Fußball-Regionaliga:Hoffnung vor dem großen Ganzen

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In guter Gesellschaft: Kwasi Okyere Wriedt (Mitte) zwischen Corentin Tolisso und Niklas Süle (v.l.) beim Spiel der Profis gegen Freiburg. (Foto: Renate Feil/Imago)

Die U 23 des FC Bayern München zeigt sich beim 2:0 in Rosenheim von der jüngsten Pleite gut erholt. Für das Derby bei den Löwen kann Trainer Tim Walter sogar mit einem vollen Kader planen.

Von Christoph Leischwitz, München

Eine Reaktion? Ja, sagt Tim Walter, das war es sicherlich. Der Trainer meinte damit den souveränen 2:0-Sieg seiner Mannschaft im Nachholspiel des FC Bayern München II am Dienstagabend beim TSV 1860 Rosenheim . Doch als Reaktion auf die ehrabschneidende 1:3-Niederlage vier Tage zuvor gegen den SV Schalding-Heining will der Trainer das nicht verstanden wissen, sondern "als Reaktion auf alle Spiele". Zwar hatte die U23 des FCB in dieser Regionalliga-Saison immer wieder mal gut gespielt. Aber eben meistens nicht konstant, über zwei Halbzeiten hinweg, ohne Ausrutscher. "Wenn das Spiel 5:0 ausgegangen wäre, das wäre auch noch im Rahmen gewesen", sagte Walter diesmal. Da war es ihm auch recht egal, dass diese Partie "nicht gerade ein Leckerbissen" war. Zumal das ja auch bedeutete, dass Rosenheim selbst kaum Torchancen hatte.

Die jungen Bayern zeigten sich diesmal vor dem gegnerischen Tor ein bisschen effizienter als sonst. Kwasi Okyere Wriedt traf schon nach zehn Minuten, der neunte Saisontreffer des 23-jährigen Angreifers. Wriedt war der entscheidende Mann, denn in der 34. Minute bereitete er das 2:0 durch Raphael Obermair vor. Der Angreifer war Anfang August vom VfL Osnabrück gekommen, wo er bereits ein gestandener Drittligaprofi war. Der 400 000 Euro teure Spieler sollte das letzte Mosaiksteinchen für die zweite Mannschaft sein, um in Sachen Aufstieg mitreden zu können.

Doch der U-23-Kader wurde oft ausgedünnt, Trainer Walter hatte das auch mehrmals offen beanstandet. Nach der Niederlage gegen Schalding-Heining klang er ob der ständigen Personalprobleme fast resignativ. Und nun kommt eine weitere Unsicherheit hinzu: Wriedts Leistungen blieben nicht verborgen, er war erstmals für den Profikader abgestellt und saß bei der Rückkehr von Jupp Heynckes auf der Bank. Die Frage, ob Walter auf seinen besten Stürmer bauen kann, wird eine andauernde: Anfang der Woche trainiert er bei den Profis, Ende der Woche wird entschieden, in welchem Kader er steht.

Hermann Gerland ist weiter Ansprechpartner, jetzt aber für Absprachen mit den Profis

In diesem Zusammenhang erwähnt Walter, dass sich in der Kommunikation mit den Verantwortlichen nicht viel geändert habe, nachdem Hermann Gerland vom Chefposten des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ) zum Co-Trainer der Profis berufen wurde. Ansprechpartner sind weiter Gerland und Jochen Sauer, der organisatorische NLZ-Leiter, Gerland oder dessen Kollege Peter Hermann jetzt aber immer dann, wenn es um die Verzahnung der Profis und der U23 geht.

Sie werden wieder reden, auch vor dem Derby gegen den TSV 1860 München an diesem Sonntag. Ein Sieg würde vieles beruhigen bei der oftmals enttäuschend spielenden U23, für die bekanntlich vor der Saison der Aufstieg als Ziel definiert worden war. Doch selbst im Erfolgsfall blieben 13 Punkte Rückstand (bei einem Spiel weniger) auf die Löwen. "Es ist ein großer Anreiz, gegen Sechzig zu spielen", sagt Walter, "wenn man die Rivalität betrachtet, ist das schon extrem." Da gehe es nicht mehr um einzelne Spieler und deren Entwicklung, sondern vielmehr "um das große Ganze". Er hoffe, dass das Spiel in Rosenheim "keine Eintagsfliege" in Sachen Spielkontrolle über 90 Minuten war. Genau das sei nämlich auch das Ziel für das Spiel gegen den überlegenen Tabellenführer.

Immerhin hätte diese Partie aus Sicht der Bayern zu keinem besseren Zeitpunkt stattfinden können. "Ich bin zufrieden", sagt Walter zum ersten Mal seit langer Zeit über die Anzahl an Spielern im Training. Er hoffe nun, am Freitag aus einem 18er-Kader eine Startelf für das Spiel zwei Tage später (15 Uhr, Grünwalder Stadion) basteln zu können. Womöglich kann er neben Wriedt sogar Manuel Wintzheimer aufbieten, das Stürmer-Juwel spielt eigentlich ausschließlich für die U19. Ein weiterer Umstand, den Walter eher frustriert zur Kenntnis nimmt. Ob dem Verein das Derby mit seiner bundesweiten Aufmerksamkeit vielleicht doch wichtiger ist als andere Spiele? "Die Frage stellt sich gar nicht", sagt Walter. Denn die U19 hat am Wochenende schlicht spielfrei, Wintzheimer und Kollegen stehen also sowieso zur Verfügung.

In Rosenheim stabilisierte zudem der monatelang verletzte Routinier Nicolas Feldhahn die Abwehr von Beginn an. "Es ist angenehm zu wissen, dass er da hinten steht. Er bringt viel Ruhe rein", sagt Walter über den Innenverteidiger. Auch am Sonntag ist keine Bayern-U23 in Bestform zu erwarten. Aber in bestmöglicher.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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