Fußball-Regionalliga:Meister der Improvisation

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Der VfR Garching ist zwar mit den Personalplanungen noch nicht ganz fertig, dennoch liegen Trainer Daniel Weber und seine Männer im Plan.

Von Stefan Galler, Garching

Daniel Weber treibt so ein Ergebnis nicht um. Erst recht nicht, wenn die Mannschaft wegen der kräftezehrenden Trainingseinheiten der letzten Tage auf dem Zahnfleisch daherkommt. Und so nahmen die Regionalligafußballer des VfR Garching die 0:1 (0:0)-Testspielniederlage gegen den Bayernligaaufsteiger SB Chiemgau Traunstein am Samstag gelassen zur Kenntnis. Zumal einige Stammspieler geschont wurden. Und der Gegner eher nicht als Blaupause dient für die Teams, auf die man in der Liga trifft. "Die machen die Räume deutlich enger, als wir das gewohnt sind", so der VfR-Coach, der den Traunsteinern ein Lob zollte: "Was die Körperlichkeit angeht, könnten die auch höherklassig spielen." Das Gegentor fiel kurz nach der Pause durch einen Konter, Garching vergab in der zweiten Halbzeit einige Chancen, unter anderem traf Manuel Eisgruber kurz vor Schluss den Pfosten.

Zwei Wochen vor dem Saisonstart - Garching tritt am ersten Spieltag beim FC Augsburg II an (Samstag, 15. Juli, 14 Uhr) - liegen Weber und seine Leute im Plan. Das gilt einerseits für den Konditionsaufbau und die Integration der Neuen, andererseits auch für die Transfertätigkeiten. Der VfR hatte auf diesem Gebiet einen erheblichen Nachteil wegzustecken: "Durch die finanzielle Unsicherheit war ich diesmal bei den Personalplanungen später dran", sagt Trainer Weber. Garching hatte im April zwischenzeitlich seine Zukunft in der Regionalliga infrage gestellt, weil sich ein Defizit in Höhe von 35 000 Euro angehäuft hatte. Erst nach einer erfolgreichen Sponsorenakquise war klar, dass im Stadion am See auch in der neuen Saison wieder Viertligafußball zu sehen sein wird.

Allerdings verabschiedeten sich mit Torwart Daniel Maus (nach Buchbach) und den beiden Mittelfeldspielern Florian de Prato (Spielertrainer beim Bezirksligisten TSV Moosach) und Georg Ball (Hallbergmoos) drei wichtige Stützen zu anderen Vereinen. Weber kompensierte diese Weggänge mit einigen sehr jungen Spielern wie dem 18-jährigen Abwehrallrounder Semi Belkahia, der einst in der Bayern-Jugend spielte und zuletzt in der U 19 der TSG Hoffenheim. Als Garchings Übungsleiter mitbekam, dass der gebürtige Münchner im Kraichgau keinen Profivertrag bekommen würde, "habe ich zugeschnappt", so Weber. Das gelang ihm auch bei den beiden Deisenhofener Talenten Emre Tunc und Matthew Durrans, bei Dominik Hepp vom TSV 1860 und dem Unterhachinger Angreifer Tom Zimmerschied. Schwerer tut sich der Garchinger Coach, erfahrene Kräfte zu rekrutieren: Tobias Grill (Ismaning) und Hiroki Kotani (Wolfratshausen) konnten verpflichtet werden, dazu Innenverteidiger Florian Pflügler, der in der Vorsaison beim Ligakonkurrenten Buchbach gesetzt war. Im Tor fordert der 21 Jahre alte Joey Brenner (zuletzt bei einem Kreisligisten in Konstanz) den erfahreneren Kai Fritz heraus, der einst bei Haching, Heimstetten und 1860 gespielt hatte. "Ich suche noch einen Torwart und einen Stürmer", sagt Weber.

Seit einer guten Woche sind die Garchinger jetzt in der Vorbereitung, zum Auftakt hatte das Team an einem Benefizturnier für das Allgäuer Kinderhospiz St. Nikolaus in Kottern teilgenommen; eine Veranstaltung, die Daniel Weber mitinitiiert hatte: "Wir sind selbst eine betroffene Familie, dort fahren wir jedes Jahr hin, um ein bisschen durchschnaufen zu können", sagt der Garchinger Trainer. Gut 800 Zuschauer kamen zu dem Turnier, an dem auch die Bayern Amateure teilnahmen. "Ich bin sehr stolz, dass ich diese Einrichtung unterstützen konnte", so Weber.

Weniger gut gelaunt quittierte der 44 Jahre alte Coach dagegen den neuen Regionalligaspielplan: Sein Team muss nach dem Auftakt in Augsburg zwei Mal aussetzen; zunächst, weil die Bayern Amateure wegen der Asien-Tournee der Profis aus dem Spielbetrieb genommen werden und direkt anschließend, weil man wegen der 19er-Liga einmal pro Halbserie spielfei ist. Die Garchinger trifft es am dritten Spieltag. "Danach dürfen wir wieder mitspielen", sagt Weber mit Galgenhumor. Die Hinrunde dauert bis Dezember, in der letzten Februarwoche geht es wieder los. "Da sind Spielausfälle programmiert", orakelt der VfR-Coach und prophezeit eine knallharte Saisonendphase: In den letzten Wochen geht es gegen die vermeintlichen direkten Abstiegskonkurrenten Unterföhring, Eichstätt und Pipinsried.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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