Formsache:Stehvermögen auch im Sitzen

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Die Musiker-Brüder Johannes Tonio und Cornelius Claudio Kreusch fühlen sich körperlich und geistig in Höchstform

SZ: Sport ist . . .

Cornelius Claudio Kreusch: . . . eine schöne Art, seinen Körper lustfähig zu halten.

Johannes Tonio Kreusch: . . . wichtig - kommt aber leider im Alltag oft zu kurz. Wie heißt es schon bei den Römern: Mens sana in corpore sano.

Ihr aktueller Fitnesszustand?

Cornelius Claudio Kreusch: 97 Prozent, no matter what.

Johannes Tonio Kreusch: Durch meine Tätigkeit als Musiker und das viele Üben auf der Gitarre sind meine Fingermuskeln sicher am trainiertesten. Ansonsten versuche ich durch Jogging, Taijiquan oder Feldenkrais beweglich zu bleiben.

Felgaufschwung oder Einkehrschwung?

Cornelius Claudio Kreusch: Alle Wege führen ins Tal.

Johannes Tonio Kreusch: Am Reck oder dem Barren war ich nie besonders gut - dann schon lieber Weitsprung.

Sportunterricht war für Sie?

Cornelius Claudio Kreusch: Die Möglichkeit, ehrgeizige Frauen zu sehen.

Johannes Tonio Kreusch: Eine Befreiung vom stundenlangen Sitzen. Durch die Bewegung konnte endlich auch der Kopf wieder frei werden.

Ihr persönlicher Rekord?

Cornelius Claudio Kreusch: New York City Marathon, um die 3:30 Stunden. Mit nur einem Mantra im Kopf.

Johannes Tonio Kreusch: Ein klassisches Solo-Recital vor 1500 Menschen in Mexiko City. Um über zwei Stunden die Spannung zu halten und das Publikum alleine nur mit der Gitarre in Bann zu ziehen, muss man körperlich und geistig sehr gut in Form sein.

Stadion oder Fernsehsportler?

Cornelius Claudio Kreusch: Beim einen zu weit weg. Beim anderen zu nah dran.

Das Beste aus zwei Welten: Der Klassik-Gitarrist Johannes Tonio Kreusch (links) und sein Bruder, der Jazz-Pianist Cornelius Claudio Kreusch. (Foto: Stephan Rumpf)

Johannes Tonio Kreusch: Bei der wenigen Zeit, die ich zwischen meinen Reisen und Projekten habe, bin ich lieber selbst sportlich aktiv.

Bayern oder Sechzig?

Cornelius Claudio Kreusch: München!

Johannes Tonio Kreusch: Ich hoffe eigentlich immer, dass auch mal der Schwächere gewinnt - damit ist die Frage für den aktuellen Stand, glaube ich, beantwortet.

Ihr ewiges Sport-Idol?

Cornelius Claudio Kreusch: Paul Breitner. So viel Haare hat keiner!

Johannes Tonio Kreusch: Bei vielen Sportlern bewundere ich das Durchhaltevermögen und damit auch die mentale Stärke, mit Extremsituationen umzugehen. Also auch in vermeintlich aussichtslosen Situationen noch weiter zu kämpfen. In diesem Sinne bewundere ich den "Dabei-sein-ist-alles-und-dafür-gebe-ich-alles-Sportler".

Ein prägendes Erlebnis?

Cornelius Claudio Kreusch: 1972. Olympiagelände. Väterchen Timofei.

Johannes Tonio Kreusch: Im sportlichen Bereich: Bei einer fordernden Bergtour, oder einmal beim Schwimmen im Atlantik, als plötzlich eine starke Strömung aufkommt: das Gefühl, dass der Körper seine Grenzen hat.

In welcher Disziplin wären Sie Olympiasieger?

Cornelius Claudio Kreusch: Sports Intercourse.

Johannes Tonio Kreusch: Man wird Kunst bzw. Musik nicht gerecht, wenn man in sportiven Wettbewerbskategorien denkt. In diesem Sinne wäre jeder innovative Künstler Olympiasieger . . . und ich würde mich freuen, wenn ich dazugezählt werden würde.

Mit welcher Sportlerin/welchem Sportler würden Sie gerne das Trikot tauschen?

Cornelius Claudio Kreusch: Jogi Löw. Er macht, was er glaubt. Er bleibt, was er ist. Er weiß, was er nicht weiß. Wir könnten schnell mal tauschen und uns jeweils darin wohl fühlen. Denn im Grunde: Musik ist kein Wettbewerb. Musik ist Lebensaufgabe. Sport ist kein Wettbewerb. Sport ist Lebensaufgabe. Beides. Für einen jeden. Von uns allen.

Johannes Tonio Kreusch: Dafür liebe ich meinen Beruf bzw. die Musik zu sehr. Ich gebe mein Lebenstrikot nicht her.

Unter der Rubrik "Formsache" fragt die SZ jede Woche Menschen nach ihrer Affinität zum Sport. Künstler, Politiker, Wirtschaftskapitäne - bloß keine Sportler. Wäre ja langweilig.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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