Fußball-Regionalliga:49-Stunden-Glück

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Zwei Tore zum Überraschungserfolg gegen Eichstätt: Heimstettens Stürmer Marcel Ebeling. (Foto: Claus Schunk)

Abstiegskandidat SV Heimstetten verlässt dank eines 3:2 gegen den Tabellenzweiten Eichstätt die direkten Abstiegsplätze.

Von Christoph Leischwitz, Kirchheim

Eigentlich war Michael Matejka gar nicht erfreut über diesen Termin: Mittwoch, 16 Uhr. Am Freitagabend spielt der SV Heimstetten nämlich schon wieder, zu Hause gegen den FC Ingolstadt II, und deswegen hätte der Manager die Nachholpartie in der Fußball-Regionalliga gerne schon am Dienstag absolviert. Doch nach der Vorverlegung des Ingolstadt-Spiels kam eine Vorverlegung des Eichstätt-Spiels dem Gegner zu kurzfristig. Am späten Mittwochnachmittag sagte Matejka dann grinsend: "Jetzt im Moment ist mir das mit Freitag erst mal wurscht." Abstiegskandidat Heimstetten hatte den Tabellenzweiten in einer spannenden und umkämpften Partie 3:2 (0:1) besiegt - und die direkten Abstiegsplätze verlassen.

Im wahrsten Sinne gelohnt hatte sich der Termin schon allein wegen der vielen Zuschauer. Die Fußballabteilung des SV Heimstetten speist sich bekanntlich zum Teil aus den Gastronomie-Einnahmen. Knapp 500 sahen gegen Eichstätt zu - darunter zahlreiche Regionalliga-Trainer und die Spieler des designierten Aufsteigers SV Türkgücü-Ataspor München, die kurz zuvor an selber Stelle 1:0 gewonnen hatten. Zusehen musste übrigens auch der Noch-Eichstätter Michael Zant, der zwar laut offizieller Aufstellung in der Startelf stand, kurzfristig aber eben nicht.

Die Besucher sahen ein lange ausgeglichenes Spiel und zunächst recht wenige Torraumszenen. Die erste Möglichkeit für Heimstetten hatte Marcel Ebeling vom Strafraumrand, Eichstätts Torwart Mustafa Özhitay klärte zur Ecke (28.). Auf der anderen Seite musste der von der Sonne geblendete SV-Keeper Maximilian Riedmüller mit zunehmender Spieldauer immer öfter blinzeln, weil der künftige DFB-Pokalteilnehmer Eichstätt sein gutes Umschaltspiel für gefährliche Angriffe nutzte. In der 34. Minute wehrte er eine scharfe Hereingabe von Markus Steinhöfer noch mit dem Fuß ab. Wenige Minuten später traf der Ex-Profi (TSV 1860, Bayern München II) dann aber doch, wenn auch mit "einer komplett glücklichen Aktion", wie SV-Trainer Christoph Schmitt fand: Zunächst setzte Steinhöfer einen Freistoß in die Mauer, scheinbar unmotiviert drosch er einfach noch einmal auf die selbe Stelle, der Ball rutschte durch und landete abgefälscht im Eck (38.).

Nach dem Seitenwechsel spielten die Gastgeber zunächst abwartend, erzielten dann aber mit der ersten guten Möglichkeit den Ausgleich: Moritz Hannemann bediente Lukas Riglewski mit einem Querpass, der traf aus kurzer Distanz (56.). Nach der erneuten Führung für Eichstätt durch den Sekunden zuvor eingewechselten Fabian Schäll per Kopfball aus drei Metern Entfernung (68.) spielte Heimstetten überhaupt nicht abwartend: Marcel Ebeling traf vom Strafraumrand (70.). Trainer Schmitt lobte hernach die mentale Stärke seiner Mannschaft, die nun kurzzeitig dominierte: Mohamad Awata schoss nach Querpass von Ebeling alleine vor Torwart Özhitay dessen Fuß an (72.). Dann aber drehte der Abstiegskandidat die Partie mit einem kuriosen Treffer.

Selbst für den Freistoß-Spezialisten Riglewski lag der Ball in der 86. Minute zu weit vom Tor entfernt, also legte er quer zu Ebeling. Dessen Fernschuss rutschte Torwart Özhitay durch. Die 50 Zuschauer hinter dem Tor jubelten sofort, Schiedsrichter Elias Wörz zögerte ein paar Sekunden und zeigte dann auf den Anstoßpunkt. Eine Minute später rettete Keeper Riedmüller den Sieg mit zwei Paraden. "Wir brauchen einfach mehr Zutrauen in unsere Qualitäten", sagte Siegtorschütze Ebeling über den Sieg und sein Tor.

Mit dem Schlusspfiff sanken die Spieler erschöpft zu Boden, dort, wo sie 49 Stunden später wieder stehen müssen. Bis dahin dürften sie sich trotz des Sieges über die kurze Regenerationszeit schon wieder ärgern: Peter Beierkuhnlein wurde verletzt ausgewechselt, Paul Thomik, sowieso schon auf Antibiotika, trug eine Wadenverletzung davon, auch Ebeling ist angeschlagen.

© SZ vom 02.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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