Fußball-Regionalliga:Lässig wie Zidane

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Bittet zum Tanz: Hachings viermaliger Torschütze Stephan Hain (li.). (Foto: Imago)

Hachings überragender Stephan Hain schießt beim 5:0 gegen Schweinfurt vier Tore

Von Matthias Schmid, Unterhaching

Francesco Totti hatte die ganze Zeit lässig am Geländer gelehnt. Doch nach dem dritten Treffer von Stefan Hain an diesem Nachmittag gegen den 1. FC Schweinfurt konnte er auch nicht mehr anders, als leidenschaftlich zu applaudieren. Totti, dieser 39 Jahre alte ewiger Römer, war natürlich nicht leibhaftig am Samstag im Unterhachinger Sportpark erschienen, es war ein Double, ein Bub mit Tottis Roma-Trikot. In diesen Tagen würde man den Unterhachingern auch diesen Transfercoup zutrauen, es klappt irgendwie alles. Mit dem 5:0 (1:0) gegen Schweinfurt festigte die Mannschaft von Claus Schromm die Tabellenführung in der Regionalliga mit der Optimalpunktzahl von 21 Zählern, sieben Siege in sieben Spielen. In fünf Partien hat mittlerweile auch schon Stephan Hain nach seinem Wechsel vom Zweitligisten TSV 1860 München mitgewirkt, acht Treffer hat er dabei erzielt, allein vier gegen Schweinfurt. "Das ist mir zuletzt in der Jugend gelungen", frohlockte Hain. So wie der 27-Jährige gerade in Form ist, werden ganz sicher weitere dazukommen. Gegen Schweinfurt hätte er wohl mit verbundenen Augen noch getroffen. Hain ist kein handelsüblicher Regionalligaspieler, er ist ein überqualifizierter Facharbeiter, der schon 24 Mal in der Bundesliga (zwei Tore) für den FC Augsburg aufgelaufen ist. "Ich bin aber nicht zu gut für die Regionalliga", beschwichtigt er, "sondern profitiere davon, dass meine Mitspieler mir die Bälle so gut auflegen." Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit, jeder der 1200 Zuschauer im Stadion konnte erkennen, dass er wendiger, trickreicher und cleverer ist als alle seine Gegenspieler. Er drehte sich sogar einmal im vollen Tempo mit dem Ball am Fuß so schön wie einst nur Zinédine Zidane. Hain schießt nicht nur früher, er denkt schneller als viele andere Regionalliga-Kicker und ahnt die Situationen schon ein, zwei Spielzüge voraus. "Toreschießen ist sein Job, den macht er gerade sehr gut", erklärt Schromm lapidar. Hains Führungstreffer fiel früh nach einer tollen Kombination (9.). Es dauerte allerdings bis zur 63. Minute, ehe er per Kopf auf 2:0 erhöhte. Dazwischen ereignete sich fast eine kleine Sensation, Hain schoss freistehend am Tor vorbei: "Das sah ziemlich blöd aus", gab er zu. Sein schönster Treffer war der zum 5:0 (90.), kurz nachdem Dominik Stahl auf 4:0 erhöht hatte. Hain legte sich den Ball im Strafraum selbst auf, um ihn volley ins Tor zu wuchten - ein lässiger Treffer, "ein Tor, das man nur erzielt, wenn man Selbstvertrauen hat", findet Hain. Er hatte vor dieser Saison Angebote aus der zweiten und dritten Liga, sowie aus dem Ausland, er entschied sich trotzdem für Haching, "weil ich mit dem Klub aufsteigen will", wie er sagt. Als er am Ende seinen Lauf erklärte, trottete noch Schweinfurts Trainer vorbei, um ihm zu gratulieren. Es war vielleicht das schönste Lob des Nachmittags. "Ich wusste ja, dass du gut bist", sagte Gerd Klaus zu Hain, "aber dass du so gut bist . . ." - die letzten Worte gingen im Lächeln unter.

© SZ vom 29.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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