Freizeitsport:Rekord-Jedermann

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Der 80-jährige Siegfried Michl aus Puchheim hat insgesamt 100 Sportabzeichen in Gold gewonnen, dafür musste er aber auch einige Male nach Österreich ausweichen. Nun bringt er sich bereits für die Auszeichnung Nummer 101 in Form.

Von Fabian Swidrak, Puchheim

Die sportlichen Bestleistungen eines Jedermanns sind in der Regel nichts für die Zeitung. Trotz angemessener Würdigung der individuellen Bedeutung bleibt die Frage: Wer interessiert sich dafür, wenn jemand 25 Meter in 33,14 Sekunden schwimmt oder einen zwei Kilogramm schweren Medizinball 10,48 Meter weit wirft? Und doch verdient ein Namenloser, der genau diese und einige weitere Nachweise seiner körperlichen Fitness erbracht hat, eben jene nominelle Hervorhebung: Siegfried Michl aus Puchheim, der auf seinem Gebiet wohl einer der erfolgreichsten deutschen Jedermanns ist.

Michl ist mittlerweile 80 Jahre alt und hat den Nachweis körperlicher Fitness zum persönlichen Programm erhoben. Seit Jahrzehnten erfüllt er jährlich die Normen für den Erhalt des Deutschen Sportabzeichens. In diesem Jahr schaffte er es zum 40. Mal. Und weil ihm das nicht reichte, machte Michl in den vergangenen Jahren auch noch 26 Mal das österreichische und 34 Mal das inzwischen abgeschaffte bayerische Sportabzeichen. Nun hat er 100 Auszeichnungen beisammen.

Auch über seine jährliche Teilnahme hinaus bemüht Siegfried Michl sich, die Idee des Sportabzeichens zu bewerben. Er sagt: "Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit, seine sportliche Leistungsfähigkeit auf breiter Basis zu dokumentieren. Es ist ja kein Angebot für Spezialisten. Bei einem leichten regelmäßigen Training kann es jeder schaffen, der Jugendliche ebenso wie der Senior." Sein erstes Sportabzeichen machte Michl 1958 bei der Bundeswehr. Bis zu seiner zweiten Prüfung vergingen dann rund 20 Jahre. Michl erzählt, dass es das goldene Sportabzeichen als höchste Auszeichnung damals nur für Senioren gegeben habe, als junger Mann konnte er das Abzeichen nur in Bronze oder Silber erlangen, wie er weiter sagt. Da habe ihm schlichtweg der Anreiz gefehlt. Das ist heute anders. Einmal pro Woche absolviert er sein persönliches Fitnessprogramm, um in Form zu bleiben: Gymnastik, Tischtennis und Fußball über die Schnur.

Das Deutsche Sportabzeichen wurde erstmals 1913 als "Auszeichnung für vielfältige Leistungen auf dem Gebiete der Leibesübungen" verliehen. Noch im selben Jahr erhielt es seinen heutigen Namen. Wer das Abzeichen will, muss seine Leistungsfähigkeit in Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination nachweisen. Teilnehmer können aus verschiedenen Disziplinen der Leichtathletik, dem Radfahren, dem Schwimmen und dem Turnen wählen. Inzwischen einzig abhängig von der Leistung, verleiht der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) das Abzeichen in Bronze, Silber und Gold.

Das Sportabzeichen wurde nach seiner Einführung über viele Jahrzehnte hinweg immer populärer. 1984 wurde das zehnmillionste Deutsche Sportabzeichen verliehen, in diesem Jahr könnten es schon 40 Millionen werden. Seit einigen Jahren ist die Teilnehmerzahl jedoch rückläufig. 2008 und 2009 verlieh der DOSB jeweils über eine Million Sportabzeichen. Im vergangenen Jahr waren es nur noch rund 779 000. Siegfried Michl sagt, früher sei er die 100 Meter in 11,3 Sekunden gelaufen, habe 6,15 Meter beim Weitsprung geschafft und die Kugel zehn Meter weit gestoßen. Von diesen persönlichen Bestleistungen ist er heute natürlich weit entfernt. Für die altersgemäßen Leistungsanforderungen des Sportabzeichens hat es bislang aber noch immer gereicht.

Und er hofft, dass das auch im kommenden Jahr so sein wird.

© SZ vom 29.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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