Fußball:Hachings wilde Fahrt mit dem Hundertspänner

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Endlich im Spiel: Patrick Hasenhüttl erzielte gegen Kaiserslautern per Kopf seinen vierten Saisontreffer. (Foto: CLAUS SCHUNK/Claus Schunk)

Mit dem 2:0 gegen den 1.FC Kaiserslautern beschenkt die Spielvereinigung sich selbst und beendet zugleich die aufkeimende Diskussion um den Trainer.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Manfred Schwabl ist dem Idealtypus des mildtätigen Nikolaus schon sehr nahe gekommen in den vergangenen Tagen. Für das Drittliga-Heimspiel am Freitagabend gegen den 1. FC Kaiserslautern hatte die SpVgg Unterhaching Geistertickets verkauft, zugunsten der BR-Sternstunden. Aber nicht nur das: Der Hachinger Präsident hatte sich dafür eingesetzt, dass die Lauterer mitziehen. Und er hatte Herbert Hainer um den Finger gewickelt und auf diesem Wege mitgeholfen, dass der FC Bayern ebenfalls Geistertickets verkauft (auch Uli Hoeneß hatte er involviert). Und am späten Freitagabend stand Schwabl dann plötzlich auch noch im TV-Studio in Unterföhring, zwar ohne langen Bart, aber mit der Nachricht, aufgerundete 50 000 Euro eingesammelt zu haben für die BR-Weihnachtsaktion. Man hatte das Gefühl, Schwabl könne das alles nur mit einem hundertspännigen Rentierschlitten bewerkstelligen, so viel war er unterwegs gewesen, um Geschenke zu verteilen. Obendrein setzt er sich derzeit ja auch noch beim DFB dafür ein, dass junge Fußballer eine bessere Karriere-Perspektive bekommen und die armen Drittliga-Vereine mehr Geld.

Es gab da freilich noch eine Komplikation zu verhindern, die Schwabl leicht zum Griesgram Onkel Scrooge hätte mutieren lassen können: Ein Punktverlust gegen Kaiserslautern, im Duell zweier bislang eher enttäuschender Teams, hätte gar unweihnachtliche Diskussionen über Trainer Arie van Lent auslösen können. Doch die 1500 Geister-Zuschauer - so viele Tickets hatte Haching verkauft - sahen einen verdienten 2:0 (0:0)-Heimsieg.

Torhüter Mantl macht Patzer wieder gut

Der Geist der gegenwärtigen Weihnacht, um mit Charles Dickens zu sprechen, meinte es gut mit den Hachingern. Lautern hatte trotz schwächerer Spielanlage mindestens vier Riesenchancen vergeben - eine davon hatte Unterhachings Torwart Nico Mantl mit einem Aussetzer selbst aufgelegt (63.). Dafür, sagte van Lent, habe Mantl "zwei Chancen richtig gut rausgeholt". Das Risiko, dass der junge Keeper so aktiv am Spielaufbau beteiligt werde, gehe man übrigens bewusst ein.

Hasenhüttl leitet Sieg mit Saisontreffer Nummer vier ein

Abgesehen von der Phase zwischen Minute 60 und 70, als Hachings Abwehr mehrmals ins Schwimmen geriet, war es ein rundum gelungener Abend. Vor allem deshalb, weil gleich mehrere Personen dazu beitrugen, die zuletzt kritisiert worden waren. Stürmer Patrick Hasenhüttl etwa erweckte oft den Eindruck, noch nicht richtig angekommen zu sein in der dritten Liga. Diesmal aber köpfelte er eine Flanke des abermals starken Markus Schwabl platziert zur Führung ins Netz (53.). Schon vor der Pause hatte der Sohn von Hachings ehemaligem Trainer Ralph Hasenhüttl mehrere gute Möglichkeiten gehabt, und daraus offensichtlich Zuversicht geschöpft: Er habe in der ersten Halbzeit gemerkt, dass er im Spiel sei, meinte der 23-Jährige später, der nun immerhin schon vier Tore erzielt hat.

Der Zweite mit gestärktem Selbstvertrauen ist Christoph Greger, ein Verteidiger, der in den beiden Partien davor nicht spielen durfte - und der diesmal auch im Angriff ein gutes Stellungsspiel zeigte, als er nach einem Freistoß im Fünfmeterraum an den Ball kam und den Endstand erzielte (74.). Über die Nichtberücksichtigung zuvor sagte der 23-jährige bei Magentasport: "Ich muss zugeben, das war kein schönes Gefühl - aber ich konnte es ein Stück weit verstehen." In diesem Spiel hätten alle alles reingeworfen, eine tolle Teamleistung.

Hachinger wird bei Standards gefährlicher

Trainer van Lent lobte dann auch noch den manchmal glücklosen Moritz Heinrich, der den Freistoß vor dem 2:0 getreten hatte. Scharfe Schwabl-Flanken, präzise Freistöße und Ecken: Die Gefährlichkeit der Hachinger bei hohen Bällen nimmt zu. Standards habe man zuletzt nicht verstärkt trainiert, sagt der Trainer, aber man gehe nun effizienter zu Werke. Nicht auszuschließen, dass diesmal auch schlicht Schwächen des Gegners ausgenutzt wurden. Lauterns Trainer Jeff Saibene kündigte jedenfalls gleich nach dem Spiel Personalveränderungen für die Partie am Dienstag gegen 1860 München an.

Taktische Umstellung zahlt sich aus

Und dann wäre da auch noch Hachings Trainer selbst, der sich den Erfolg auf die Fahne schreiben darf. Als es zu Beginn der Partie mal wieder nicht gut lief, nahm das Trainerteam eine kleine taktische Umstellung vor: Lucas Hufnagel rückte etwas defensiver ein als zuvor und stabilisierte so das Mittelfeld. Danach war Haching spielbestimmend. So könnten sich einige personelle Probleme in Wohlgefallen auflösen, sollten in der nun anstehenden englischen Woche die alten Probleme nicht gleich wieder auftreten. Am Dienstag wartet Waldhof Mannheim. Wie schön das Weihnachtsfest für Schwabl, van Lent und die Spieler aber wirklich ausfällt, entscheidet sich wohl erst am Samstag: Zum Jahresabschluss steht ein Derby gegen die U23 des FC Bayern an. Geschenke sind da nicht zu erwarten.

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