Fußball-Regionalliga:Mit Ruhe unterm Turban

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Der 2:0-Sieg gegen Wacker Burghausen zeigt: Auch mit überharter Gangart kann Unterhaching nicht bezwungen werden

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Als die 90-minütige Gesundheitsgefährdung vorbei war, lagen Unterhachings Spieler noch einmal gemeinsam auf dem Rasen, diesmal allerdings freiwillig. Während der Partie gegen Wacker Burghausen war das zumeist anders gewesen. Einer von ihnen, der Angreifer Markus Einsiedler, wurde nun von den Fans als "Fußballgott" auf den Zaun vor der Tribüne gerufen. Zwischen dem Buchstabieren des Wortes "Humba" wünschte Einsiedler dem anderen Fanblock noch eine "gute Heimreise". Es wurde gelacht, und dann fanden die Unterhachinger doch noch einmal die Kraft zu tanzen.

Die Erleichterung über den 2:0 (0:0)-Erfolg war selbst bei dieser erfolgsverwöhnten, immer noch ungeschlagenen Unterhachinger Mannschaft größer als sonst. Allen Beteiligten war klar gewesen, dass es sich im wahrsten Sinne um eines der härtesten Spiele der Saison handeln würde. "Vorher schon", bekräftigte Ulrich Taffertshofer, der besonders gezeichnet war: Ab der 64. Spielminute war der defensive Mittelfeldspieler mit einer Platzwunde, ergo einem Turban unterwegs. Während er am Seitenrand gelegen hatte, hatte sich Präsident Manfred Schwabl zu dem Spielmacher hinunter gebeugt und sinngemäß gesagt: Du hast schon Gelb, lass dich nicht weiter provozieren. "Hut ab", sagte Trainer Claus Schromm hernach über die Nervenstärke seines Teams. Es habe auch in diesem Bereich eine enorme Entwicklung gemacht: "Vor einem Jahr hätten wir so ein Spiel noch verloren." Wobei angemerkt werden muss, dass auch die Burghauser Moritz Moser und Kevin Hingerl verletzungsbedingt ausgewechselt wurden.

Es hatte zehn Sekunden gedauert, dann hatte der Gast das Gift in die Partie geschüttet. Hachings Rechtsverteidiger Maximilian Bauer war beim ersten Ball nach vorne rüde gefoult worden, er musste mehrere Minuten behandelt werden. Während dieser Pause richteten die recht zahlreich erschienenen Burghauser Fans Schmähgesänge an den Gegner. Es folgten eine Rudelbildung (20.) und viele Unterbrechungen. Letztlich überraschend, dass die Partie mit elf gegen elf beendet wurde. Und dass trotz allem genug Spielfluss für eine unterhaltsame Partie zusammenkam.

Unterhachings erfolgreiche Offensive hatte auch diesmal wieder zahlreiche gute Chancen kreiert. So traf Stephan Hain aus kurzer Distanz nur den Pfosten (24.), Bauer verzog aus acht Metern freistehend (45.). Doch diesmal hatte der Gegner mehr Möglichkeiten gehabt als sonst. Burghausen war kontergefährlich und kam oft im gegnerischen Sechzehner zum Abschluss, dabei fehlte aber bisweilen die nötige Konzentration. So wie in der 38. Minute, als Stefan Wächter aus zehn Metern etwa ebenso weit über das Tor schoss. Und der eine oder andere Abwehrspieler zeigte sich kurz beeindruckt von der Burghauser Gangart: Bauer leistete sich in der 68. Minute einen Fehler, der ohne das Eingreifen von Torwart Stefan Marinovic den Ausgleich für die Gäste bedeutet hätte.

Das 1:0 fiel psychologisch günstig gleich nach der Pause, Jim-Patrick Müller traf im zweiten Versuch aus kurzer Distanz (47.). Das zweite Tor fiel - ebenso psychologisch günstig - in eine gute Phase der Burghauser hinein: Dem ständig eng gedeckten Sascha Bigalke gelang eine Freistoßflanke, die Einsiedler mit einem wuchtigen Kopfball nutzte. Er befand sich dabei etwa auf der Höhe jenes Zauns, auf dem er 25 Minuten später stehen sollte.

Danach stand vor allem Uwe Wolf im Mittelpunkt - oder eben auch nicht. Der Burghauser Trainer war von den Hachinger Fans ausgepfiffen worden, als er minutenlang an der Mittellinie stand, um ins Feld hineinzuschimpfen. Viel später begann die Pressekonferenz ohne ihn, "ein Uwe Wolf ist nicht auffindbar", hieß es von Seiten der SpVgg. Als Wolf dann doch noch erschien, erwähnte er die vergebenen Burghauser Chancen, sprach aber von einem verdienten Sieger. Und merkte an: "Ich darf Haching zur Meisterschaft gratulieren, alles Gute in der Relegation." Bevor es so weit ist, muss die SpVgg aber auf jeden Fall noch einmal in Burghausen antreten.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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