Fußball-Landesligen:Eine Schippe mehr

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Litauisch-bayerischer Fußballfachmann: Gediminas Sugzda. (Foto: Sportfoto Zink/imago)

Gediminas Sugzda trainiert künftig den VfB Hallbergmoos. In Gilching-Argelsried übernimmt ab Sommer Peter Schmidt.

Von Andreas Liebmann, München

Gediminas Sugzda keucht. Er freut sich über den Schnee, auch den, der sich vor seiner Haustür türmt, er mag den Winter. Aber Schneeschaufeln ist trotzdem anstrengend. Es ist einiges herabgerieselt auf Riemerling, wo der 50-Jährige zu Hause ist. Natürlich längst nicht so viel wie etwa über Holzkirchen, dessen Fußballklub er als Trainer in die Bayernliga führte und der nur noch sechs Punkte geholt hat in 21 Partien, seit Sugzda ihn im Sommer verließ. Nun, findet er, sei es ganz praktisch, dass sein neuer Klub weiter nördlich liegt, wo deutlich weniger Schnee falle - schließlich soll dort in drei Wochen die Vorbereitung beginnen. Beim VfB Hallbergmoos, Landesligist der Südost-Gruppe.

Sugzda hatte sich im Sommer nicht gleich ins nächste Abenteuer stürzen wollen, doch als kurz vor Weihnachten die Anfrage aus dem Landkreis Freising kam, sei alles recht schnell gegangen. Er kenne seine neue Mannschaft gut, erklärt er, eigentlich jeden Spieler. "Ich habe sie als Gegner oft beobachtet, Spiele angeschaut und Videos", sagt er, "ich weiß, was die draufhaben." Eines wisse er trotzdem nicht: Ob sie tatsächlich dazu imstande seien, mehr zu leisten als zuletzt. Die meisten Beobachter gehen angesichts des erfahrenen Kaders davon aus. Viele Hallbergmooser haben schon ein, zwei Klassen höher gespielt. Sugzda sagt: "Das wäre jetzt reine Spekulation. Ich muss das Training und ein paar Spiele abwarten und dann das Maximum rausholen." Neben den Fähigkeiten sei eben auch die Mentalität wichtig. Er wisse, wie man aufsteige, das sagt Sugzda schon. Andererseits sei der VfB Hallbergmoos-Goldach in den vergangenen fünf Jahren stets zum engsten Kreis der Favoriten gezählt worden, doch nach zwei dritten Plätzen 2015 und 2016 kam nicht mehr viel. "Und es waren gute Trainer da." Zuletzt hatte kurz vor der Winterpause Michael Schütz das Handtuch geworfen. Seitdem suchte der Verein einen passenden Nachfolger. Aktuell steht der VfB auf Rang neun, ähnlich wie in den beiden Vorjahren.

Sugzda, der Alfred Ostertag als Co-Trainer übernimmt, kennt sich mit Fußball ähnlich gut aus wie mit schneereichen Wintern. Mit 17 debütierte der Litauer für Zalgiris Vilnius in der ersten Liga der damaligen UdSSR, er spielte für dessen U-21-Nationalteam und mit Vilnius im Uefa-Pokal. Für Litauen hatte er vor gut 20 Jahren einen Einsatz, in Deutschland kam er als Abwehrspieler auf 13 Zweitliga-Partien für Carl Zeiss Jena. Am Kader in Hallbergmoos will er erst einmal nichts ändern, sagt er, 22 Spieler sollten für die ausstehenden 13 Partien reichen: "Ich werde aktiv niemanden suchen." Im Winter sei es ohnehin schwierig, Verstärkungen aufzutreiben.

Mit Sugzda ist nun eine freie Stelle im höheren Amateurfußball der Region neu besetzt. Eine andere, die zum Sommer frei wird, ist wohl auch vergeben. Beim Südwest-Landesligisten TSV Gilching-Argelsried soll der ehemalige Deisenhofener Peter Schmidt Nachfolger von Wolfgang Krebs werden. Beide Seiten bekunden Einigkeit, bis zur Vertragsunterzeichnung werde es aber noch zwei Wochen dauern. "Wir sind guter Dinge", sagt Abteilungsleiter Stefan Schwartling, der Krebs dankbar dafür ist, seinen Abschied nach elf Jahren so früh verkündet zu haben. "Dadurch hatten wir viel Zeit." Krebs' Ära sei für die Nachfolgekandidaten ein positives Zeichen gewesen. "Die sehen, dass sie hier Rückendeckung haben und wir nicht bei der ersten kleinen Krise Druck aufbauen", sagt Schwartling. Für Schmidt spreche vor allem dessen gute Arbeit mit Nachwuchsspielern in Deisenhofen, denn auch der TSV wolle verstärkt auf eigene Talente setzen.

Ansonsten herrscht in den Landesligen Winterstarre, auch auf dem Transfermarkt. Der SE Freising (Südost-Gruppe) hofft, einen Nachfolger für den Außenbahn-Flitzer Mesut Toprak gefunden zu haben, den Kameruner Didier Nguelefack, 26, vom Kreisligisten Attaching. Und der BCF Wolfratshausen (Südwest) hat nach Verteidiger Aleksandar Spehar (SC Fürstenfeldbruck) in Jonas Reitel den zweiten Weggang verzeichnet. "Bei Aleks hatte das rein berufliche Gründe", erläutert Trainer Philipp Bönig, "das schmerzt uns natürlich sehr." Reitel, 19, sei ein junger Spieler, der sich beim Ligakonkurrenten FC Garmisch mehr Spielpraxis erhoffe. Zugänge plant Bönig außer einem zweiten Torwart keine. Der Kader sei groß genug. Und ein Angreifer, "der einem in der Rückrunde zehn Tore garantiert", sei im Winter sowieso nirgends zu finden. Da kann man schippen, so lange man will.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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