Fußball-Regionalliga:Mitläufer im Schneckenrennen

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Die U21 der Münchner Löwen ergattert bei Tabellenführer Regensburg mit Glück einen Punkt

Von Maximilian Ferstl, Regensburg

Nach Schlusspfiff lässt sich Außenverteidiger Alexander Nandzik auf den Rasen fallen. Haris Hyseni begräbt seinen Kopf zwischen den Armen. Die Fußballer des SSV Jahn Regensburg wirken geknickt. Die Gäste vom 1860 München II blicken fröhlich drein, mancher Kontrahent bekommt einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. Dann geht es zu den Fans in die Kurve. Zeit, sich feiern zu lassen.

"Die tun glatt so, als hätten sie gewonnen", brummt ein Ordner in den Regensburger Katakomben. Wie bitte? Ah, richtig: Sechzig hat ja gar nicht gewonnen. Das Spiel am Donnerstag endete 1:1. Doch Unentschieden ist nicht gleich Unentschieden, schon gar nicht, wenn der Tabellenführer (Regensburg) auf den Tabellenachten trifft. Dessen Trainer Daniel Bierofka klang zufrieden. Sein Team habe schlecht begonnen, aber immer besser ins Spiel gefunden. Auch, weil sie "Glück oder einen guten Torwart" hatte. Bierofka spielte auf eine Szene in der 20. Minute an: 1860-Keeper Michael Netolitzky hatte Regensburgs Torjäger Markus Ziereis im Strafraum touchiert, den Strafstoß jedoch glänzend pariert. Auch vor der Münchner Führung paarten sich Glück und Können: Als sich Regensburgs Oliver Hein bei einem Zusammenprall verletzte, zog sich die Auswechslung hin, die Gäste durften fünf Minuten in Überzahl spielen und nutzten diesen Raum. Nicholas Helmbrecht schoss, SSV-Keeper Philipp Pentke wehrte zur Seite ab, Nicolas Andermatt stand richtig: 1:0.

Lange sah es so aus, als könnten die Sechziger den Vorsprung halten. Sie wirkten gefährlicher. Regensburgs Angriffe perlten an der Löwen-Abwehr ab. Bis in der 84. Minute Jann George flankte: Der Ball segelte in den Strafraum, rutschte an 1860-Kapitän Michael Kokocinski vorbei zu Stürmer Haris Hyseni, der zum 1:1 einschob. "Am Ende muss man sich natürlich ärgern, wenn man das Gegentor sechs Minuten vor Schluss bekommt," sagte Bierofka. "Dennoch: Kompliment an meine junge Mannschaft. Sie hat gegen einen starken Tabellenführer gut dagegengehalten." Allzu sehr wollten sich die Löwen nicht grämen. Nicht mal Kapitän Kokocinski, der den Ausgleich aus unmittelbarer Nähe erlebte: "Wir dürfen die Flanke schon nicht zulassen. Dann hoppelt der Ball, verspringt und rutscht mir durch." Das sei ärgerlich, "weil es deren erste richtige Torchance war", aber man habe erneut nicht verloren. Seit sieben Spielen ist 1860 II ungeschlagen. Der Platz im Tabellenmittelfeld ist zementiert. Dass wichtige Spieler wie Elf-Tore-Mann Nico Karger mittlerweile zur ersten Mannschaft beordert wurden, war nicht weiter aufgefallen.

Bierofka hatte die Oberpfälzer zuvor als Aufstiegsfavoriten erkoren. Sie hätten den besten Kader der Liga. Weil man in Regensburg im Grunde genauso denkt, schmeckte Jahn-Trainer Heiko Herrlich das Remis gar nicht. Sein Team habe die Momente verpasst, dem Spiel "die Richtung" zu geben: erst der parierte Elfmeter, dann das 0:1 in Unterzahl. Am Ende müsse man froh sein, nicht mit leeren Händen dazustehen. "Das darf man sich nicht häufig leisten, wenn man ganz vorne bleiben möchte." Der Wettlauf an der Tabellenspitze bleibt ein Schneckenrennen: Weil Burghausen schwächelte, hatte sich der Jahn zuletzt auf Platz eins geschoben - mit nun einem Punkt Vorsprung, immerhin dafür war das Remis gut. Beide Trainer waren sich übrigens einig, wie das 1:1 zu werten sei: "Es ist gerecht."

© SZ vom 26.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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