Fußball-Regionalliga:Oktober-Evolution

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Brotlose Kunst: Patrick Weihrauch, Vorbereiter des Münchner 1:0, jongliert Ambergs Frank Lincke. (Foto: Johannes Simon)

Wenn weder Taktik noch Denkzettel helfen: Auch gegen Amberg kommt der FC Bayern II nicht über ein 2:2 hinaus

Von Christoph Leischwitz, München

Heiko Vogel fasste sich am Freitagabend besonders kurz und ließ gerade dadurch viel Raum für Spekulationen. Bislang hatte sich der Trainer des FC Bayern München II meist vor seine Mannschaft gestellt, wenn sie gegen einen defensiv ausgerichteten Gegner nur zu einem Unentschieden gekommen war. Zuletzt nach dem Heimspiel vor zwei Wochen, einem 0:0 gegen den FC Schweinfurt. Und das, obwohl der Tabellenletzte aus Franken damals in der Schlussphase gute Chancen gehabt hatte. Diesmal war alles ein bisschen anders. Im Kabinengang des Grünwalder Stadions wollte sich Vogel auf keine längeren Gespräche oder Analysen mehr einlassen, schon gar nicht bezüglich des Gegners. Er sagte nur: "Das war heute eine unterirdische Leistung. Der Mannschaft fehlt es in gewissen Situationen an Demut." Das Spiel des vermeintlichen Aufstiegskandidaten gegen den Mittelfeldklub FC Amberg endete 2:2 (1:1).

Vogels Mannschaft hatte diesmal nicht viel angeboten, um sie in Schutz zu nehmen. Denn der Aufsteiger aus Franken spielte gar nicht so defensiv wie gedacht, und trotzdem erspielten sich die jungen Bayern lange Zeit keine guten Möglichkeiten. Die Führung fiel lediglich nach einem schnöden Standard: Patrick Weihrauch brachte den Ball in die Mitte, Kapitän Karl-Heinz Lappe staubte ab (39.). Doch unmittelbar vor der Pause gelang Amberg der Ausgleich durch Tobias Wiesner (45.) - mit einem schnellen Gegenstoß. Die Bayern hatten es in dieser Situation durch mehrere Unkonzentriertheiten verpasst, mit einer Führung in die Pause zu gehen.

Nach einer ganz besonderen Unkonzentriertheit geriet der Tabellenzweite dann sogar in Rückstand: Bayerns Torwart Ivan Lucic bekam einen Pass zugespielt, er musste den Ball eigentlich nur wegschlagen. Stattdessen setzte der 20-Jährige zu einem Solo an und wurde dabei vom Amberger Christian Knorr gestört. Nach einem Pressschlag musste Knorr den Ball nur noch jubelnd über die Linie schieben (58.). Auch nach dem Rückstand schienen die meisten FCB-Spieler keinen erhöhten Handlungsbedarf zu sehen, nur wenige Akteure erreichten in diesem Spiel Normalform. Julian Green zum Beispiel, der beim 4:1-Erfolg gegen den FC Augsburg II eine Woche zuvor noch drei Tore erzielt hatte: Er hätte diesmal in der 63. und in der 68. Minute den Ausgleich erzielen können, scheiterte aber an Ambergs Torwart Matthias Götz.

Und so war es wieder ein Standard, der den Bayern zumindest einen Punkt rettete: Lucas Scholl trat aus 24 Metern einen Freistoß zentral auf das Tor, ein Amberger Abwehrspieler berührte den Ball noch leicht mit dem Kopf und fälschte ihn unhaltbar ab - 2:2 (70.). In der Schlussphase hätte beinahe noch Steeven Ribéry zum Sieg getroffen, doch sein strammer Schuss aus rund 15 Metern flog knapp vorbei (83.).

Vogel hat viel probiert in der nun abgelaufenen Hinrunde. Er hatte kurzzeitig Ribéry und Sinan Kurt nach uninspirierten Leistungen suspendiert. Der Übungsleiter hat zudem seine Spieler schon mehrmals in einem kuriosen System auflaufen lassen, das einem 3-3-4 sehr nahekommt. Gegen Amberg bedeutete dies, dass junge Spieler wie Felix Pohl (18 Jahre, neun Einsätze) oder Philipp Walter (19, sieben Einsätze) in einer Dreierkette für Stabilität sorgen sollen. Mehr Offensivkraft gegen die oft defensiv eingestellten Gegner in der Regionalliga haben sowohl taktische Maßnahmen als auch Denkzettel bislang nicht gebracht. Die Bayern drohen nach einem Oktober mit vier Unentschieden und nur einem einzigen Sieg den Anschluss an Spitzenreiter Jahn Regensburg zu verlieren.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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