FC Bayern - Ulm:Daumenschrauben vor dem Schongang

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„Wir waren nicht in der Lage, ihrer Aggressivität und Intensität irgendetwas entgegenzusetzen“, sagte Ulms Trainer Jaka Lakovic nach der Niederlage seines Teams beim FC Bayern. Bester Münchner Werfer war wieder einmal Paul Zipser (Mitte), hier gegen Derek Willis und Gavin Schilling (v.l.), mit 16 Punkten. (Foto: imago)

Ein energischer Zwischenspurt reicht dem FC Bayern zum 83:69 gegen Ulm.

Von Joachim Mölter

Die Saison im Vereins-Basketball ist immer noch recht jung, sie ist ja gerade erst vor zwei Monaten ins Laufen gekommen. Aber der FC Bayern München hat in dieser Zeit schon 20 Partien hinter sich gebracht, die jüngsten sechs sogar innerhalb von nur zwölf Tagen. Eingedenk dieses kräftezehrenden Programms war Ulms Trainer Jaka Lakovic besonders beeindruckt davon, wie energiegeladen die Münchner am Dienstagabend aufgetreten sind gegen seine Mannschaft. "Wir waren nicht in der Lage, ihrer Aggressivität und Intensität irgendetwas entgegenzusetzen. Das Spiel ging von der ersten bis zur letzten Minute nur in eine Richtung. Es war überwältigend für uns, eine Lehrstunde", resümierte der Slowene nach dem Vergleich. Den hatten die Münchner vor 4308 Zuschauern in der heimischen Arena deutlicher zu ihren Gunsten entschieden als es das Ergebnis besagt, 83:69 (47:35). Mit nun 18:0 Punkten festigte der deutsche Meister seine Tabellenführung in der Basketball-Bundesliga (BBL) vor den Verfolgern aus Ludwigsburg (16:2) und Berlin (14:4); Ulm fiel mit 6:12 Punkten auf Rang 13 zurück.

"Wir haben eine lange Bank, einen tiefen Kader. Jeder kann etwas beitragen", sagt Lucic

"Defensiv war das ganz ordentlich", fand FC-Bayern-Chefcoach Dejan Radonjic angesichts des Umstands, dass seine Mannschaft die Basis für den Erfolg damit gelegt hatte, dass sie in der Abwehr mal kurz die Daumenschrauben anzog, den Gästen fünf Minuten lang keinen Korb gestattete und bis Mitte des zweiten Viertels von 18:17 auf 33:17 davoneilte. Nach diesem Zwischenspurt konnten die Münchner den Schongang einlegen, ihr Vorsprung schwand nicht mehr auf weniger als zwölf Punkte, kurzzeitig schwoll er sogar auf 25 an (72:47/30.).

"Ehrlich gesagt hatten wir mit einem schwierigeren Spiel gerechnet heute", gab Vladimir Lucic zu. Auch Kapitän Danilo Barthel war "sehr überrascht, dass Ulm nicht mithalten konnte", wie er ins Mikrofon der übertragenden Internet-Plattform Magenta Sport sagte. Die Gäste kamen ja mit der Empfehlung von zwei Siegen nacheinander, mit denen sie sich nach verkorkstem Saisonstart zumindest vom Tabellenende abgesetzt hatten. "Sie haben die letzten Partien gut gespielt", fand Barthel und vermutete: "Vielleicht ist es für sie neu, in so einem kurzen Rhythmus zu spielen." Die Partie war ja vom 13. Spieltag vorgezogen worden, und beide Mannschaften hatten erst am Sonntag gespielt. "Wir sind da vielleicht etwas besser drauf eingestellt", glaubt Barthel.

Bedingt durch den Umstand, dass sie nun schon im zweiten Jahr auch in der Euroleague mitwirken, sind es die Münchner ja gewohnt, alle zwei, drei Tage anzutreten. "Wir wissen, was das für ein Spielplan ist", sagte Lucic über die Doppelbelastung, "aber das ist nun mal unser Job, da gibt es keine Ausreden." Immerhin ermöglichten es die Ulmer mit ihrer geringen Gegenwehr, dass Münchens Trainer Radonjic einige seiner meist beanspruchten Akteure schonen konnte für die nächste Euroleague-Partie am Freitag (18.30 Uhr) beim Vorjahresfinalisten Anadolu Efes Istanbul.

Spielmacher Maodo Lo nahm jedenfalls nach sechseinhalb Minuten im Einsatz schon Mitte des zweiten Viertels wieder auf der Bank Platz, wo er für den Rest der Partie sitzen bleiben und Kraft sparen durfte. Auch die Hilfe von Center Greg Monroe wurde nach der Pause nicht mehr benötigt, obwohl dem FC Bayern ja weiterhin drei Profis fehlen: T.J. Bray, Josh Huestis und Nihad Djedovic, die sich alle nach mehr oder weniger schweren Verletzungen noch im Aufbautraining befinden.

Trotz allem waren die Münchner dem Bundesliga-Rivalen aus Ulm noch derart überlegen, dass Trainer Radonjic die Einsatzzeit in der zweiten Halbzeit sehr gleichmäßig auf die übrigen Akteure verteilen konnte, ohne dass das spielerische Niveau darunter litt. "Wir haben eine lange Bank, einen tiefen Kader. Jeder kann etwas beitragen", erinnerte Lucic an die Vorzüge des extra wegen der Doppelbelastung vergrößerten Teams.

Vor allem Maodo Los Ersatzmann DeMarcus Nelson bekam dadurch so viel Spielpraxis wie noch nie in dieser Saison (22:27 Minuten), er dankte es mit zehn Punkten. Auch der erst kürzlich von einer Verletzung zurückgekehrte Center Mathias Lessort erhielt lange Gelegenheit, sich wieder einzuspielen. Herausragender Akteur der Münchner war aber erneut Paul Zipser mit 16 Punkten und sechs Rebounds. Außerdem überzeugten Petteri Koponen mit 15 Punkten und vier Vorlagen sowie Barthel mit elf Zählern und ebenfalls sechs Rebounds. Barthel war gegen Ulm besonders frisch ans Werk gegangen: Er hatte am Sonntag in der BBL-Partie der Münchner beim Mitteldeutschen BC (96:86) komplett aussetzen dürfen.

© SZ vom 28.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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