Fußball-Regionalliga:Feiern und Finanzlöcher

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Wie Unterföhring und Pipinsried planen - und warum Garching wieder beste Chancen hat, drinzubleiben.

Von Christoph Leischwitz und Ralf Tögel

Die Regionalliga Bayern ist ebenso wie die Bayernliga und alles andere, was der Bayerische Fußball-Verband (BFV) anfasst, ein Erfolgsmodell. Und wirtschaftlich machbar. So oder so ähnlich stand es zuletzt in einigen Pressemitteilungen, zuletzt in einer, die besagte, dass alle 30 Bewerber die Regionalliga-Lizenz erhalten - zum Teil mit Auflagen. Jürgen Faltenbacher, Vorsitzender der BFV-Zulassungskommission, lobte darin das Engagement der kleinen Amateurvereine. Der Bayernliga-Zweite SV Pullach hat sich mangels Stadion allerdings gar nicht beworben; der VfR Garching eben erst Entwarnung gegeben und einen Rückzug aus Finanznot verworfen. Und in Pipinsried? Müsste für den Fall des Aufstiegs rund um den heiligen Rasen noch eine ganze Menge getan werden.

Höß auf dem Rasenmäher im Stadion: "Der Rasen war immer mein Heiligtum." (Foto: Toni Heigl)

FC Pipinsried

Also gut, sagt Konrad Höß, "dann mach' ich halt den Bulldog aus". Jüngeren Menschen dürfte dieses Wort gar nicht oder als Bezeichnung für einen Hund mit gepresster Schnauze geläufig sein, es ist aber auch die Bezeichnung für einen Traktor. Man kann bisweilen den Eindruck gewinnen, dass der Präsident des FC Pipinsried Tag und Nacht auf seinem schmucken Gefährt zur Rasenpflege verbringt, mit einem Anhänger im blau-gelben FC-Pipinsried-Design. Es geht wie immer um das Grün im Pipinsrieder Stadion, auf dem die Bayernliga-Fußballer sich gute Chancen erspielt haben, in die Regionalliga aufzusteigen. Weil der Verband aber ein bisschen mehr einfordert als einen Rasen, der selbst Tiger Woods erfreuen würde, geht es um ein bisschen mehr. Die Rede ist von Auflagen und Bedingungen, die bis Anfang Juli zu erfüllen sind. Höß sagt: "Bagatellen." Und wenn der FCP-Präsident das sagt, kann man davon ausgehen, dass er weiß, wovon er spricht. Höß mag kauzig wirken, den ein oder anderen hin und wieder vor den Kopf stoßen, aber was er erreicht hat, ist einzigartig: Einen Fast-Regionalliga-Fußballverein, erschaffen aus dem Nichts im Dachauer Hinterland, mitsamt tauglichem Stadion. Jetzt muss er noch ein TV-Podest einrichten, ein paar Presseplätze, einen separierten Gästebereich, es geht noch um behördliche Genehmigungen, schließlich muss alles Nötige für Fußballspiele mit 2500 Zuschauern vorhanden sein. Es gäbe auch die Möglichkeit, sollte Höß feststellen, dass er das nicht hinbekommt, ein Ausweichstadion zu benennen. Seine Mannschaft auf einen angemieteten Kartoffelacker outsourcen? Absurd.

"Alles Blödsinn", sagt Höß. Kürzlich war das Gesundheitsamt da, erzählt er, "die hatten rein gar nichts zu beanstanden". Und überhaupt: "Bei uns gibt es die frischesten Wurstsemmeln." Die Nachricht? Man darf das alles ruhig dem Conny Höß überlassen. Zumal der BFV Beistand leistet, Verbandsspielleiter Josef Janker war schon mehrmals da. Ein Punkt fehlt dem Team um Spielertrainer Fabian Hürzeler noch zur Aufstiegsrelegation. Dann gibt es kein Zurück mehr, denn nach dem Anpfiff des letzten Spiels ist es für einen Sinneswandel zu spät, dann würde die Rückstufung in die niedrigste Klasse drohen. Kein Thema, erklärt Höß, er steht bei seiner Frau im Wort: Wenn er zurückziehe, "dann macht sie nicht mehr mit". Kathi Höß ist nicht nur für Wurstsemmeln zuständig, sie unterstützt den Präsidenten seit Jahren mit Rat und Tat, ist die einzige, auf die er stets hört. Ob es reicht? "Ich sag' Ihnen mal die Wahrheit: Wir werden sang- und klanglos in der Relegation untergehen." Dann lacht der FCP-Patron. Er kokettiert gerne. Und lässt den Bulldog wieder an.

Der Rasen freilich ist kein Problem. (Foto: Toni Heigl)

FC Unterföhring

Am Sonntagmorgen gegen sechs Uhr seien langsam alle heimgegangen, die Aufstiegsfeier des FC Unterföhring hatte es in sich. "Wir waren in einer Diskothek am Maximiliansplatz, irgendwas, wo ich normal nie reinkommen würde", sagt Präsident Franz Faber, "es war super". Es war nicht die letzte Feier der Saison, Anfang Juni steht der 90. Geburtstag des Klubs an, eine Meisterfeier des aktuellen Spitzenreiters soll möglichst auch noch folgen.

In der neuen Saison wird Föhrings erste Mannschaft in Heimstetten spielen, mit dem eigenen Stadion hätte man die BFV-Auflagen nicht erfüllen können. Der SV Heimstetten verdient daran über den Verkauf von Speisen und Getränken, der FC selbst wird versuchen, über Eintrittskarten die Kosten für die Platzmiete wieder hereinzuholen. Doch trotz oder sogar wegen der Auslagerung kommt auch auf die Unterföhringer Mehrarbeit zu. "Bislang haben wir sechs, sieben Organisatoren für einen Spieltag gebraucht, jetzt wird es das Doppelte sein", sagt Faber. Außerdem wolle man für Rentner und Menschen ohne Auto einen Pendelservice zum Stadion einrichten. Für die Mannschaft steht zudem noch eine sportmedizinische Untersuchung an. Und die Kaderplanung? "Ungefähr ein Drittel wird uns verlassen, ein Drittel wird neu sein", kündigt Faber an.

VfR Garching

Es ist jetzt nicht so, dass Daniel Weber vor Freude nur noch umherhüpft, was schon allein daran liegt, dass er diese Woche mit Fieber darnieder lag. Doch die Erleichterung war groß beim Trainer des VfR Garching: Der Spenden- und Sponsorenaufruf im vergangenen April war zumindest erfolgreich genug, dass es für den Verein weitergehen wird in der Regionalliga. Neue Auflagen hat der VfR auch zu erfüllen, wenngleich keine vom Verband auferlegten, sondern eigene: Der Etat muss erhöht werden, um konkurrenzfähig zu bleiben und den Hauptverein nicht in finanzielle Nöte zu bringen - das Minus aus der Vorsaison von rund 35000 Euro war mit VfR-Rücklagen ausgeglichen worden. Für die kommende Saison darf man aber schon einmal mit einem Einnahmeplus rechnen.

Weber und Abteilungsleiter Franz Hölzl haben deshalb nicht weniger zu tun als sonst. Es gilt auch, den Kader aufzufüllen, weil mehrere Leistungsträger wie Georg Ball oder Daniel Maus den VfR verlassen werden. Bisher sind lediglich Tobias Grill vom FC Ismaning sowie der vereinslose Torwart Kai Fritz als Stammspiel-Zugänge bekannt. Es gilt zugleich, auch den neuen Werbezaun aufzufüllen, der nun die nötigen Mehreinnahmen ermöglichen soll. Abgesehen davon benötigt Webers Mannschaft aus den verbleibenden zwei Spielen noch einen Punkt, um ganz sicher auch nicht sportlich abzusteigen - am besten gleich am Samstag beim Vorletzten SV Seligenporten. Ansonsten, im schlechtesten aller Fälle, müssten die Planungen noch einmal komplett von vorne beginnen.

Das Garchinger Stadion ist längst tauglich für die vierte Liga. (Foto: Stephan Rumpf)
© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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