Fußball-Regionalliga:Nichts erreicht

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Ein Sieg kommt nicht so einfach dahergeflogen, sinnierte Unterhachings Trainer nach dem Spiel. Der neue Außenverteidiger Max Dombrowka dagegen schon. (Foto: Claus Schunk)

Das torlose Unentschieden gegen die Gäste aus Illertissen belegt, wohin die Mannschaft der SpVgg Unterhaching eigentlich gehört: in das gehobene Mittelfeld der Tabelle

Von Christoph Leischwitz

UnterhachingSchon vor dem Anpfiff hatte sich der Stadionsprecher bei den immerhin 800 Zuschauern dafür bedankt, den Unterhachinger Sportpark und nicht das Oktoberfest als Ausflugsziel gewählt zu haben. Und es war wenig verwunderlich, dass er sich nach dem Schlusspfiff gleich noch einmal fürs Kommen bedankte. Die beste Hachinger Chance am Samstagnachmittag hatte nämlich so ausgesehen: Marco Rosenzweig lief am Strafraumrand einen Gegenspieler an und zwang diesen zu einem Pressschlag, der Ball segelte daraufhin knapp am Tor vorbei (38.). Schlecht war die Regionalliga-Partie der SpVgg Unterhaching gegen den FV Illertissen zwar nicht gewesen. Doch es hatten sich eben auf beiden Seiten eher die Angreifer Fehler geleistet, und weniger die Verteidiger. Hachings Trainer Claus Schromm formulierte es nach der Partie so: "Wir haben von den 90 Minuten nicht alle genutzt, um das Spiel zu machen, gerade in der Offensive." Offensichtlich glaubten einige in seiner Mannschaft, "schon etwas erreicht" zu haben, wunderte sich der Trainer.

Zumindest hatten die jungen Unterhachinger schon einmal erreicht, einen denkbar schlechten Saisonstart vergessen zu machen. Die letzte Niederlage liegt bereits sieben Wochen zurück. Am vergangenen Dienstag hatte man außerdem sehr konzentriert gespielt und im Toto-Pokal den Favoritenschreck SpVgg Haidhausen aus der Bezirksliga klar mit 7:0 aus den Wettbewerb befördert. Das 0:0 gegen Illertissen, findet Trainer Schromm deshalb, könne für seine Mannschaft lehrreich sein: "Ein Sieg ist nicht irgendetwas, was aus der Luft so einfach hierher fliegt", sagte er.

Haching hatte sich keine einzige Chance wirklich erspielt. Thomas Steinherr hielt nach einer weiten Flanke vom Mittelkreis den Fuß hin, der Ball flog knapp über das Tor (21.); wenig später traf ebenfalls Steinherr nach einem Eckball nur das Außennetz (27.), und in der 64. Minute prüfte Ulrich Taffertshofer den Illertisser Torwart Patrick Rösch mit einem Kopfball, ebenfalls nach einer Ecke (64.).

Schromms leise Kritik an seiner Mannschaft machte aber zugleich deutlich, dass die Ansprüche in Unterhaching in den vergangenen Wochen recht schnell gestiegen sind. Noch Anfang August wäre wohl jeder im Verein mit einem Unentschieden gegen Illertissen zufrieden gewesen, das seit Jahren zu den besten Teams der Liga gehört und in Holger Bachthaler von einem Mann trainiert wird, der aktuell die Ausbildung zum Fußball-Lehrer macht. Eben jener Bachthaler sprach hernach von einer gerechten Punkteteilung. "Ich finde es schön, wenn Holger mit einem Punkt zufrieden ist", erwiderte Schromm. Doch es liege schon auch an diesem starken Gegner, dass beispielsweise auch das mittlerweile schon berüchtigte Konterspiel in der Schlussphase erfolglos blieb.

"Da wollten wir noch einmal über unsere Fitness kommen", erklärte Abwehrspieler Max Dombrowka. Doch Illertissen behielt auch in der Rückwärtsbewegung meist den Überblick, die schnellen Angriffe der Hachinger blieben zu ungenau. Einmal hatte die Abwehr der SpVgg schlicht Glück, dass sie nun schon zum sechsten Mal in Folge ohne Gegentor blieb: Nach einem Einwurf bekamen mehrere Spieler den Ball nicht weg, Illertissens Felix Nierichlo drosch aus zehn Metern aufs Tor, traf Torwart Stefan Marinovic noch an der Schulter, und von dort krachte der Ball lautstark an den rechten Pfosten (23.).

Davon abgesehen zeigte sich die Abwehr stabil und ließ wenig zu. "Beide Außen- und beide Innenverteidiger haben sich sehr gut entwickelt", sagt Schromm, der sich bisweilen schwer tut, einzelne Personen zu loben. Tatsächlich hat aber die kurzfristige Verpflichtung des Linksverteidigers Dombrowka eine qualitative Lücke in der Viererkette geschlossen. "Ich wusste, dass ich mal wieder zurück in die Heimat will", sagt der 23-Jährige, der vor seinen drei Jahren bei Rot-Weiss Essen beim FC Bayern ausgebildet worden war. Die Viererkette habe von allen Mannschaftsteilen die meiste Erfahrung, findet Dombrowka.

Im Mittelfeld deutete Steinherr zumindest schon einmal an, dass er offensiv für mehr Stabilität sorgen kann. Er spielte am Samstag sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite und hatte die meisten Offensivaktionen. "Es war einfach nur schön, 90 Minuten auf dem Platz zu stehen. Ich hatte ein sehr hartes Jahr", so der Rückkehrer, der vergangene Saison beim Zweitligisten VfR Aalen kein einziges Mal spielen durfte. Er könnte nun glauben, schon etwas erreicht zu haben. Tut er nach eigenem Bekunden aber nicht.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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