine Markus Einsiedler hätte in der Anfangsphase bereits klare Verhältnisse schaffen können, vergab jedoch nach Zuspiel von Thomas Steinherr (5.), wurde vom Fürther Christian Held geblockt (7.) und scheiterte im dritten Versuch am früheren FC-Bayern-Torwart Leopold Zingerle (9.). Erst der vierte Streich war drin, Alexander Piller hatte für den Unterhachinger Pokalhelden der ersten Runde gegen den FC Ingolstadt (2:1) glänzend vorbereitet (15.).

Nach Einsiedlers zweitem Ligator ließen sich die Hachinger ein bisschen das Spiel aus der Hand nehmen. "Da haben sich Nachlässigkeiten eingeschlichen", räumte Schwabl ein. Die Fürther Stefan Maderer (24.) und Mergim Bejrami (30.) verbreiteten ein wenig Torgefahr, dann setzte Ulrich Taffertshofer mit einem 22-Meter-Schuss, den Zingerle mit Mühe entschärfte, das nächste Ausrufzeichen der Gäste (33.). Um so überraschter waren die Rot-Blauen, als die Mittelfranken in der 39. Minute wieder auferstanden: Rechtsverteidiger Patrick Tischler schloss eine Einzelaktion aus zwölf Metern ab und beendete damit die 661 Minuten dauernde Phase ohne Gegentreffer der Unterhachinger. Zuletzt hatte es beim 0:1 in Burghausen am 31. Juli im Tor von Stefan Marinovic eingeschlagen. "Es war klar, dass es irgendwann mal wieder so weit ist", sagte Schwabl. "Aber diesmal hätte es das noch nicht gebraucht."

Trainer Schromm war dementsprechend nicht besonders gut auf seine Spieler zu sprechen: "Nach dem 1:0 haben wir uns einlullen lassen. Das hatte mit Pech nichts zu tun, meine Mannschaft hat heute schlecht gespielt." Vor allem hatte sie es nach dem Ausgleich nicht mehr geschafft, dagegenzuhalten. "Nach der Pause haben wir bei weitem nicht mehr so gut ausgesehen wie davor", kritisierte Schwabl. Es gab kaum noch zwingende Torchancen für die Gäste, die beste vergab Einsiedler, als er in einer Eins-gegen-eins-Situation an Zingerle scheiterte (54.). Und dann schlugen die Fürther eiskalt zu. Als der Ball nach einer Hereingabe von Tim Bodenröder ziellos durch den Hachinger Strafraum schusserte, behielt einzig Johannes Golla den Überblick und schoss die Kugel aus acht Metern unter die Latte (75.). Das Comeback der Franken hatte der Schromm-Elf endgültig den Zahn gezogen, weitere Chancen gab es nicht.

Nach dem Spiel war denn auch vor allem die zahnlose Offensive das große Thema: "Wir schaffen es nicht, den Abschluss zu suchen und schießen zu wenig aufs Tor", beklagte Torschütze Einsiedler. Schwabl verwies auf die Statistik: "Wir haben erst zwölf Tore erzielt, davon fünf alleine gegen Memmingen." Das sei auch eine Frage der Reife und des Entwicklungsprozesses, betonte der Präsident. Gesucht wird also ein effektives Strafraumgespenst. Damit schon bald die anderen Gänsehaut bekommen.

© SZ vom 28.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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