Fußball-Bezirksliga-Serie:Schock-Therapie

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SpVgg Feldmoching betreibt unter Bozo Peric enormen Aufwand

Von Christian Bernhard, München

Wie es ist, mit Vertretern höherklassiger Klubs an einem Tisch zu sitzen, weiß Martin Wildgruber. Der Sportliche Leiter der SpVgg Feldmoching ist im Rahmen der Initiative "Rettet den Amateurfußball" Ansprechpartner für die Bezirksligisten; Klubs der Regional-, Bayern- und Landesliga sind ebenfalls mit dabei. Genau dorthin, in die Landesliga, möchte der Verein aus dem Münchner Norden. Allerdings dürfte das in der aktuellen Saison nicht mehr realisierbar sein. Vor dem zweiten Saisonteil, der am 11. März startet, ist die SpVgg in der Bezirksliga Nord Tabellenvierter, hat aber zehn Punkte Rückstand auf den Aufstiegs-Relegationsplatz. Diesen aufzuholen, sei eigentlich nicht mehr möglich, sagt Wildgruber. Er ist mit der Saison "eindeutig nicht" zufrieden, zahlreiche Verletzungen machten der SpVgg einen Strich durch die Rechnung. Von sechs neuen Spielern, die im Sommer nach Feldmoching kamen, konnten fünf bis zur Winterpause kaum eingesetzt werden.

Die SpVgg hat im Sommer einen großen Umbruch vollzogen. Nach fünf Jahren mit Trainer Horst Kraus hatte Wildgruber "ein paar Abnutzungserscheinungen" festgestellt, die Klubführung war der Meinung, "frisches Blut, eine neue Trainingsphilosophie und eine andere Ansprache würden nicht schaden". Bozo Peric, der zuvor den ESV München trainiert hatte, übernahm - und krempelte vieles um. Wildgruber startete bewusst mit einem großen Kader, da er ahnte, dass einige Spieler diesen neuen Weg nicht mitgehen würden - und so kam es auch. Einige verließen in den ersten Monaten unter Peric den Verein, weil sie mit ihrer Situation nicht zufrieden waren.

Peric gehe professioneller vor und verlange mehr von den Spielern, erzählt Wildgruber. "Unübersehbar" sei es gewesen, "dass sich die Mannschaft erst an uns gewöhnen musste", sagt Peric, der im Sommer bei manchem Spieler einen "gewissen Schock" festgestellt hatte. In der Vorbereitung, sowohl im Sommer als auch jetzt im Winter, arbeitete der Trainer bis zu sechsmal pro Woche mit seinem Team. Peric ist sich bewusst, dass das für einen Amateurverein intensiv ist. "Aber ohne Fleiß kein Preis. Da muss man durch." Auch Wildgruber spricht ob des "deutlich höheren und intensiveren" Aufwands von einer "Gratwanderung", steht aber "hinter dem System". Nach einer Phase der Eingewöhnung lief es bis zum Winter besser: Die SpVgg gewann fünf ihrer letzten sieben Spiele.

Spätestens im nächsten Jahr will Wildgruber, Onkel von Mönchengladbachs Profi Fabian Johnson, die Landesliga in Angriff nehmen. "Auf Dauer nur eine Mittelfeldrolle in der Bezirksliga einzunehmen", sei nicht sein Anspruch. Peric sagt, es gehe jetzt darum, die Basis zu legen, "um im Sommer definitiv anzugreifen." Dann sieht sich auch der Trainer in der Pflicht: "Ich lasse mich am zweiten Jahr messen."

Wildgruber spricht schon davon, dass der Kader in der kommenden Saison "abgerundet" werde - und strebt einen Verjüngungsprozess an. "Bis letzte Saison lag unser Schwerpunkt auf fertig ausgebildeten Spielern", erklärt er. Die hätten zwar Qualität, aber auch ein gewisses Alter - der Schnitt liegt bei 28,5 Jahren: "Jetzt müssen jüngere dazukommen." Peric hofft auf eine "sehr sehr gute" B-Jugend.

Die Landesliga betrachtet der Sportliche Leiter als "vernünftig und machbar", oberhalb der Bayernliga würde der Verein "an seine Grenzen stoßen". Eines ist ihm aber klar: Mehr Zuschauer würden in der Landesliga kaum kommen, da sei die Bezirksliga aufgrund der vielen Derbys "fast interessanter". Trotzdem wollen Wildgruber und Peric unbedingt nach oben - auch weil die Rahmenbedingungen passen. Faktoren wie der Kunstrasenplatz, die Kabinen oder die physiotherapeutische Versorgung seien für Münchner Verhältnisse nicht normal, findet Peric. "Wir haben tolle Möglichkeiten, die müssen wir ausschöpfen."

© SZ vom 02.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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