Fußball-Regionalliga:Fußball aus der Tiefkühltruhe

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Abschiedsgeschenk: Garchings scheidender Stürmer Stefan Prunitsch verwandelt einen Konter zum wichtigen 1:0. (Foto: Johannes Simon)

VfR Garching holt in Burghausen einen Punkt und freut sich nun auf das erhoffte "Endspiel" gegen den SV Heimstetten

Von Christoph Leischwitz, Garching

Daniel Weber war schon fast angekommen in Burghausen, da holte ihn das Leben außerhalb des Fußballs ein, in Form eines Anrufs: Die Geburt seines zweiten Kindes stehe unmittelbar bevor. Also drehte der Trainer des VfR Garching auf Höhe Mühlheim um und fuhr nach Hause. Die kleine Pauline kam tatsächlich noch an diesem Tag zur Welt, um 23.57 Uhr. "Familie Weber ist überglücklich", ließ der Verein am Sonntag vermelden.

Seine Mannschaft hatte es auch weitgehend ohne ihn gerichtet, immerhin holte der VfR bei Wacker Burghausen ein glückliches 2:2 (1:0). "Wenn es einen Fußballgott gibt, dann gibt es auch einen Fußballteufel", lautete der Kommentar von Garchings Co-Trainer Günter Edahl. Er meinte damit, dass Garching an diesem Nachmittag mit dem Teufel im Bunde gewesen sei. Denn es entwickelte sich eine recht langweilige Partie mit wenigen Torchancen auf beiden Seiten, und wenn überhaupt, dann kamen die Gastgeber gefährlich zum Abschluss. So wie Benjamin Kindsvater nach 22 Minuten, als er in guter Position allerdings den Ball nicht richtig traf.

Doch plötzlich lag Garching in Führung: Tobias Gürtner traf per Kopf nach einem Eckball (44.). Edahl machte seiner Mannschaft ein Kompliment, indem er ihr "Fußball wie aus der Tiefkühltruhe" unterstellte: "Hinten so dick wie Packeis, die beiden Sechser so cool wie Pinguine, und vorne haben wir eiskalt zugeschlagen."

Man kann sich gut vorstellen, wie sich Burghausens Trainer Uwe Wolf über so viel Coolness beim Gegner zunehmend echauffierte. Doch er konnte sich bald wieder beruhigen. Nach einer Stunde erhielt die Mannschaft des ehemaligen 1860-Trainers einen Foulelfmeter zugesprochen, den Christoph Burkard verwandelte (62.). Wiederum zehn Minuten später ging aber erneut Garching in Führung, Stefan Prunitsch schloss nach einem Konter, genau: eiskalt ab. Der scheidende VfR-Stürmer schien dem Verein damit einen wichtigen Dienst in Sachen Klassenerhalt erwiesen zu haben, ebenso wie im Anschluss der scheidende Torwart Stefan Wachenheim, der einige gute Paraden auspacken musste. "Aber wie es dann so kommt: In dem Moment, in dem wir den Sack zumachen können, kriegen wir das Gegentor", ärgerte sich Edahl. Denn kurz vor Schluss verlor der VfR unglücklich den Ball in der gegnerischen Hälfte, Burghausens Kindsvater traf im Gegenzug (88.).

Wacker ist mit der Punkteteilung endgültig gerettet und kann nun mit der nächsten Regionalliga-Saison planen, nach der die Mannschaft viel weiter oben stehen soll als diesmal. Ob Garching indes die Liga halten kann, ist nach wie vor offen. Das Unentschieden reichte nicht, um den SV Heimstetten in der Tabelle zu überholen, doch Edahl sieht vor dem direkten Duell beider Mannschaften darin kein großes Problem: "Wir haben jetzt unser Endspiel, das wir wollten", sagte er zufrieden. Und dass man dabei auf Sieg spielen müsse, käme der Mannschaft nur entgegen.

Garching hat vor dem letzten Spieltag nicht nur wegen des knappen Rückstands von einem Punkt die schlechteren Karten, Weber und Edahl haben zudem zahlreiche verletzte Spieler zu beklagen - vor allem die beiden wichtigen Verteidiger Daniel Steinacher und Florian Mayer könnten im besten Fall erst in der Relegation zurückkehren. Da trifft es sich gut, dass der VfR anscheinend noch einen Trumpf im Ärmel hat. In Volkan Yaman ist der Verein nämlich auf einen ehemaligen türkischen Profi gestoßen, der einst für Türkgücü München und vor Kurzem noch für Galatasaray Istanbul spielte. Sollte die Freigabe rechtzeitig eintreffen, könnte Yaman gegen Heimstetten auflaufen. Bei der Partie am letzten Spieltag geht es zwar nur noch um die Reihenfolge auf den beiden Abstiegs-Relegationsplätzen. Doch wer dabei am Schluss oben steht, wäre gerettet, sollte der TSV 1860 München einen Tag später aus der zweiten Liga absteigen - und mit ihm die zweite Mannschaft aus der Regionalliga.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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