Fußball-Regionalliga:Der Löwe tigert

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"Wir müssen noch ruhiger spielen": 1860-Trainer Bierofka, unruhig. (Foto: Foto2Press/Imago)

1860 II vergibt gegen Augsburg wieder unzählige Chancen

Von Christian Bernhard, München

Wie ein Tiger schlich Daniel Bierofka vor seiner Bank auf und ab, er schimpfte und ballte die Fäuste, er streckte die Arme fragend aus und schlug sie über dem Kopf zusammen. Seine Mimik und Gestik zeigten: Unzufriedenheit, Leidenschaft, Ratlosigkeit - von allem etwas schwang mit, als der Trainer des TSV 1860 München II am Donnerstagabend im Grünwalder Stadion seine Arbeit tat.

Bierofka muss sich derzeit wie in einer Endlosschleife vorkommen. Seine Mannschaft bemüht sich, macht das Spiel und erarbeitet sich Chancen. Aber sie gewinnt nicht mehr. Der Grund dafür ist simpel: Sie schießt kaum Tore. Setzt man Ertrag und Aufwand in Relation, sogar viel zu wenige. Vor dem Tor scheint sich eine Wand vor den kleinen Löwen aufzubauen. So auch am Donnerstag gegen den FC Augsburg II. In einer vorgezogenen Partie des elften Regionalliga-Spieltages mussten sich die Löwen mit einem 1:1 gegen den Tabellenletzten begnügen, der Ausgleich fiel erst in der Schlussphase. Richard Neudecker behielt nach einem Eckball die Übersicht und schob den Ball aus rund zehn Metern überlegt rechts unten zum Endstand ein (86.). Bierofka war "erleichtert" über den einen Punkt, "noch eine Niederlage wäre für die Mannschaft eine Katastrophe gewesen", sagte er.

Zuvor hatte sich den rund 550 Zuschauern das übliche Bild geboten: Von der ersten Minute an übernahmen die Löwen die Kontrolle und drängten die Augsburger tief in deren Hälfte. Stephane Mvibudulu, der zur Halbzeit in der Kabine blieb, weil er am Samstag wieder zu den Profis zurückkehrt, vergab in Minute 13 die erste gute Chance, als er aus sechs Metern knapp am linken Pfosten vorbeischoss. Zehn Minuten später verfehlte auch Neudecker das Tor knapp. "1860 war besser", sagte Augsburgs Trainer Tobias Luderschmid und wies auf den "enormen Druck" der Hausherren hin. Passend zur aktuellen Löwen-Situation gingen aber die Schwaben mit ihrer ersten Offensivaktion in Führung: Bei einer Flanke von rechts kam 1860-Torhüter Michael Netolitzky irgendwie an den Ball, lenkte ihn aber nach hinten weiter, wo Julian Günther-Schmidt aus einem Meter zum 0:1 einköpfelte (36.).

Auch nach der Pause dominierte 1860, erst recht nach der gelb-roten Karte gegen Augsburgs Orkun Tugbay (62.). Er wisse gar nicht, wie oft sein Team am gegnerischen Strafraum gewesen sei, sagte Bierofka, "ich habe es gar nicht mehr zählen können". In Tornähe angekommen, fielen die Giesinger aber wieder in das altbekannte Muster zurück. "Wir machen es momentan zu kompliziert", sagt Bierofka, "wir müssen noch ruhiger spielen" - und fordert von seinen Spielern die "Gier nach dem Tor". Erst nach dem Ausgleich war diese zu erkennen, doch Augsburgs Torhüter Florian Kastenmeier vereitelte eine letzte Großchance von Nico Karger (93.) und rettete dem FCA den Punkt. "Wir spielen es eigentlich gut, uns fehlen nur die letzte Konsequenz und ein bisschen Glück", findet Mittelfeldspieler Nico Andermatt. 14 Punkte aus elf Spielen sind für Bierofka "absolut zu wenig, wir werden an der Chancenverwertung arbeiten müssen".

© SZ vom 19.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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