Fußball-Regionalliga:Gesprächsbedarf vor dem Anpfiff

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Zwischen Aufstiegsaspirant Unterhaching (im Flug Markus Einsiedler) und Aufsteiger Garching (Florian de Prato) tat sich ein Klassenunterschied auf. (Foto: Claus Schunk)

Die SpVgg Unterhaching wird ihrer Favoritenstellung gerecht und triumphiert im Derby 5:1 über den VfR Garching. Dass das Spiel überhaupt stattfinden kann, ist lange Zeit ungewiss

Von Stefan Galler, Unterhaching

Es kommt eher selten vor, dass zwei Fußballtrainer unmittelbar vor einem wichtigen Aufeinandertreffen ihrer Mannschaften mehrmals miteinander telefonieren. Claus Schromm, Coach des Regionalligisten SpVgg Unterhaching, stand indes vor dem Spiel am Samstag gegen den VfR Garching in regem Austausch mit Daniel Weber, dem Trainer des Aufsteigers. Grund für die ungewöhnliche Kommunikation der Kontrahenten war die Frage, ob das Derby nach dem Amoklauf vom Freitagabend in einem Münchner Einkaufszentrum überhaupt würde stattfinden können. Laut SpVgg-Präsident Manfred Schwabl wurde erst etwa zweieinhalb Stunden vor dem Anpfiff entschieden, das Spiel auszutragen. Vor allem wegen der Frage, ob ausreichend Polizisten nach Unterhaching abkommandiert werden könnten, um das Viertligaspiel sicher über die Bühne zu bringen, habe eine Absage im Raum gestanden.

Letztlich lieferten sich die Mannschaften eine faire Begegnung, die allerdings auch deshalb nur wenig umkämpft war, weil zwischen beiden Teams ein Klassenunterschied bestand. Meisterschaftsfavorit Unterhaching gewann 5:1 (2:0) und setzte sich damit bereits nach zwei Spieltagen an die Tabellenspitze. "Wir nehmen das Spiel als Lehrstunde und werden dementsprechend unsere Lehren daraus ziehen", sagte VfR-Coach Weber. "Haching hat eine wahnsinnig starke Mannschaft, spielerisch und auch, was die Variabilität angeht. Da haben wir keine Mittel gefunden." Unterhachings Trainer Schromm zollte dem Aufsteiger Respekt: "Wenn ihr so weiterspielt, werdet ihr den Klassenerhalt schaffen", sagte er. "Heute hat Haching gegen Haching gespielt", so Schromm weiter. Er spielte auf die Tatsache an, dass im Kader der Gäste beinahe ein Dutzend Akteure standen, die in der Jugend der SpVgg ausgebildet wurden. "Nur sind unsere halt irgendwann aussortiert worden, das ist eben der Unterschied", erwiderte Weber.

Zwanzig Minuten lang hatte der Außenseiter nicht nur passabel mitgehalten, sondern durch Dennis Niebauer (6.) und Mario Staudigl (12.) sogar die besseren Gelegenheiten in der Anfangsphase herausgespielt. "Das waren die Nadelstiche, die wir uns vorgenommen hatten", sagte VfR-Abteilungsleiter Franz Hölzl. Trainer Weber ergänzte: "In dieser Phase hätte ich gerne ein Tor erzielt, das hätte uns vielleicht für den Rest der ersten Halbzeit gegen diese Profis die zweite Luft verschafft." Doch die Treffer fielen auf der Gegenseite: Zugang Jim-Patrick Müller kam auf der rechten Seite durch, umkurvte Garchings Torwart Daniel Maus, behielt die Übersicht und legte akkurat für Dominik Stahl auf, der aus dem Rückraum zum 1:0 einschießen konnte (21.). Damit gelang dem defensiven Mittelfeldspieler, der später nach Alex Winklers Auswechslung auch noch in der Innenverteidigung aushalf, sein erstes Tor im ersten Spiel für Haching: "Ein guter Einstand, so etwas wünscht man sich", sagte der frühere Sechziger nach der Partie. "Tore sind das Salz in der Suppe, auch wenn dieses jetzt nicht sehr anspruchsvoll war."

Nur zwei Minuten nach der Führung erhöhte Jim-Patrick Müller bereits auf 2:0, Thomas Steinherr hatte ihn mit einem klugen Pass auf eine einsame Reise geschickt, Müller überlupfte Maus und drehte jubelnd ab. "Die Kommunikation in der Defensivreihe muss besser werden", sagte Garchings Trainer Weber. "Wir müssen die Mitte schließen, wenn der Gegner über Außen kombiniert."

Bis zur Halbzeit habe sich seine Mannschaft dann "stabilisiert", fand Weber. Doch kaum waren beide Teams aus der Pause zurück, erhöhte Haching schon wieder den Druck: Markus Einsiedler setzte sich mit feinem Trick am rechten Strafraumeck durch und schlenzte die Kugel mit links in den Winkel - 3:0 (49.). Und als Einsiedler fünf Minuten später nach Vorarbeit von Müller und Steinherr schon wieder traf, drohte Garching gar ein Debakel. Manuel Eisgruber gelang zumindest der Ehrentreffer (81.). "Das war wenigstens noch ein schönes Erlebnis", sagte VfR-Trainer Weber. Mit seinem dritten Tagestreffer stellte Einsiedler schließlich den alten Abstand wieder her, er setzte sich im körperbetonten Laufduell gegen Florian Mayer durch und schob zum 5:1-Endstand ein (89.). "Das Ergebnis ist standesgemäß", bilanzierte Weber. Abteilungsleiter Franz Hölzl ergänzte: "Wir sind froh, hier nicht höher verloren zu haben, und wünschen Haching schon mal viel Glück in der dritten Liga." Als ob man sich in der Rückrunde nicht mehr sähe.

Bei der SpVgg zeichnet sich dagegen ein Luxusproblem ab: Am Samstag saßen ehemalige Stammspieler wie Maximilian Nicu, Alexander Piller oder Vitalij Lux auf der Bank. "Ich bin froh, dass ich einen so breiten und guten Kader habe", sagte Schromm. "Es wird jeder gebraucht, und wenn er reinkommt, muss er da sein."

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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