Fußball-Regionalliga:Auf der Welle

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Gut gemacht: Nach 72 Minuten darf sich Dreifach-Torschütze Sascha Bigalke auf der Bank ausruhen. (Foto: Imago)

Die SpVgg Unterhaching überrollt auch Illertissen

Von Max Ferstl, Unterhaching

Das passende Lied wird eingespielt, als sich die Spieler auf dem Rasen aufwärmen. Eva Briegel, Sängerin der Pop-Rock-Band Juli, singt über "die perfekte Welle". Jeder, der schon mal auf einem Surfbrett gestanden hat, kennt das berauschende Gefühl, über das Wasser zu gleiten. Die SpVgg Unterhaching hat in dieser Spielzeit eine solche Welle erwischt. Eine Welle, die am Samstagnachmittag auch den FV Illertissen überrollte.

Nach dem 0:5 verkündete FV-Trainer Holger Bachthaler, dass Unterhaching sicher irgendwann "ein Spiel nicht gewinnen" werde. Aber: "Es wird spannend, wer ihnen das erste Mal Punkte abknöpfen wird." Denn der Tabellenführer hatte nicht erkennen lassen, dass ihm das ständige Gewinnen langweilig werden würde. Im Gegenteil: Die SpVgg ist dabei, sich auf ein neues Level zu heben.

Zu Saisonbeginn waren die Siege noch häufig das Ergebnis zäher Zermürbungskämpfe gewesen. Trainer Schromm lobte häufig die vorzügliche Kondition seiner Mannschaft, die ein wenig agierte wie Schachweltmeister Magnus Carlsen. Carlsen spielt seine Gegner nicht aus, er spielt sie kaputt, quält sie und schlägt zu, sobald diese müde werden. Erst am Mittwoch hatte Unterhaching Illertissen im Toto-Pokal in einem solchen Kampf 4:3 niedergerungen. Allerdings hatte Schromm auf mehrere etablierte Kräfte verzichtet. Diese rückten am Samstag wieder in die Startelf. "Jeder von den Stammspielern war ein bisschen unter Druck, weil es die Bank richtig gut vorgemacht hat," erklärte Schromm. Wenn die Konkurrenten schon nicht in der Lage sind, Spannung zu erzeugen, muss es eben der Trainer erledigen. Mit Erfolg.

Nie ist der Ball in dieser Saison schneller durch die eigenen Reihen gelaufen als in der ersten halben Stunde gegen Illertissen. "Bisher haben wir ja oft ein bisschen gebraucht, um in ein Spiel reinzukommen. Diesmal nicht", sagte Sascha Bigalke, der stärkste von vielen starken Hachingern. Nach sieben Minuten köpfte er sein Team in Führung. Das 3:0 erzielte er mit einer riskanten Volleyabnahme (14. Minute). Beim 4:0 - eine vergleichsweise leichte Übung - lief Bigalke alleine auf Illertissens Torhüter Kim Anders zu (33. Minute).

Auch hier hatte Schromm einen kleinen mentalen Kniff angewandt: "Wenn wir in Führung gehen, denken wir: Es steht immer noch Nullzunull. Es kommt langsam bei den Jungs an, dass wir erst zurückschalten, wenn das Spiel entschieden ist." Also erst nach dem 4:0, als bei den bemitleidenswerten Spielern aus Illertissen die Köpfe nach unten hingen.

Deren Trainer Bachthaler gab anerkennend zu: "Es gibt wenig Schöneres für einen Trainer, wenn seine Mannschaft in so einen Spielfluss kommt." Stellvertretend hierfür das Tor zum 2:0: Thomas Steinherr passte scharf auf Bigalke und sprintete Richtung Tor, Bigalke beförderte den Ball präzise, genau im richtigen Tempo zurück zu Steinherr in die Schnittstelle der Abwehr - per Hacke (11. Minute). "Wir haben einfach ein gutes Feeling, ein gutes Gefühl", sagte Schromm. So ist das, wenn man selbst die Welle surft, die einen Konkurrenten nach dem anderen verschluckt. Der Tabellenzweite, die kleinen Löwen, haben sieben Zähler Rückstand. Bayern München II liegt nach der Niederlage gegen Garching bereits neun Punkte zurück. Die Trainer der anderen Klubs haben bereits vor Wochen resigniert abgewunken.

Natürlich bricht auch eine perfekte Welle einmal. Auch Unterhaching wird wohl irgendwann Punkte liegen lassen. Bis dahin müssen sie selbst Spannung erzeugen, wo kaum noch welche ist. Eigentlich auch ein gutes Gefühl.

© SZ vom 12.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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