Fußball-Regionalliga:Nach allen Seiten offen

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"Dafür gibt es keine Entschuldigung": Maximilian Nicu (re.) hat soeben die größte Chance des Spiels "verpennt" - es war nicht die einzige. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching verschenkt beim 1:1 gegen Rain zwei Punkte. Wie weit es der Regionalligist in dieser Saison bringen kann, wird sich noch vor Weihnachten zeigen - auch, was die finanziellen Möglichkeiten angeht

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Als alle zur Halbzeit Richtung Kabine gingen, blieb Manfred Schwabl kurz vor der Sechzehner-Linie stehen. Er bückte sich, hob einen rund 15 Zentimeter langen Grasfetzen auf, warf ihn zurück auf das ausgestanzte Loch und trat ein paar Mal feste drauf. Es mag wenig mit der Rasenpflege des Präsidenten zu tun gehabt haben, dass die SpVgg Unterhaching gegen den TSV Rain nach der Pause deutlich weniger holprig spielte als davor, und auch nicht damit, dass sie sich von den Grätschen des Gegners immer weniger beeindrucken ließ. Symbolisch war die Aktion trotzdem: Schwabl kümmert sich bekanntlich um so ziemlich alles im Verein, selbst um unwichtig scheinende Kleinigkeiten. Und es gibt im Verein pausenlos Löcher zu stopfen.

Zum Sieg reichte es am Samstagnachmittag gegen Rain dennoch nicht mehr. 1:1 lautete das Endergebnis, nach einem 0:1-Rückstand zur Pause. Das Unentschieden war für die Gäste aus Schwaben unheimlich schmeichelhaft und aus Unterhachinger Sicht komplett unnötig. In der vergleichsweise langweiligen ersten Halbzeit gerieten die Hachinger mit der ersten Chance des Gegners in Rückstand, Johannes Müller hatte ein Solo mit einem Schuss durch die Beine von Torwart Stefan Marinovic abgeschlossen (31.). Doch schon vor der Pause hätte Haching führen können. Zunächst vergab die SpVgg eine Dreifachchance (38.), bei der Marco Rosenzweig mit seinem knapp verzogenen Schuss Pech hatte. Und in der 42. Minute schob Maximilian Nicu nach schöner Vorarbeit von Alexander Piller aus fünf Metern am leeren Tor vorbei. "Dafür gibt es keine Entschuldigung", sagte der 32-Jährige, der bekannte, diese Riesenchance ebenso "verpennt" zu haben wie die gesamte Mannschaft die Anfangsphase.

In der zweiten Halbzeit ging es so weiter. Thomas Steinherr vergab zwei Großchancen (48., 53.), der eingewechselte Markus Einsiedler (63.) und Alexander Sieghart (67.) machten es ihm nach. Es traf allein Nicolas Hinterseer (68.) sechs Minuten nach seiner Einwechslung, was den Hachingern in einem komplett ungleichen Duell zumindest noch einen Punkt bescherte. Aus Rainer Sicht war dabei viel Glück im Spiel, aber auch viele taktische Fouls und versteckte Angriffe auf Unterhachinger Knöchel. Rain hatte gegen Ende nur noch den Einsatz unfairer Mittel entgegenzusetzen. Das bewiesen nicht nur sechs gelbe Karten für den TSV, sondern auch Aussagen nach dem Spiel. Sebastian Mitterhuber etwa, der einst für Unterhaching spielte, sagte auf dem Weg in die Kabine zu einem Hachinger Fan: "Die können es halt nicht anders." Er meinte seine Rainer Mitspieler.

Bezüglich Rain gibt es eine schmerzhafte Vorgeschichte: Hachings Sebastian Wiesböck war im Hinspiel von Marco Witasek so schwer gefoult worden, dass er sich einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte. Ausgerechnet gegen Rain saß Wiesböck erstmals wieder auf der Bank. Dass der Gegner auch diesmal wieder hart einstieg, ließ Schromm nicht kalt. "Wir haben ja damals ein nettes Genesungsschreiben wegen Wiesböck bekommen. Und diesmal hatte ich schon Sorgen, dass ihr wieder ein paar Briefmarken braucht", so der Trainer während der Pressekonferenz. Zumindest scheint diesmal niemand ernsthafte Verletzungen davongetragen zu haben.

Man war sich auf Unterhachinger Seite einig, dass man zwei Punkte verschenkt hatte. "Ob im Kampf um den Aufstieg oder im Kampf für den Klassenerhalt - das weiß ich nicht", sagte Nicu. Doch nicht erst nach der Leistung gegen Rain ist klar, dass Haching jetzt zu jenen Spitzenteams gehört, die gegen tief stehende, rustikale Gegner Lösungen finden müssen. Ob das Team nach dem schlechten Saisonstart noch um den Aufstieg mitspielen wird, entscheidet sich nach Weihnachten. Am Sonntag tritt die SpVgg bei Tabellenführer Regensburg an, danach warten die Spitzenteams Burghausen und FC Bayern II.

Auch nach diesen Partien wird sich noch einiges tun im Verein: Der Präsident bestätigte am Samstag gegenüber bfv.tv, dass er mit dem Geschäftsführer der Sam Sports GmbH, Christian Nerlinger, in Verhandlungen stehe. Bei der Jahreshauptversammlung vor Weihnachten (der Termin steht noch nicht fest) will Schwabl die geplante Kooperation mit dem möglichen Investor zur Abstimmung stellen. Er wird Überzeugungsarbeit leisten müssen, denn die Kooperation würde den Verein strukturell verändern. Sie ist deshalb unweigerlich auch mit der Wiederwahl Schwabls verknüpft.

© SZ vom 16.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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