FC Bayern München II:Reisegruppe Aufstieg

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Einsätze im Pokal, in der Bundesliga und zuletzt auch im International Champions Cup: Stürmer Kwasi Okyere Wriedt (im Bild gegen Turins Andrea Barzagli) hat sich in den Vordergrund gespielt. (Foto: Kyle Ross/imago)

Drittes Spiel, dritter Sieg: Mit einem klaren 2:0 gegen Illertissen halten die Bayern Amateure trotz Trainingsrückstands die Distanz zur Spitze gering. Allerdings deutet sich der Abschied von Torjäger Wriedt an.

Von Christoph Leischwitz, München

Vielleicht steckte einigen noch ein wenig Jetlag in den Knochen, vielleicht waren es aber auch simple Abstimmungsprobleme. Zumindest für eine kurze Zeit wirkte die U23 des FC Bayern München am Sonntagnachmittag besiegbar. Am meisten in der 29. Minute, als Torwart Christian Früchtl nach einem langen Ball des Gegners zu spät kam. Philipp Strobel vom FV Illertissen wirkte überrascht, sein Schuss vom Strafraumrand kullerte kraftlos ans Außennetz der Bayern. "Da brauchen wir bessere Absprachen, klare Kommandos, wer von uns zum Ball geht", sagte Holger Seitz nachher. Der Trainer der Münchner Regionalliga-Fußballer hatte damit gerechnet, dass es holprig werden könnte: Illertissen sei ein guter Gegner, viele aus seiner Mannschaft hatten die Profis auf ihrer USA-Reise begleitet, die Daheimgebliebenen durften immerhin mit Spielern wie Manuel Neuer oder Thiago trainieren. Es gebe also viel zu verarbeiten, und gemeinsame Trainingseinheiten hatte das Team vor dem dritten Regionalliga-Spiel kaum. "Aber auch, wenn das Gegentor gefallen wäre: Dann wäre noch genug Zeit gewesen", sagte Seitz gelassen. Er fand, dass sich seine Mannschaft den Umständen entsprechend gut geschlagen habe. Und nicht zuallerletzt hatte sie dieses Spiel ja auch 2:0 (2:0) gewonnen. Nach drei Siegen aus drei Spielen ist damit der Abstand zu den aktuellen Spitzenteams, die allesamt schon fünf Partien absolviert haben, nicht ganz so groß.

Zum 1:0 liefert Wriedt die Vorbereitung und vollendet selbst per Elfmeter

Vor der zweieinhalbwöchigen Pause waren die jungen Bayern furios in die Saison gestartet, sie hatten den VfB Eichstätt und den FC Ingolstadt II auch dank früher Tore deutlich besiegt. Diesmal blieb das frühe Tor aus, Illertissen verteidigte gut und setzte mit langen Bällen immer wieder Nadelstiche. "Wir haben vielleicht ein, zwei Chancen zu viel zugelassen", sagte Bayerns Angreifer Kwasi Wriedt. Er hatte die erste Bayern-Chance nach 18 Minuten gehabt, konnte aber eine scharfe Flanke von Derrick Köhn nicht unter Kontrolle bringen. Wriedt zeichnete dann trotzdem für das 1:0 verantwortlich, in doppelter Hinsicht. Als er auf der linken Seite frei zum Flanken kam, traf der Ball den Arm eines Illertisser Abwehrspielers, Schiedsrichter Jochen Gschwendtner zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Wriedt verwandelte sicher (36.). Später vergab er in einer Eins-gegen-eins-Situation mit Illertissens Keeper Felix Zielkopf das 2:0. Dann folgte die schönste Szene der Partie: Meritan Shabani dribbelte sich an den Sechzehner, spielte mit zwei Mitspielern Doppelpass und traf dann freistehend ins Kreuzeck (45.). "Genau so wollen wir es haben", freute sich Seitz.

Insgesamt, das bemängelte der Trainer, habe seinem Team das Tempo gefehlt, zu selten wurden mehrere Gegner auf einmal überspielt. Dabei sei Kombinationsspiel auf engem Raum ein gutes Mittel, um gegen tief stehende Mannschaften zum Erfolg zu kommen. So wichtig das Tor unmittelbar vor der Pause auch war, nach dem Seitenwechsel taten die Bayern nicht mehr allzu viel, um die Führung auszubauen. "Das hat Illertissen im Spiel gehalten", sagte Seitz, das 3:0 hätte seinem Team womöglich einige Laufarbeit erspart gegen einen Gegner, der bis zum Schluss nicht aufgab.

Solange er hier sei, werde er alles für den Aufstieg tun, sagt Wriedt. Nur: Wie lange das sein wird?

Über die Lage in der Liga will man beim größten Aufstiegsaspiranten noch nicht viele Worte verlieren. "Da warten wir mal ab", sagte Seitz, der angesichts der Ende Juli leicht enteilten Konkurrenz keinerlei Nervosität zeigt. Einen Rückschlag für die Meisterplanung könnte es allerdings noch außerhalb des Feldes geben: Kwasi Wriedt, der nun schon drei Saisontore erzielt hat, könnte den Verein noch vor dem Ende der Transferperiode verlassen. Zwar nennt Seitz einen Wechsel "hypothetisch", dass Wriedt aber gehalten wird, vermag auch niemand verlässlich zu sagen. Den Bayern ist klar, dass noch das eine oder andere attraktive Angebot für den offensichtlich unterforderten Angreifer eingehen wird.

"Es ist viel passiert, seitdem ich hierhergekommen bin", sagte Wriedt 366 Tage nach seinem Debüt für den FC Bayern gegen den FC Schweinfurt. Er kam in der Bundesliga und im DFB-Pokal zum Einsatz, zuletzt bekam der 24-jährige Ghanaer auch eine Einladung zur Nationalmannschaft. Auf die Frage, ob er eigentlich nur noch bei Bayerns U23 spielt, weil er beim Projekt Aufstieg mithelfen soll, sagte er: "Ja, und solange ich hier bin, werde ich auch alles dafür tun." Und was für ein Angebot müsste kommen, damit er geht? Zweite Liga? "Joo", sagte Wriedt. Es hörte sich an wie: ja, vielleicht. Erste wäre aber auch schön.

© SZ vom 06.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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