Fußball-Regionalliga:Es ist passiert

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Siege riechen besser: Maximilian Nicu und Dominik Stahl erlebten in Schweinfurt vor knapp 1500 Zuschauern unter Flutlicht eine unschöne Premiere. Und nahmen die Erkenntnis mit zurück nach Unterhaching, dass auch sie nicht unschlagbar sind. (Foto: imago/foto2press)

Die SpVgg Unterhaching kassiert in Schweinfurt ihre erste Liga-Niederlage. Angedeutet hatte sich das schon seit Wochen.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Man darf vermuten, dass Stefan Marinovic ein überaus angenehmes Wochenende verbracht hat. Am Samstagmittag Ortszeit stand der Torwart bei 30 Grad auf einem Fußballplatz in Lautoka auf der Insel Viti Levu und bekam nicht allzu viel zu tun in diesem WM-Qualifikationsspiel Neuseelands gegen die Fidschi-Inseln, er spielte mal wieder zu null. Mit dem 2:0-Erfolg führen die Kiwis ihre Gruppe ungefähr so souverän an wie die SpVgg Unterhaching die Regionalliga Bayern.

"Wir sind erst ab der 60. Minute wie ein Tabellenführer aufgetreten", kritisierte Schromm

Allerdings dürften sich Marinovics Vereinskollegen am Freitagabend so weit weg wie möglich gewünscht haben, das 16 000 Kilometer entfernte, sonnige Fidschi wäre da eine gute Adresse gewesen. Denn es ist passiert: Die SpVgg Unterhaching, die letzte Mannschaft ohne Niederlage in den vier höchsten deutschen Ligen, verlor am 25. Spieltag mit 1:2 beim 1. FC Schweinfurt. Und das auch noch auf höchst kuriose Art und Weise.

"Ja klar", sagt Hachings Trainer Claus Schromm, das sei nun ein Zeichen an die Konkurrenz: Der designierte Meister ist schlagbar. Schon der nächste Gegner am kommenden Mittwoch - Wacker Burghausen empfängt die Hachinger zum Toto-Pokal-Viertelfinale - dürfte höchst motiviert sein. Schromm gestand auch ein, dass die Niederlage in Ordnung ging. "Wir sind erst ab der 60. Minute wie ein Tabellenführer aufgetreten", resümierte er.

Nur gleich zu Beginn hatte die Mannschaft eine gute Chance gehabt, Thomas Steinherr vergab nach zwei Minuten, der an diesem Abend überragende Schweinfurter Torwart David Paulus konnte klären. "Wir haben uns ein bisschen von der Hektik anstecken lassen", so der Trainer, immerhin knapp 1500 zumeist lautstarke Zuschauer waren zu dem Flutlichtspiel gekommen. Haching entwickelte wenig Kontrolle, verlor ungewöhnlich schnell die Bälle. "Wir hatten wenig Struktur", fand Schromm. Die schlechte Leistung der ersten Hälfte wurde in der Nachspielzeit mit einem Gegentor bestraft: Adam Jabiri traf mit einem Drehschuss (45.+1).

In der Halbzeitpause hätte er "vier, fünf Spieler" auswechseln können, fand Schromm, eine Aussage, die man so schon lange nicht mehr von ihm zu hören bekam. Er beließ es zunächst bei zwei Wechseln, nahm Alexander Piller und Markus Einsiedler raus und brachte die offensivstarken Orestis Kiomourtzoglou und Sascha Bigalke. Jetzt lief das Spiel wieder schneller; hätte man auf diese Weise früher agiert, dann "wäre Schweinfurt auch früher müde geworden", glaubt der Coach. Die Taktik, das Tempo hoch zu halten und gegen Ende viele Tore zu schießen, war schon oft erfolgreich aufgegangen - zum Beispiel auch im Hinspiel, als man 5:0 siegte.

Auf die Fidschi-Inseln würde die SpVgg wohl erst flüchten, wenn der 14-Punkte-Vorsprung weg ist

Bigalke sendete dann auch den ersten Wachmacher, er traf nach genau einer Stunde den Außenpfosten, und leitete wenig später den Ausgleich ein. Dabei zeigte sich, dass auf Angreifer Stephan Hain auch bei Rückstand Verlass ist: Der Ex-Profi schoss in der 62. Minute aus dem Gewühl heraus sein 24. Saisontor. In den drei Partien zuvor war Hain geschont worden und hatte nur 27 Minuten gespielt.

"Es hätte auch in die andere Richtung gehen können", sagte Schromm, die große Chance zum glücklichen Sieg gab es jedenfalls. Und es gab auch kaum Proteste, als Schweinfurts Johannes Bechmann nach einer Notbremse die rote Karte sah (69.), er hatte den enteilten Bigalke im Strafraum zu Fall gebracht. Bigalke trat selbst zum Elfmeter an - und vergab. Schlecht geschossen oder gut gehalten? "Gut gehalten", fand Coach Schromm, Paulus avancierte immer mehr zum Helden des Abends. Schweinfurt war nun in der Defensive, gewann aber gegen die Übermannschaft der Saison in Unterzahl: Andreas Bauer traf nach einer Freistoßflanke per Kopf, Marinovic-Ersatzmann Korbinian Müller war chancenlos.

Ein Stück weit hatte sich diese Niederlage in den vergangenen Wochen angekündigt. Denn die leichtfüßige Überlegenheit aus der Zeit vor der Winterpause lässt die Mannschaft seit Anfang März meist vermissen. Vor dem 1:2 standen zwei magere, torlose Unentschieden. Einen negativen Trend kann Schromm aber trotzdem nicht erkennen, gegen Nürnberg II eine Woche zuvor habe man ja sehr ordentlich gespielt. Doch natürlich sei auch Haching nicht davor gefeit, irgendwann einmal zu stolpern.

Hernach in der Kabine habe man schon gemerkt, dass der Mannschaft die Niederlage nahe ging. "Ich hoffe, wir ziehen unsere Lehren draus", sagte Schromm. Das nächste Mal müsse man sich eben wieder über 90 Minuten wie ein Tabellenführer präsentieren. Einen Fluchtflug nach Fidschi würde das Team wohl erst buchen, wenn es den Vorsprung noch verspielen würde - trotz der verpassten sieben Punkte in den jüngsten drei Partien sind es immer noch 14.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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