Fußball-Regionalliga:Gebrochene Nasen, gereizte Stimmbänder

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1860 II lässt beim 1:1 gegen Burghausen zwei Punkte liegen

Von Christoph Leischwitz, München

Seitdem er Trainer ist, sagt Daniel Bierofka, ist er nach jedem Spiel heiser. Und Besserung ist nicht in Sicht. Denn jetzt hat der 36-Jährige zum ersten Mal die volle Verantwortung für die U21 des TSV 1860 übernommen, er hat zum ersten Mal die Saisonvorbereitung des Regionalligisten geplant und die neuen Spieler mit ausgesucht. Da kann es schon mal lauter werden, wenn die Mannschaft im ersten Saisonspiel in Überzahl kurz vor Schluss die Führung aus der Hand gibt: 1:1 (0:0) stand es am Schluss zwischen den jungen Löwen und einem von Ex-Löwen reich bestückten SV Wacker Burghausen. "Das ist manchmal noch zu halbherzig. Und am Schluss waren wir zu naiv", befand Bierofka mit belegter Stimme, nachdem er im Kabinengang einige Minuten den Boden angestarrt hatte.

Naivität hatte er in jener Situation erkannt, die zum 1:1 führte: Der Burghauser Moritz Moser dribbelte sich in den Strafraum und wurde im Gewühl von einem der vier herumstehenden Sechziger gefoult. "In so einer Situation muss man einfach wegbleiben", sagte Bierofka. Der ehemalige Sechziger Christoph Burkhard egalisierte mit dem fälligen Elfmeter in der 88. Minute das 1:0 durch Nico Karger (50.).

Wäre dieser Fehler kurz vor Spielende nicht passiert, die Stimmbänder des Trainers hätten einen relativ entspannten Abend verbracht. Denn Bierofka hatte auch viel Positives gesehen und stellte das auch heraus, nachdem der größte Schmerz abgeklungen war. "Wir haben viele neue Spieler, insgesamt sind wir auf einem guten Weg", befand er nach dem flotten und kampfbetonten Spiel gegen einen Mitfavoriten um die Meisterschaft. "Wir wussten, dass es heute nicht fußballerisch zu lösen ist, sondern vor allem über Kampfgeist", sagte der spät eingewechselte Lukas Aigner, den viele eigentlich in der Startelf erwartet hatten. Burghausen hatte vor dem eigenen Strafraum einen breiten Schirm aus defensiven Spielern aufgespannt und zwang die Sechziger in zahlreiche Zweikämpfe. Ein schmerzhaftes Indiz dafür, dass die Löwen respektlos dagegen hielten, hatte der ehemalige Münchner und Unterhachinger Spieler Daniel Hofstetter vorzuweisen: "Die ist gebrochen", sagte er später und zeigte auf seine Nase.

"Er ist ein Typ", sagt Trainer Daniel Bierofka über Innenverteidiger Sertan Yegenoglu. Der 20-Jährige kam vom Fünftligisten Hennef 05 zu den Löwen. (Foto: Imago)

Die jungen Löwen sind traditionell spielstark, das haben sie nicht erst von Bierofka gelernt. Umso erfreuter dürfte dieser über die kämpferische Leistung seiner Mannschaft sein. Vor allem in der Abwehr sieht der Trainer keine größeren Baustellen, was unter anderem an Zugang Sertan Yegenoglu (FC Hennef 05) liegt. Der 20-jährige Innenverteidiger gab bereits wie selbstverständlich die Kommandos und überzeugte durch gutes Stellungsspiel und konzentrierte Spieleröffnung. "Er ist ein Typ", sagt Bierofka. Er hatte schon am ersten Spieltag so großes Vertrauen in Yegenoglu, dass er ihn neben Kapitän Felix Weber spielen und den erfahrenen Taktgeber Michael Kokocinski bis zur 64. Minute auf der Bank ließ. Mit 15 neuen Spielern im Kader ist klar, was Bierofka mit solchen Entscheidungen bezweckt: Konkurrenzkampf. "Bei mir ist keiner gesetzt", sagt er.

Im Angriff sieht Bierofka noch größere Probleme, es fehle die Durchschlagskraft. Nico Karger, den Bierofka aktuell für den gefährlichsten Stürmer im Kader hält, hatte zu Beginn der zweiten Halbzeit immerhin eine Unaufmerksamkeit der Burghauser Abwehr genutzt. Karger war alleine vor Torwart Alexander Eiban aufgetaucht und hatte ihm den Ball durch die Beine geschoben. Weitere Chancen hatte sich das Team auch erspielt, doch es war zu sorglos damit umgegangen. Typisch dafür war eine Szene in der 23. Minute, als Karger im Strafraum zwei Gegenspieler aussteigen ließ und den Kurzpass auf den freien Nebenmann um einen halben Meter zu weit in dessen Rücken spielte.

Im Angriff fehlte allerdings auch noch der erkrankte Zugang Florian Pieper aus Aschaffenburg. Der 21-Jährige wird wohl auch noch am Dienstag beim Auswärtsspiel gegen Schalding-Heining fehlen. Ein Spiel, das Bierofka schon ein Halskratzen verursacht, wenn er nur daran denkt: "Schalding spielt immer gleich, die stellen sich mit fünf Mann hinten rein." So wartet also gleich eines der schwierigsten Spiele der Saison auf seinen Angriff.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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