Fünfkämpferin Lea Winkler:Raus aus der Provinz

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Sie hat Grund zum Strahlen: Lea Winkler (M.) mit Yasin Ehliz (r.). (Foto: Stephan Rumpf)

Die junge Athletin geht nach Potsdam, weil sie dort bessere Trainingsbedingungen vorfindet als beim TSV Erding. Sie ist nicht das erste Talent, das der Verein hervorgebracht hat

Von Jan-Hendrik Maier, München/Erding

Mit strahlenden Augen hat am Mittwoch Lea Susanne Winkler die Bühne bei der Preisverleihung der SZ-Talentiade in München betreten. Der Eishockey-Nationalspieler Yasin Ehliz aus Bad Tölz überreichte der 15-Jährigen einen von neun Jugendsportförderpreisen der Süddeutschen Zeitung. Die Moderne Fünfkämpferin des TSV Erding hatte sich in einem Feld von 120 Kandidaten durchgesetzt. Außer einer Urkunde erhielt Lea Winkler einen Gutschein für eine neue Ausrüstung.

Die Auszeichnung ehrt aber nicht nur talentierte Nachwuchssportler, die an der Spitze zum Profibereich stehen, sondern sie will auch die erfolgreiche Jugendarbeit in den Heimatvereinen unterstützen. Und diese kann sich in der Abteilung Moderner Fünfkampf des TSV Erding sehen lassen: Der amtierende Staffel-Weltmeister und Weltrekordinhaber im Schießen, Marvin Dogue, hatte vor wenigen Jahren in dem größten Verein des Landkreises Erding seine ersten Schritte im Modernen Fünfkampf gemacht. Sein Bruder Patrick, ebenfalls Mitglied der deutschen Mehrkampf-Spitze, tat es ihm gleich. Lea Winkler folgt nun ihren Vorbildern und wechselt wie sie an den Olympiastützpunkt und die "Eliteschule des Sports" nach Potsdam. "Ich werde die Menschen in Erding bestimmt vermissen, aber ich glaube, es ist mit 15 Jahren ein guter Zeitpunkt, um etwas Neues aufzubauen", sagte Lea. Damit scheint sie ihrem Traum, die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft oder Jugend-Olympia, einen entscheidenden Schritt näher zu rücken. Gleichzeitig bietet das Gymnasium in Potsdam auch eine gute Möglichkeit, Leistungssport und Schule zu vereinbaren.

Ihr Trainer und Vater Veit Winkler, der zugleich Abteilungsleiter in Erding ist, freute sich natürlich auch über das Preisgeld in Höhe von 1500 Euro. "Der Moderne Fünfkampf ist eine technisch höchst anspruchsvolle Sportart, die viel Ausrüstung erfordert", sagte Veit Winkler am Mittwochabend. Mit der Förderung soll ein weiterer Fechtstand für den Stützpunkt Erding angeschafft werden. Dass es die vergleichsweise kleine Abteilung mehrmals geschafft hat, mit ihrer Jugendarbeit den Grundstein für spätere Karrieren auf höchstem Niveau zu legen, ist beachtlich. "Unsere Trainingsbedingungen stoßen an ihre Grenzen, wenn es in den Bereich von Leistungssport kommt", sagte Winkler. "Wenn sich Lea hin zur Weltspitze entwickelt möchte - und das Potenzial dafür hat sie -, könnten wir sie in Erding nicht mehr weiter fördern." Der Fechtkeller in einer Grundschule sei für 30 Athleten "eigentlich zu klein". Bei schlechtem Wetter und an dunklen Wintertagen sei an Lauftraining im Freien nicht zu denken, da das Stadion weder überdacht ist noch über eine Beleuchtung verfügt.

Lea Winkler holt dennoch das Beste aus den äußeren Bedingungen heraus. Bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften der Jugend B wurde sie die Jahrgangsbeste ihrer Altersklasse und lag über weite Strecken sogar vor der späteren Gewinnerin Anne Kleidon - die nebenbei zu ihren besten Freundinnen gehört. Im vergangenen Jahr gewann Lea die bayerischen und süddeutschen Meisterschaften. Bereits 2013, am Anfang ihrer Mehrkampf-Laufbahn, gelang ihr der Sprung in den Bayerischen Landeskader, der überregionale Lehrgängen sowie den Kontakt zu Athleten anderer Stützpunkte ermöglicht. Letzteres ist für Lea wichtig: "Ich habe viele Freunde im Sport gefunden." Folglich sei die Atmosphäre während einer Meisterschaft eine lockere Mischung aus sportlichem Ehrgeiz und freundschaftlichem Miteinander. "Es herrscht kein bloßer Konkurrenzkampf", sagte Lea. "Wir kennen uns ja alle und feiern auch zusammen."

Mit dem Talentiade-Wettbewerb sei das Interesse von Sportlern aus anderen Abteilungen am Modernen Fünfkampf gestiegen, sagte Veit Winkler. "In den vergangenen Wochen haben sich drei Schwimmer von den Delphinen (die Wettkampfgruppe des TSV Erding, Anmerkung der Redaktion) gemeldet, die gerne mal das Fechten ausprobieren wollen." Ein vielversprechender Weg, denn auch Lea Winkler ist gelernte Schwimmerin. Vor zwei Jahren wurde es ihr jedoch im Wasser "zu langweilig". Lea suchte die Abwechslung und fand im Keller die alte Fechtmaske ihres Vaters. In dieser Disziplin zeigte sie schnell "großes Talent" und entschied sich schließlich für den Mehrkampf aus Schwimmen, Fechten, Springreiten, Schießen und Laufen.

"Die Preisverleihung war wirklich schön", sagte Lea Winkler beim anschließenden Grillbuffet mit ihren Eltern und dem Bruder auf der Terrasse vor dem Verlagssitz. Doch trotz allem Ruhms durfte an diesem lauen Sommerabend für die 15-Jährige eines nicht fehlen: ein Foto mit Skirennläufer Felix Neureuther.

© SZ vom 17.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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