Fußball: Bezirksliga-Serie:Rennstall mit hohen Erwartungen

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Der SC Baldham-Vaterstetten hat 37 Nachwuchsmannschaften. Davon soll auch die erste Mannschaft profitieren.

Von Stefan Galler, Vaterstetten

Sage und schreibe 37 Fußball-Jugendmannschaften hat der SC Baldham Vaterstetten zu Saisonbeginn ins Rennen geschickt. Dazu kommen noch Frauenteams, Männer und Senioren, so dass der Klub aus dem Landkreis Ebersberg mit insgesamt 43 Mannschaften im Spielbetrieb vertreten ist. "Damit haben wir die meisten Teams in ganz Bayern", sagt Abteilungsvorstand Helmut Lämmermeier nicht ohne Stolz. Dass eine solche Mammutsparte irgendwann Früchte tragen soll, versteht sich für den Fußballfunktionär von alleine, der reichhaltige Fundus an Jugendspielern biete eine hervorragende Perspektive für die Zukunft. "Wir haben schon jetzt eine Gruppe von Spielern aus dem eigenen Nachwuchs in der ersten Mannschaft in der Bezirksliga", sagt Lämmermeier und verweist auf eine Partie in der vergangenen Saison, als acht Eigengewächse in der Startelf des SCBV standen. "Das reicht aber noch nicht. Leider spielen unsere Jugendteams noch zu niedrig, der Sprung ist dann für die meisten zu groß, um bei den Männern gleich in der ersten Mannschaft bestehen zu können."

Das dürfte erst recht gelten, wenn die Fußballer des SC Baldham Vaterstetten dann die Bezirksliga Ost, der sie schon seit fünfeinhalb Jahren angehören, irgendwann hinter sich gelassen haben, im Idealfall schon in diesem Sommer. Denn der SCBV überwintert auf Relegationsrang zwei, wenn auch schon 17 Punkte hinter dem souveränen Spitzenreiter TSV 1880 Wasserburg, der sich anschickt, den Durchmarsch von der Kreisliga in die Landesliga zu packen. Das Gerangel um den Platz dahinter ist ziemlich heftig, fünf Teams liegen innerhalb von drei Punkten.

Dabei hätten sich die Baldhamer Ende Oktober nach Ausrutschern der Konkurrenz absetzen können, wären sie da nicht gerade selbst ebenfalls in eine Formkrise geraten: Vier Spiele in Serie blieben sie ohne Sieg, verbuchten drei Unentschieden und eine Niederlage. Lämmermeier und seine Kollegen in der Abteilungsleitung reagierten prompt und trennten sich von Trainer Mike Probst. Der frühere Torwart, der einst für SV Lohhof, FC Bayern, TuS Geretsried und TSV Eching den Kasten hütete, war seit der Rückrunde 2014/15 Coach beim SCBV gewesen, rettete den Klub in seiner ersten Halbserie vor dem Abstieg und beendete die beiden folgenden Spieljahre auf den Rängen sechs und vier. Dass ihn Baldham als Tabellenzweiter gehen ließ, war für den 55-Jährigen nicht nachvollziehbar. In einem Interview in der Ebersberger Zeitung beklagte er sich Ende Dezember bitterlich über die Entlassung: "Ich war natürlich sehr, sehr enttäuscht und überrascht, zu diesem Zeitpunkt diese Entscheidung hinnehmen zu müssen. Seit Jahren ist das die beste Platzierung für den SCBV und dann wird mir das ohne Vorwarnung telefonisch mitgeteilt", sagte Probst. "Mir ist der sportliche Erfolg aus den Händen genommen worden."

Abteilungsleiter Lämmermeier will das so nicht stehen lassen, betont aber, dass die Trennung "absolut harmonisch" abgelaufen sei. "Wir waren halt vom taktischen Konzept her unterschiedlicher Meinung", sagt der Spartenchef. "Ich halte das Potenzial unserer Mannschaft für größer als das, was man auf dem Platz sehen kann." Unter Probst habe ihm ein stimmiges System gefehlt: "Da war zu viel auf Zufall aufgebaut." Lämmermeier vergleicht die Situation mit dem Motorsport: "Wenn ein Rennstall ein sensationelles neues Auto bekommt, das trotzdem immer nur Zweiter oder Dritter wird. Dann entspricht auch die Erwartungshaltung nicht den Ergebnissen."

Nun soll es der 49 Jahre alte Thomas Nock regeln; er hatte lange Jahre im Jugendbereich des Vereins gearbeitet, wurde für sein ehrenamtliches Engagement neulich vom DFB in der Allianz Arena ausgezeichnet. "Er hat zwar noch nie im Herrenbereich gearbeitet, aber er kennt die Mannschaft sehr gut. Wir haben volles Vertrauen in seine Fähigkeiten", sagt Lämmermeier. Das Engagement ist bis Sommer befristet. "Das hat sich Thomas so gewünscht."

Sie streben "eine gesunde Mischung" aus Eigengewächsen und externen Zugängen an

Die Liga schätzt der Abteilungsleiter schwächer ein als in den Jahren zuvor, das zeige der Abstand von Spitzenreiter Wasserburg zum Rest. "Allein wenn ich mir Tabellenschlusslicht Kolbermoor anschaue, die in den vergangenen Jahren immer eine gute Rolle in der Liga gespielt haben, sieht man schon, dass das Niveau gesunken ist."

Die Baldhamer haben sich auf dem Wintertransfermarkt die Dienste von Mittelfeldspieler Matthias Schuster, 21, gesichert, der bereits in der Jugend für Baldham spielte und zuletzt mit dem TSV Moosach bei Grafing in die Landesliga aufgestiegen war. Nach einer starken Bezirksligasaison mit zwölf Saisontoren war er in der laufenden Spielzeit nicht mehr regelmäßig zum Einsatz gekommen. "Der Wechsel hatte aber in erster Linie berufliche Gründe", so Lämmermeier, der betont, dass weitere Verstärkungen schon aus wirtschaftlichen Gründen keine Option gewesen seien. So habe man den starken Verteidiger Ljeotrim Sekiraqa aus Holzkirchen im Sommer keineswegs wegen eines lukrativen Angebots bekommen. "Er fand unsere Infrastruktur gut, so jemanden können wir nur holen, ohne uns verbiegen zu müssen."

Eine gesunde Mischung solle in der ersten Mannschaft entstehen, aus eigenen Talenten und vereinzelten externen Zugängen. "Dann wird es mit der Landesliga irgendwann klappen. Mit unserem tollen Unterbau ist das absolut realistisch", glaubt Lämmermeier.

© SZ vom 15.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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