Fußball 3. Liga:Schlechte Zeiten für Optimisten

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Nach der Notbremse von Dortmunds Keeper Alomerovic gegen ihn vergab Pascal Köpke (r.) die Elfmeter-Chance zur Führung für die SpVgg Unterhaching. (Foto: Imago)

Die SpVgg Unterhaching unterliegt auch im Kellerduell gegen Dortmund. Köpke vergibt Elfmeter, Erb sieht Gelb-rot

Von Stefan Galler, Unterhaching

Im Mannschaftsbus war es mucksmäuschenstill. Als Unterhachings Trainer Claus Schromm via Mobiltelefon seine Eindrücke von der 0:1 (0:0)-Auswärtsniederlage gegen die Reserve von Borussia Dortmund in die Heimat übermittelte, sprach keiner seiner Spieler auch nur ein Wort. "Der eine steckt ein solches Erlebnis schneller weg, der andere braucht länger, um darüber hinwegzukommen", sagte Schromm. Die Hachinger Spieler dürften durch die Bank noch eine ganze Zeit an dem Ergebnis knabbern.

Es wirkt derzeit so, als hätten sich alle bösen Mächte gegen die Rot-Blauen verschworen: Das 0:1 war die fünfte Niederlage in der dritten Liga in Serie, jede dieser Partien ging mit einem Tor Unterschied verloren. Während der Woche wurde die SpVgg auch noch von einem Zwei-Punkte-Abzug durch den Deutschen Fußball-Bund (DFB) getroffen und rutschte auf einen Abstiegsplatz ab. "Irgendwann schaut der Herrgott schon mal wieder auf uns herab", sagte Schromm und suchte krampfhaft nach dem für ihn typischen Optimismus: "So komisch sich das anhört: Nüchtern betrachtet war das Spiel heute wieder ein Schritt in die richtige Richtung."

Noch exakter wäre das Unterhachinger Navigationssystem allerdings eingestellt worden, wenn jene zwei Minuten kurz vor dem Ende der Partie im Stadion Rote Erde nicht stattgefunden hätten, in denen die Gäste womöglich einen psychischen Knacks hinnehmen mussten. In der 79. Minute rannte Hachings Pascal Köpke auf das BVB-Tor zu, Keeper Zlatan Alomerovic brachte ihn zu Fall. Referee Reichel zeigte dem Torwart Rot und entschied auf Elfmeter für die SpVgg. Doch Köpke scheiterte am eingewechselten Alomerovic-Stellvertreter Hendrik Bonmann. Als ob das nicht schon Grund genug gewesen wäre, gelang Tammo Harder im Gegenzug das entscheidende Tor für die dezimierte Borussia.

Es ist einfach ein bisschen viel für die Nerven der blutjungen Hachinger Fußballer. In Dortmund mussten sie sich in den Kabinen des riesigen Signal-Iduna-Parks umziehen. "Da brauchst du schon ein Fernglas, wenn du von einer Wand zur anderen schaust", sagte Schromm. Beinahe 3000 Fans feuerten die Borussia-Reserve dann in der altehrwürdigen Kampfbahn neben dem schwarz-gelben Fußballtempel an. Und dann standen in Kevin Großkreutz und Matthias Ginter auch noch zwei waschechte Weltmeister in der Elf der Dortmunder. "Von denen verdient jeder dreimal so viel wie unser gesamter Jahresetat beträgt", sagte Schromm, der Verständnis hatte für die Nervosität seiner Jungs: "Sie waren schon beeindruckt von dem gesamten Paket, das sie dort erwartete."

Und doch verkauften die Gäste aus dem Münchner Vorort ihre Haut teuer: Nach einer schwachen Anfangsphase, in der die ohne die gesperrten Yannic Thiel und Benjamin Schwarz sowie den verletzten Alon Abelski (Fußprellung) angetretenen Hachinger ihre Ehrfurcht nicht verbergen konnten, kamen sie ins Spiel. Der spätere Elfmeter-Fehlschütze Köpke scheiterte zwei Mal in aussichtsreicher Position (18., 42.), nach der Pause rutschten Köpke und Dominik Widemann knapp an einer Flanke von Markus Schwabl vorbei (56.).

Der BVB hatte nicht nur sportlich das bessere Ende für sich, SpVgg-Kapitän Mario Erb kassierte auch noch eine Ampelkarte - nicht die erste für die Hachinger in den vergangenen aufreibenden Wochen. Die Lage ist mehr als prekär vor dem Heimspiel am Freitag gegen Hansa Rostock. Und doch gibt Trainer Schromm keineswegs auf: "Auch wenn die Niederlage sehr weh tut: Noch ist alles drin."

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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