Fußball-Regionalliga:Freistoßgruß nach Malle

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„Das ist ideal, die perfekte Position“: SVH-Freistoßexperte Lukas Riglewski (li.) zwirbelte den Ball vom Strafraumrand aus zur 1:0-Führung ins Netz. (Foto: Claus Schunk)

Heimstetten ringt dem Titelaspiranten FC Schweinfurt 05 ein 1:1-Remis ab. Der Favorit sieht in der zweiten Halbzeit acht gelbe Karten.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Eine wichtige Frage für einen Aufsteiger lautet ja immer: Wann ist man in der Liga angekommen? Wenn man mit einem Sieg startet? Wenn man einen Mitaufsteiger auswärts klar besiegt? Oder wenn man einem Titelaspiranten auf Augenhöhe begegnet?

Der SV Heimstetten hat nach neun Spielen all diese Kriterien schon erfüllt, das letztere am Samstag gegen den FC Schweinfurt 05. Christoph Schmitt war mit dem 1:1 (0:0) zufrieden, ein knapper Sieg wäre aus seiner Sicht auch nicht unverdient gewesen. 19 Minuten lang hatten sie in Führung gelegen, nach dem Ausgleich der Gäste in der 70. Minute durch Stefan Maderer war aber vor beiden Toren so viel los, dass die Partie so oder so hätte enden können. Der SV hatte im Gegensatz zu anderen Gegnern, die gegen Schweinfurt oft defensiv auftraten, einen bisweilen recht offenen Schlagabtausch gewagt.

Noch beachtlicher ist der Punktgewinn angesichts der Tatsache, dass in Orhan Akkurt der aktuell beste Angreifer der Liga gerade im Urlaub ist und durch den 20-jährigen Felix Michalz vertreten wurde. Dieser aber holte in der 50. Minute direkt am Strafraumrand einen Freistoß heraus. "Da haben wir draußen gesagt: Das ist ideal, die perfekte Position", erzählte Trainer Schmitt später. Der designierte Freistoßschütze Lukas Riglewski machte sich sogleich auf den Weg zum Tatort, legte sich den Ball zurecht, starrte diesen eine Weile an, trat davor noch einmal einen Grasbüschel platt, die Abläufe sind tausendfach geübt und ritualisiert. Und dann zwirbelte Riglewski den Ball über die Mauer halbhoch ins rechte Toreck. "Wir trainieren das oft nach dem Training", sagte Riglewski später, der schon seit Jahren regelmäßig ruhende Bälle versenkt. Das Tor widme er dem Manager Michael Matejka, der vor seiner Abreise nach Mallorca darum gebeten habe, doch mindestens ein Freistoßtor zu erzielen.

Allerdings war der SV auch diesmal nicht auf Standards angewiesen, um sich gegen den Favoriten Chancen zu erspielen. Der starke Moritz Hannemann hatte in der 14. Minute den Außenpfosten getroffen, Michalz scheiterte im Eins-gegen-eins mit Schweinfurts Torwart Alexander Eiban (75.), Riglewski geriet aus 16 Metern freistehend beim Schuss in Rücklage (78.).

Das einzige, was Schmitt am Spiel seiner Mannschaft noch bemängelt, ist "fehlende Coolness in Drucksituationen", weshalb Torwart Maximilian Riedmüller etwas zu oft lange Bälle spielen müsse - daran werde man noch arbeiten. In den ersten Spielminuten hätte Schweinfurt durchaus in Führung gehen können. Auch der zweitgefährlichste Torjäger der Liga, Adam Jabiri, strahlte nach seiner Einwechslung (er war unter der Woche erkrankt) viel Gefahr aus. Schweinfurts Trainer Timo Wenzel war nach dem Spiel trotzdem enttäuscht: "Wir haben uns keine großen Chancen herausgearbeitet. Auswärts fehlt oft noch der letzte Punch, und ich weiß nicht genau, woran das liegt."

Wenn es nach Christoph Schmitt geht, so lag es schon auch am Gegner. Man habe sich sehr gut auf Schweinfurt eingestellt, sagte der 33-jährige Jungcoach. Das Trainertrio hatte gleich drei Spieler ins defensive Mittelfeld beordert, um das Flachpassspiel der Unterfranken zu unterbinden, das klappte auch zum größten Teil bezüglich der gefürchteten Diagonalbälle.

In der Nachspielzeit sah Fabio Sabbagh nach seinem zweiten taktischen Foul Gelb-Rot. In dem intensiven Spiel mit vielen Zweikämpfen und kompromisslosen Grätschen im Mittelfeld kassierte aber umgekehrt Schweinfurt nicht weniger als acht gelbe Karten, alle in der zweiten Halbzeit. "Das zeigt uns, dass sie nicht immer klargekommen sind mit uns, dass wir sie vor Probleme gestellt haben", sagte Schmitt. Er glaubt, dass sich seine Mannschaft auch schon ein wenig Respekt erarbeitet habe. Immerhin habe er Indizien dafür gesehen, dass Schweinfurt seinerseits ein wenig defensiver gespielt habe als üblich. Und er war schon ein bisschen stolz darauf, dass sich "so ein Gegner ein Stück weit auf einen Aufsteiger einstellt". Man könnte auch sagen: Heimstetten ist in der Regionalliga angekommen.

© SZ vom 10.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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