Fußball, Bezirksliga-Serie:Männerbund fürs Leben

Lesezeit: 3 min

Mit dem Trainerduo Lösch/Steinacher will der ehemalige Bayernligist Eching wieder nach oben - mindestens in die Landesliga.

Von Stefan Galler, Eching

Ohne Michael Henke hätte Ottmar Hitzfeld womöglich nie zwei verschiedene Vereine zum Champions-League-Sieg geführt. Jupp Heynckes wäre nicht zum FC Bayern zurückgekehrt, hätte sich nicht auch sein alter Weggefährte Peter Hermann zu einem Wechsel überreden lassen. Und Karlheinz Kamp war neben Beate die bessere Hälfte von Otto Rehhagel, als dieser Werder Bremen zu einem Spitzenklub formte. Trainerduos, die wie Teer und Federn aneinanderkleben, haben im deutschen Fußball Tradition. Und nicht selten gründet die gute Zusammenarbeit auf einer tiefen Freundschaft. So ist es auch bei einem Gespann, das gerade am Anfang seiner Laufbahn steht und seine allererste Saison in der Bezirksliga Nord bestreitet: Gerhard Lösch und Daniel Steinacher haben sich viel vorgenommen. Zumindest mittelfristig soll der ehemalige Bayernligist TSV Eching unter ihrer Führung zurückkehren in die Landesliga.

Dabei hatte Lösch schon seit ein paar Jahren auf seinen besten Kumpel gewartet. Während Steinacher nämlich noch bis zum Sommer 2017 beim FC Ismaning in der Bayernliga spielte, war für Lösch schon mit 20 die Hoffnung auf eine größere Karriere vorbei; nach zwei schweren Knieverletzungen spielte der heute 29-Jährige in den letzten Jahren nur noch beim unterklassigen SV Riedmoos. Aber das Vorhaben, irgendwann mit Steinacher, seinem Trauzeugen, die Verantwortung für eine Fußballmannschaft zu übernehmen, hat Lösch immer im Blick behalten: "Ich wollte immer Trainer einer Mannschaft sein. Aber nur mit ihm." Mit Steinacher.

„Ich möchte einfach nicht mehr, dass mir gesagt wird, was ich tun soll. Ich will vielmehr mein Wissen selbst weitergeben.“ – Daniel Steinacher, 30, spielender Co-Trainernovize. (Foto: imago/Lackovic)

Als Steinacher im Frühjahr 2017 erfahren hatte, dass Rainer Elfinger im Sommer beim FC Ismaning die sportliche Verantwortung von Xhevat Muriqi übernehmen sollte, war für ihn klar, dass er den FCI verlassen würde. Er wollte nicht noch einmal mit Elfinger zusammenarbeiten, nachdem es schon beim SV Heimstetten zu atmosphärischen Störungen zwischen dem Trainer und den Steinacher-Brüdern - damals spielte auch Sascha beim SVH - gekommen war. Kein Wort verliert Daniel heute über diese alten Geschichten. Nur so viel: "Ich möchte einfach nicht mehr, dass mir gesagt wird, was ich tun soll. Ich will vielmehr mein Wissen selbst weitergeben." Und deshalb hat er sich trotz einiger interessanter Angebote dazu entschieden, mit Lösch seine Trainerkarriere zu starten, wobei er in der Rolle des spielenden Assistenten wirkt - Steinacher organisiert als kopfballstarker Innenverteidiger die Echinger Viererkette auf dem Platz. "Dass wir nur in der Bezirksliga spielen, spielt für mich keine große Rolle", sagt der 30-Jährige. "Die Höhe der Spielklasse war mir nie wichtig." Deshalb habe er zum Beispiel 2012 kein Problem damit gehabt, vom SV Heimstetten, mit dem er die Qualifikation für die neue Regionalliga Bayern geschafft hatte, zum damaligen Landesligisten VfR Garching zu wechseln.

"Natürlich gehört dieser Verein alleine von seinem Namen her mindestens in die Landesliga."

Diese Gelassenheit kommt ihm auch jetzt zugute, denn das Duo Steinacher/Lösch will keinen übertriebenen Druck ausüben auf die nach dem Landesligaabstieg im vergangenen Sommer völlig neuformierte Mannschaft des TSV Eching: "Natürlich gehört dieser Verein alleine vom Umfeld und seinem Namen her mindestens in die Landesliga. Aber wir wollen in Ruhe etwas aufbauen und nicht von heute auf morgen mit allem, was wir haben, nach oben drängen", sagt Daniel Steinacher. Damit sei auch die Abteilungsleitung um Marcus Heiss völlig einverstanden: "Wir haben Rückendeckung von der Vereinsführung", bestätigt der Co-Trainer.

Vor der Saison hatte es eine mächtige Fluktuation bei den Echingern gegeben, nicht nur auf dem Trainerposten. "Gerry und ich hatten nur drei bis vier Wochen, um die 14 Weggänge zu kompensieren", sagt Steinacher. Doch das gelang gut, nach 18 Spielen der laufenden Saison hat der TSV 31 Punkte auf dem Konto, liegt auf Rang drei und hat nach hinten keine Sorgen mehr. Allerdings dürfte das Spitzenduo Karlsfeld (46 Punkte) und Moosinning (42) kaum mehr einzuholen sein. "Wir hatten zwischendrin kleine Leistungsdellen, weil die Jungs auch etwas geschlaucht waren", erklärt Steinacher. Immerhin habe etwa die Hälfte der Stammelf im Vorjahr bereits bei Eching gespielt und die Abstiegsrelegation bestritten. "Die hatten nur zwei Wochen Sommerpause. Und man darf nicht vergessen, dass wir hier immer noch Amateurfußball spielen."

Der Kader ist eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielen, aus Zugängen und Echinger Eigengewächsen. "Wichtig war uns bei der Zusammenstellung des Kaders, dass es charakterlich gepasst hat", betont Steinacher. "Wir sehen uns vier Mal die Woche. Wenn es da menschlich nicht funktioniert, wird es schwierig." Der neue Kader funktioniere in dieser Hinsicht jedenfalls perfekt. Und auch sportlich ist man beim TSV zufrieden.

Vor allem Stürmer Maximiliano Ceballos, 30, ein gebürtiger Argentinier, der einige Jahre im spanischen Amateurfußball unterwegs war und zuletzt beim Kreisligisten Alte Haide-DSC München gespielt hatte, versetzt Steinacher in Verzückung - nicht nur wegen seiner elf Saisontore bei 14 Einsätzen: "Gerry kannte ihn, holte ihn zu uns, und er passt einfach perfekt rein." Die anderen "Eckpfeiler" im Team seien Torwart Alexander Strecker, 29, mit dem Steinacher schon bei der SpVgg Unterhaching in der Jugend gespielt hat, Abwehrspieler Tobias Gürtner, 24, den er aus gemeinsamen Garchinger Zeiten kennt, sowie Kapitän Daniel Hahner, 28, zweikampfstarker Mittelfeldspieler. Und seit der Jugend Echinger.

© SZ vom 16.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: