Fußball-Regionalliga:Chor mit beschränktem Repertoire

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Augen zu und ab in die Winterpause: Maximilian Nicu (links) von der SpVgg Unterhaching und Bayerns Patrick Weihrauch liefern sich ein Kopfballduell. (Foto: Johannes Simon)

Ab in die Winterpause: Das 1:1 im Derby stellt weder die Fußballer des FC Bayern II noch der SpVgg Unterhaching zufrieden

Von Alexander Mühlbach, München

Eigentlich ist nichts Ungewöhnliches daran, dass die Fans des FC Bayern München singen: "Auf geht's, Bayern, kämpfen und siegen!" Aber beim 1:1 (0:0) der U23 gegen die SpVgg Unterhaching am Mittwochabend hallte dieser Anfeuerungsruf alleine in der ersten Halbzeit drei Mal durch die kalte Dezembernacht im Grünwalder Stadion. Was nicht unbedingt daran lag, dass die Bayern-Anhänger keine Auswahl an Fangesängen hätten. Es gibt ganze Seiten im Netz, die mehr als hundert Anfeuerungsrufe speziell für den Rekordmeister auflisten. Es lag wohl eher daran, dass die Fans ihre Botschaft beim letzten Spiel vor der Winterpause unmissverständlich an die Mannschaft weitergeben wollten: Kämpft endlich!

Denn das Regionalliga-Team hatte in den acht Partien zuvor nur einmal gewonnen, war im Klassement von Rang zwei auf Rang sechs abgerutscht und lag schon zehn Punkte hinter dem Tabellenführer aus Burghausen. Das erklärte Ziel, in diesem Jahr wieder um den Aufstieg mitzuspielen, schien schon vor der Winterpause in weite Ferne zu rücken. Was FCB-Trainer Heiko Vogel in den vergangenen Wochen so sehr erbost hatte, dass er immer wieder Spieler mit schlechter Leistung aus dem Kader strich. Auch gegen Unterhaching hatte Vogel zum wiederholten Mal auf Stürmer Sinan Kurt verzichtet. Den Höhepunkt erreichte Vogels Wut aber vergangene Woche, als er nach einer 2:3-Niederlage beim TSV Buchbach einfach nicht zur Pressekonferenz erschien. Also sangen die Fans. In der Hoffnung, dass die Nachwuchsmannschaft endlich alles in die Waagschale werfen würde.

Tatsächlich schien Bayerns Zweite dem Ruf der Fans zu folgen. Sie kontrollierte die erste Halbzeit weitgehend, kreierte vielversprechende Torchancen und unterband das gefährliche Unterhachinger Angriffsspiel über die Außenbahnen. "Die erste Halbzeit ging eindeutig an die Bayern", musste auch der Unterhachinger Trainer Claus Schromm feststellen. Als in der 52. Minute schließlich Julian Green nach einem Freistoß den Ball aus drei Metern Entfernung in die Maschen drosch und die Unterhachinger für die nächsten Minuten in Schockstarre versetzte, deutete einiges darauf hin, dass die Bayern endlich wieder einen Sieg feiern würden. Nur machten die Spieler danach den Fehler, wirklich alles in die Waagschale werfen zu wollen.

Erst warf Philipp Walter seinen Körper im Strafraum so unglücklich zwischen Ball und Gegner, dass Unterhachings Alexander Winkler einen Elfmeter zum 1:1 verwandeln durfte (76.). Dann musste auch noch FCB-Torwart Andreas Rössl vom Feld, weil er außerhalb des Strafraums seine Hand in den Schuss von Thomas Steinherr geworfen hatte (79.). "Mit zehn Mann konnte man dann natürlich nicht mehr auf Sieg spielen", sagte Vogel. "Wir haben uns selbst um drei Punkte gebracht. Wir haben das Spiel einfach verschenkt." Zu Vogels Trost: Einen Punkt durften sie behalten.

Auch die Unterhachinger hatten sich nach dem späten Ausgleich und der darauf folgenden roten Karte mehr erhofft. "Wir wollten dieses Spiel auf Biegen und Brechen gewinnen", sagte Elfmeterschütze Winkler. Zu sehr hätten die zwei Niederlagen aus den vorherigen Partien gegen den Tabellenersten und -zweiten aus Burghausen und Regensburg wehgetan. Alleine schon deswegen, weil die Hachinger in beiden Partien durchaus um den Sieg mitgespielt hatten. So wie auch an diesem Mittwochabend, als die Bayern nach der roten Karte für Rössl den Faden verloren. "Wir müssen mit diesem Ergebnis leben", sagte Winkler. "Leider."

Trotz der allgemeinen Unzufriedenheit verkam die folgende Pressekonferenz mit Schromm und Vogel nicht zu einem Trauerspiel. Im Gegenteil, beide Trainer sahen entspannt aus, scherzten sogar miteinander. Schromm, weil er sich auf das DFB-Pokal-Achtelfinale in elf Tagen gegen Leverkusen freut. Vogel wiederum, weil seine Mannschaft wieder gekämpft hatte und er endlich einen Satz loswerden konnte, den er zuletzt verwendet hatte, als noch Blätter an den Bäumen hingen: "Ich bin zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft."

Die Fans schienen jedoch noch nicht wirklich überzeugt. Als die Bayern-Spieler nach dem Schlusspfiff in die Kurve kamen, um sich bei ihren Anhängern für die Dauerbeschallung zu bedanken, waren die meisten schon Richtung Tram-Station unterwegs. Aber eigentlich war auch das nach nur einem Sieg aus neun Partien nichts Ungewöhnliches.

© SZ vom 04.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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