SV Pullach / FC Pipinsried:Hochgeschwindigkeits-Remis

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Leidenschaftliche Zweikämpfe, astreine Grätschen: Beide Teams schenkten sich nichts, wie hier Pipinsrieds Ünal Tosun (li.) und Pullachs Bernd Häfele. (Foto: Toni Heigl)

Nach dem torlosen Topspiel zwischen Pipinsried und Pullach kündigen beide Trainer Torschusstraining an.

Von Matthias Schmid, Pipinsried

Der Höhepunkt ereignete sich kurz nach der Pause. Pipinsrieds Präsident Konrad Höß hatte am Sonntag seinen Stammplatz wie immer im heimischen Stadion hinter dem gegnerischen Torwart eingenommen. Er sah, wie einer seiner Spieler im Strafraum in aussichtsreicher Position am Ball vorbei schlug. Höß fluchte angesichts der technischen Unzulänglichkeit so laut, dass sich Pullachs Torhüter Michael Hofmann plötzlich umdrehte und ihm mit gespielt ernster Miene zurief: "Bitte schreien Sie mir nicht so ins Ohr." Beide lachten, denn man kennt und schätzt sich. Weitere Höhepunkte blieben aus, das Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer SV Pullach und dem Dritten Pipinsried endete 0:0. "Mit dem Punkt können wir besser leben als Pipinsried", fand Pullachs Trainer Frank Schmöller hernach.

Elf Punkte trennen die beiden Klubs in der Tabelle, wobei die Mannschaft von Spielertrainer Fabian Hürzeler noch zwei Nachholspiele hat. "Wir haben heute sehr gute Ansätze gezeigt", fand Hürzeler, "wir waren spielerisch, taktisch und kämpferisch klar überlegen, aber vorne hat uns die letzte Tick, der letzte Pass gefehlt." Obwohl die 480 Zuschauer vergeblich auf Tore warten mussten, entwickelte sich ein ansehnliches Fußballspiel. Vor allem die Gastgeber begannen mit einem Tempo, das sogar die Pullacher beeindruckte. "Das werden sie aber nie 90 Minuten durchhalten können", rief Pullachs Innenverteidiger Daniel Leugner seinen Mitspielern nach einer Viertelstunde zu. Er wollte sie beruhigen, sie aufmuntern, damit sie sich nicht durch die gegnerische Spielgeschwindigkeit verunsichern lassen. Und in der Tat gelang es den Gästen in der Folgezeit, das Spiel so zu ordnen und zu beruhigen, dass sie sich nicht permanent Pipinsrieder Angriffswellen ausgesetzt sahen. Es gab viele leidenschaftliche Zweikämpfe, astreine Grätschen und bissige Wortgefechte, aber keine Torchancen; in der ersten halben Stunde - keine einzige. Atdhedon Lushi war es, der erstmals aufs Tor schoss. Nach 41 Minuten. Doch sein Schuss war so harmlos, dass ihn Pullachs Torhüter Hofmann entspannt fangen konnte.

Die Pullacher widmeten sich vor allem einer seriösen Abwehrarbeit, mit gelegentlichen weiten Bällen auf die flinken Außenspieler Tim Sulmer und Martin Bauer. So etwas wie Tormöglichkeiten konnten sie sich allerdings auch nicht erspielen. "Wir hätten nach vorne mutiger und genauer sein müssen", sagte Schmöller. Der ehemalige Bundesligaprofi war selbst gespannt, wie seine Mannschaft nach der ersten Saisonniederlage gegen Heimstetten auftreten würde. "Sie hat uns schon in den Klamotten gesteckt", gab er zu. Vor allem im Angriffsspiel fehlte Pullach die Überzeugung, fehlten überraschende Ideen.

FCP-Spielertrainer Hürzeler und Kollege Schmöller werden den Abschluss bevorzugt üben

FCP-Spielertrainer Hürzeler übertrieb nicht, als er feststellte, dass Pullach "keinen einzigen Torschuss im gesamten Spiel hatte". Seiner Auswahl erging es nicht viel besser, weil Pullach mit Glück und Geschick verteidigte. Die beste Chancen vergaben Marco Krammel mit einem abgefälschten Freistoß (70.), Thomas Berger (83.), der Alexander Benede im Strafraum anschoss, und Lushi (84.), der aus elf Metern aus der Drehung übers Tor zielte. "Uns fehlen im Sechzehner der unbedingte Wille und die Zielstrebigkeit", haderte Hürzeler, "wir müssen da einfacher spielen und nicht Hacke, Spitze eins, zwei, drei." An der Darbietung seiner Spieler bis in den Strafraum hinein hatte er aber nichts auszusetzen, die Pipinsrieder kombinierten sich gefällig durch das Mittelfeld.

"Die haben eine starke Mannschaft mit einer starken Bank", lobte Schmöller, als er sah, dass sein Gegenüber beispielsweise den athletischen Stürmer Serge Yohoua einwechseln konnte. Hürzeler kann die Komplimente aber nicht mehr hören, er will Spiele gewinnen. Deshalb will er in den nächsten Tagen vor allem Spielformen mit Torabschluss üben lassen. "Meine Spieler sollen sich so Selbstvertrauen und Sicherheit holen", sagte Hürzeler. Da werden sich die Trainingsinhalte in Pipinsried und Pullach nicht groß unterschieden. Denn auch Schmöller will nun vermehrt an der Offensive arbeiten: "Wir müssen endlich wieder mehr agieren statt reagieren." Konrad Höß und Michael Hofmann dürften das gerne hören.

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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