FC Bayern II - VfR Garching:Plumpe Wahrheiten

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Dort sollst du hinlaufen: Danny Schwarz ist bis Saisonende FCB-II-Interimstrainer und will als solcher kein Spiel mehr verlieren. (Foto: imago/foto2press)

Die leicht verbesserten Münchner besiegen den VfR Garching 2:1. Interimstrainer Danny Schwarz setzt dabei auf einfache Mittel.

Von Christoph Leischwitz, München

Karl-Heinz Lappe hatte gerade den Treffer Tor erzielt, der später zum Siegtor wurde, da sang die Handvoll Fans auf der Gegengerade doch tatsächlich: "So was hat man lange nicht geseh'n..." Wenn Bayern-Fans das singen, ist es für gewöhnlich Unsinn, weil man als Bayern-Fan recht regelmäßig etwas Schönes vorgesetzt bekommt. Doch in diesem Fall hatten sie Recht: Die U23 hatte im Derby gegen den VfR Garching geführt, den Ausgleich kassiert, dann aber mit einem Kraftakt doch noch 2:1 gewonnen und den Wunsch der Anhänger erfüllt ("Wir woll'n dieses Spiel noch gewinnen"). Es war der erste Sieg der Nachwuchs-Bayern seit Mitte November, dazwischen liegen vier Niederlagen und ein Remis.

"Wir haben es läuferisch nicht mehr bringen können", sagte Garchings Trainer Daniel Weber. Seine Mannschaft, die das Hinspiel überraschend 1:0 gewonnen hatte, war auch diesmal lange ebenbürtig gewesen. Trotz des Rückstands durch eine Oh-wie-ist-das-schön-Einzelaktion von Milos Pantovic (37.), hatten die Gäste in der ersten Halbzeit sogar mehr vom Spiel. Der Trainingsrückstand des Gäste-Amateurteams auf die angehenden 1860-Profis war letztlich zu einem wichtigen Faktor geworden. Ein anderer war, dass die Bayern nach dem verdienten Ausgleich der Garchinger durch Daniel Suck (54.) diesmal nicht die Köpfe hängen ließen. Was wiederum die Frage aufwarf, wie viel das mit dem Trainerwechsel zu tun hatte.

Am Mittwoch empfängt Garching Schlusslicht Hof - "ein Spiel, das man gewinnen muss", weiß Weber

An der Seitenlinie stand Danny Schwarz, der Interims-Nachfolger von Heiko Vogel, der nach dem letzten Spiel (1:2 in Rosenheim) zurückgetreten war. "Die Mannschaft wusste, das Augenmerk liegt jetzt schon ein bisschen auf ihr", sagte Schwarz. Er selbst habe bis zu diesem Spiel versucht, die Spielerköpfe frei zu bekommen, das Personal sollte sich auf Grundsätzliches besinnen: "Spielen, Zweikämpfe, nach vorne denken, nach vorne spielen, Bälle vors Tor bringen", zählte der 41-Jährige auf. Er sei da ziemlich einfach gestrickt, versicherte der ehemalige Profi des VfB Stuttgart und 1860 München lächelnd, der zu Beginn seiner Trainerkarriere bei den Bayern Assistent von Heiko Vogel war. "Ich schaue immer von Spiel zu Spiel. Ist ein plumper Spruch, ich weiß, aber ich bin Interimstrainer bis Saisonende. Das heute war ein erster Schritt." Sonst nichts. Er habe sich bewusst keine Partien der Mannschaft angesehen (mit Ausnahme des Derbys), lediglich mit den Führungsspielern etwas länger gesprochen, darüber hinaus mit Vogel. "Er hat gemeint, mach so, wie du es für richtig hältst", so Schwarz.

Der Mannschaft gelang es diesmal etwas öfter, in den gegnerischen Strafraum zu kommen und Torabschlüsse zu kreieren, allerdings ohne zu dominieren. Im Gegenteil, die defensiven Schwächen hatten weiterhin Bestand, vor allem die linke Abwehrseite hatte so ihre Probleme mit Suck und dem immer wieder frei flankenden Mario Staudigl. Zwar droht den Garchingern, die ebenfalls schon sehr lange nicht mehr gewonnen haben, immer mehr das Abrutschen ans Tabellenende. Doch zumindest stellte Weber diesmal eine "Leistungssteigerung" fest. Am Mittwoch empfängt der VfR in einem Nachholspiel den Tabellenletzten Hof, ein Spiel, "das man gewinnen muss", so Weber.

Schwarz scheint der richtige Mann zur richtigen Zeit zu sein, weil er für klare Verhältnisse sorgt. Er selbst sieht die Verpflichtung bis Ende Mai als eine "Mischung aus Aushelfen, Erfahrung sammeln und ein Stück weit Bestätigung meiner Arbeit." Er wolle das Team in dieser kurzen Zeit nicht mit taktischen Raffinessen überfrachten. Und er denke auch nicht daran, welche Auswirkungen seine Arbeit auf die kommende Saison haben könnte. Etwas, das die Spieler dem Vernehmen nach zuletzt sehr beschäftigte, weil sie lange keinen Ansprechpartner für Zukunftsfragen hatten.

Am Rande des Spiels wurde aber dann bekannt, was als Gerücht schon eine Weile kursierte: Bayerns U-17-Coach Tim Walter wird im Sommer übernehmen. Schwarz, der dann zur U16 zurückkehren wird, will bis dahin nach Möglichkeit kein Spiel verlieren. Allerdings laufen viele Verträge aus. Ob sie verlängert werden, damit muss sich Schwarz nun jedenfalls nicht befassen. Er kann von Spiel zu Spiel schauen.

© SZ vom 03.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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