SpVgg Unterhaching:Das Hausaufgaben-Heft des Handelns

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Lucas Hufnagel, 21, hat mit seinen beiden Toren maßgeblichen Anteil am Hachinger Auswärtssieg beim VfB Stuttgart. (Foto: Claus Schunk)

"Wir machen jetzt keine große Siegesfeier": Die SpVgg Unterhaching hält es nach dem 3:1 in Stuttgart wie der FC Bayern. Für den Drittligisten geht es zwar nicht mehr um die Meisterschaft. Vier Spieltage vor Schluss hat er aber immerhin die Abstiegsränge verlassen.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Vor der Abfahrt nach Stuttgart war noch eine Trainingseinheit angesetzt. Während Trainer Claus Schromm und Präsident Manfred Schwabl am Rand standen und sich angeregt unterhielten, ging es bei den Unterhachinger Drittligafußballern hoch her. Offenbar verfehlte die intensive Übungsstunde am frühen Samstagnachmittag ihre Wirkung nicht - die Dienstreise nach Baden-Württemberg gestalteten die SpVgg-Kicker jedenfalls erfolgreich: Durch den 3:1 (1:0)-Erfolg bei der VfB-Reserve am Sonntag überholte die Mannschaft in der Tabelle den FSV Mainz II, der am Samstag nicht über ein 0:0 bei Schlusslicht Jahn Regensburg hinausgekommen war. Haching liegt nach dem zweiten Erfolg in Serie jetzt wieder über dem Strich, einen Punkt vor Mainz, das auf dem ersten Abstiegsplatz steht.

Coach Schromm blieb trotz des immens wichtigen Erfolgs nach dem Spiel auf dem Teppich: "Es gibt keinen Grund zur Euphorie, wir machen jetzt keine große Siegesfeier, sondern bleiben total fokussiert." Eines aber sei sehr wohl wichtig, sagte Schromm weiter: "Schon vor dem Spiel hatten wir das Heft des Handelns endlich einmal selbst in der Hand, das wollten wir nutzen." Und es folgte die Kampfansage an die Konkurrenten im Abstiegskampf: "Wir werden uns dieses Zepter auch nicht mehr nehmen lassen."

Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate erwies sich die Arena in Großaspach als gutes Pflaster für die Hachinger, Ende Februar hatten die Rot-Blauen an gleicher Stelle gegen die SG Sonnenhof Großaspach (4:1) ihren bis dato letzten Auswärtserfolg gefeiert. "Ein richtiges Schmuckkästchen" sei das Stadion, sagte Claus Schromm, "da fahren wir immer wieder gerne hin". Dabei taten sich zu Beginn beide Mannschaften schwer, in die Partie zu finden. Die erste vielversprechende Aktion der Hachinger leitete Alon Abelski ein, der Abschluss des aufgerückten Verteidigers Benjamin Schwarz blieb jedoch harmlos (8.). VfB-Trainer Jürgen Kramny war bereits früh zum Wechseln gezwungen, Jerome Kiesewetter, der kurz zuvor rustikal von Schwarz abgeräumt worden war, musste bereits nach 20 Minuten passen, für ihn kam Erich Berko in die Partie. Überhaupt die Stuttgarter Aufstellung: Vor der Partie hatte Schromm gemutmaßt, dass der ein oder andere VfB-Profi auf dem Platz stehen würde. In Karim Haggui und Daniel Didavi wirkten tatsächlich zwei gestandene Bundesligaspieler mit. "Ich habe meinen Jungs nur gesagt, dass der VfB zumindest nicht zwei Weltmeister aufbietet", so Schromm. Bei der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Dortmund II hatten es seine Spieler mit Kevin Großkreutz und Matthias Ginter aufgenommen, die 2014 im deutschen WM-Kader gestanden hatten.

Nach einer guten halben Stunde wurden die Hachinger Aktionen zielstrebiger, eine Flanke von Thomas Hagn köpfelte Lucas Hufnagel nur Zentimeter über den Querbalken (36.). Zwei Minuten später war der 21-Jährige dann erfolgreich, nach Zuspiel von Abelski brachte Hufnagel die Gäste in Führung. Man merkte sofort, wie ein Ruck durch die Mannschaft ging, das neue Selbstvertrauen nach dem Sieg gegen Rostock hatte eine zusätzliche Auffrischung erhalten. Und so ging es weiter munter nach vorne, die Folge war das 0:2 in der 55. Minute, abermals schloss Hufnagel eine Kombination mit Abelski ab, sein drittes Saisontor. "Lucas hat sich heute zweimal belohnt", lobte Fußball-Lehrer Schromm seinen Musterschüler. "Er weiß selbst noch gar nicht, wie gut er ist und dass er ein richtig guter Drittligaspieler ist. Lucas hat eine super Mentalität."

Doch mit dem 2:0 war das Spiel noch nicht vorbei. Die VfB-Reserve erhöhte den Druck, SpVgg-Torwart Felix Ruml bekam an seinem 22. Geburtstag noch jede Menge zu tun, etwa als er in Zusammenarbeit mit Markus Schwabl eine kritische Situation entschärfte (69.). Drei Minuten später knallte VfB-Spieler Fabian Eisele den Ball an die Latte.

Mitten hinein in diese Phase gelang Hachings Kapitän Mario Erb das 0:3 (81.), doch Didavi verkürzte bereits im Gegenzug auf 1:3. Die junge Hachinger Elf kam danach trotzdem nicht mehr ins Schwitzen - hinterher konnte etwa U20-Nationalspieler Thomas Hagn tief durchatmen: "Wir haben uns vor dem Spiel fest vorgenommen, an die gute Leistung gegen Rostock anzuknüpfen. Dass wir durch die verdienten drei Punkte auch die Abstiegsplätze verlassen konnten, ist überragend."

Trainer Schromm richtete den Blick schon auf die nächsten Aufgaben: "Jetzt haben wir eine kurze Woche mit dem Heimspiel am Samstag gegen Cottbus. Danach je nach Ausgang des Toto-Pokal-Halbfinales gegen Bayreuth vielleicht sogar zwei englische Wochen. Da geht es vor allem darum, jetzt ordentlich zu regenerieren."

© SZ vom 27.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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