Fußball-Regionalliga:"Außer Kontrolle"

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Kriegt er die Kurve noch? Präsident Manfred Schwabl mit SpVgg-Fans nach dem Pokal-Aus gegen Leverkusen. (Foto: Imago)

Einen Monat vor der Präsidiumswahl bei der SpVgg Unterhaching greift Kassenprüfer Hütt Amtsinhaber Schwabl an

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Zumindest der Termin steht nun fest: Die SpVgg Unterhaching wird ihre nächste Jahreshauptversammlung am 7. April abhalten, einem Donnerstag. Wer dann für den Posten des Vereinsvorsitzenden kandidieren wird, scheint allerdings noch völlig offen zu sein. Nach jetzigem Stand gibt es keinen Nachfolger für Manfred Schwabl. Der Amtsinhaber selbst hatte vergangene Woche infrage gestellt, ob er noch einmal kandidieren werde, nachdem der Bericht der Kassenprüfung fertiggestellt war.

Selbst wenn Schwabl noch einmal kandidieren wollte, ist eine weitere Amtszeit eher unwahrscheinlich. "Wir werden auf der Mitgliederversammlung vorschlagen, den Vorstand nicht zu entlasten", sagt Christoph Hütt. Hütt ist Kassenprüfer des Vereins, der Bericht ist erst vor zwei Wochen fertig geworden. Grund dafür war unter anderem, dass Schatzmeister Robert Perchtold im März 2015 zurückgetreten war und den Prüfern somit ein wichtiger Ansprechpartner gefehlt hatte. Bis zu Perchtolds Rücktritt sei alles in Ordnung gewesen, versichert Hütt und deutet gleichzeitig an, dass der verschuldete Verein in dieser Zeit auf einem guten Wege gewesen und finanziell konsolidiert gewesen sei. Nun aber gebe es "keine vernünftige Finanzkontrolle mehr. Und ich habe den Eindruck, dass die Finanzen tatsächlich auch außer Kontrolle sind", sagt Hütt. Im Moment herrsche eine "Besorgnis erregende Situation, für die das Präsidium verantwortlich ist", sagt Hütt. Schwabl wollte zu den Vorhaltungen am Freitag erst einmal keine Stellungnahme abgeben.

Eine Entlastung des Vorstands bedeutet, dass dieser für spätere mögliche Schadensersatzforderungen nicht haftbar gemacht werden kann. Hütt sagt, er gehe eher von der Möglichkeit aus, "dass dem Verein ganz erhebliche Ansprüche gegen das Präsidium zustehen". Es könnte sich dabei um einen sechsstelligen Betrag handeln, glaubt Hütt. Theoretisch könnte Schwabl trotz dieser Anschuldigungen von den Mitgliedern entlastet werden. Doch Hütt ist zugleich Mitglied des Wahlausschusses, der Kandidaten für das Präsidentenamt zulässt oder ablehnt. Er glaubt nicht, dass Schwabl vom Ausschuss noch einmal zugelassen wird.

Dass es bis heute, ein Jahr nach Perchtolds Rücktritt, keinen neuen Schatzmeister gibt, begründet Schwabl damit, dass er geplant habe, diesen bei der nächsten Versammlung wählen zu lassen. Laut Hütt hat Schwabl aber bis heute keine Änderung im Vereinsregister vorgenommen oder dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) Bescheid gegeben. Perchtold wird dort immer noch als Schatzmeister geführt. Das alleine sei schon ein Grund, die Nichtentlastung des Vorstands zu empfehlen.

Seit Längerem gibt es in Unterhaching eine Gruppierung, die nach personellen Alternativen für die Neubesetzung des Präsidiums sucht. Sie formierte sich im vergangenen Sommer, als der Rücktritt von Schatzmeister Perchtold bekannt geworden war. Zu der Interessengemeinschaft gehört der im Winter zurückgetretene Jugendkoordinator Michael Frühbeis, weitere dem Verein nahestehende Personen sowie Vertreter aus der Wirtschaft. Letztere sollen in einem möglichen Übergangspräsidium für die Sponsorenakquise zuständig sein. An die Öffentlichkeit gehen möchte die Gruppe allerdings noch nicht. Nach SZ-Informationen gab es nicht nur im abgeschlossenen Geschäftsjahr (bis 30. Juni 2015) finanzielle Probleme, sondern auch in der laufenden Saison. Ehe man Verantwortung übernehme, wolle man sich erst ein Bild zur Lage machen, heißt es auf Anfrage. "Wir haben die dritte Hauptrunde im DFB-Pokal erreicht. Wir haben Erlöse aus dem Weiterverkauf von Florian Niederlechner. Und die Regionalliga kostet weniger Geld als die dritte Liga", zählt Frühbeis auf. Da sei es erst einmal nicht nachvollziehbar, warum der Verein immer noch in einem finanziellen Engpass stecke. Oder, warum der Kader in der Winterpause noch einmal vergrößert wurde - wo doch Schwabl vergangene Woche bekannt gegeben hatte, dass der Verein aus finanziellen Gründen keine Drittliga-Lizenz beantragen werde.

Am 7. April soll sich erst einmal ein Übergangspräsidium zur Wahl stellen. Falls die finanzielle Lage des Vereins allerdings so schlecht ist, dass die möglichen Nachfolger keine Möglichkeit zur Konsolidierung sehen, kann es auch passieren, dass niemand zur Wahl antritt. "Das wäre der worst case", sagt Kassenprüfer Hütt. In diesem Fall müsste ein Notvorstand bestellt werden. Er hofft, dass sich Nachfolger finden, und ist sich nur in einer Sache sicher: "So wie bisher kann es nicht weitergehen." Nach allem, was er bei seiner Recherche mitbekommen habe, hat sich die "Führungsschwäche" merklich auf die Stimmung im Verein niedergeschlagen. Und die, sagt Hütt, sei "grauenvoll".

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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