FC Bayern II:Gefangen in der Kilo-Jahre-Falle

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Chance vertan: Auch Milos Pantovic (li.), hier im Duell mit Albano Gashi, traf nicht für die Bayern. (Foto: imago/foto2press)

Für zu leicht befunden: Der FC Bayern II muss gegen die Reserve des FC Ingolstadt mit dem 0:1 die erste Heimniederlage der Saison einstecken. Und verliert damit den zweiten Platz an Lokalkonkurrent 1860 II.

Von Christoph Leischwitz, München

Kilojahre - eine Maßeinheit, der bis jetzt im Fußball womöglich zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, vor allem dann, wenn zwei Ausbildungsmannschaften aufeinandertreffen. Als am vergangenen Freitag die U23 des FC Bayern gegen den FC Ingolstadt II antrat, da war laut Bayern-Trainer Heiko Vogel sein Team nicht einfach nur das jüngere. "Ich messe so etwas in Kilo", sagt er. Im Schnitt war die Ingolstädter Startelf genau ein Jahr älter als jene der Münchner. Und ein Jahr lang essen, "überlegen Sie mal, was da zusammenkommt", so Vogel. Die jungen Bayern jedenfalls starteten nach 14 Wochen Winterpause, in denen sie offensichtlich nicht genug Körner gefunden haben, mit einem 0:1 in die Regionalliga-Restrunde, zudem mit der ersten Heimniederlage der Saison. Und haben damit den zweiten Tabellenplatz an 1860 München abgegeben.

Trainer Vogel warnt seine Spieler vor der "Leistungs-Guillotine"

Es war die jüngste Startelf der Saison, die Vogel gezwungenermaßen aufs Feld schicken musste: Die Routiniers Nicolas Feldhahn und Karl-Heinz Lappe sind erkrankt, Torsten Oehrl und Torhüter Andreas Rössl saßen nur auf der Bank. Die jungen Bayern fanden trotz angenehmer Temperaturen und eines überraschend grünen Rasens im Grünwalder Stadion aber nicht aus dem Winterschlaf heraus. "Wir waren einfach schwach. Für die Zuschauer ist das ziemlich schlimm gewesen", sagte der Trainer über die Anfangsphase. Torchancen gab es zunächst keine, Ingolstadt agierte jedoch zielstrebiger als die Gastgeber und kam zumindest zu einigen Abschlüssen.

Einerseits seien Spieler wie Lappe und Feldhahn natürlich nicht leicht zu ersetzen - andererseits ist sich Vogel sicher, dass es seine Mannschaft aber auch ohne Leistungsträger besser machen kann. Und das tat sie kurioserweise, als sie noch einmal rund 80 Kilo verlor: Tim Häußler musste in der 55. Minute mit Gelb-Rot vom Platz. Er hatte in der ersten Halbzeit für ein vermeintlich harmloses Foul nahe der Eckfahne die erste Verwarnung gesehen. "Danach haben wir auch mehr von dem gezeigt, was wir ursprünglich vorgehabt haben", sagte der 41-jährige Vogel. Seinem Team boten sich nun Räume, weil sich Ingolstadt ein wenig offensiver ausrichtete. Die erste gute Chance des Spiels für die Bayern hatte Milos Pantovic nach 61 Minuten, sieben Minuten später bediente er Marco Hingerl von der rechten Seite, der 20-Jährige kam aber zu keinem sauberen Abschluss.

In dieser Phase sei die Führung der Ingolstädter fast ein bisschen ärgerlich gewesen, fand Vogel. Ein Fehler im Spielaufbau, ein überlaufener Abwehrspieler, am Schluss stand Patrick Hasenhüttl frei am hinteren Pfosten und schoss aus wenigen Metern Entfernung ein (73.). Erst nach diesem Tor war es für die 622 Zuschauer nicht mehr so schlimm, nun war es ein munteres Spiel mit spannenden Torraumszenen. Bayern-Keeper Leo Weinkauf zeigte dabei eine gute Leistung, er war einer von wenigen, die Vogel hernach lobte. Angesichts der Tatsache, dass Spitzenreiter Unterhaching nun gar 22 Punkte weg ist, stellte sich einmal mehr die Frage nach dem Arbeitseifer seiner Spieler - zumal der Trainer zum Saisonende den Verein verlassen wird und nur noch kurzfristige Motivation einfordern kann. Vogel nutzt klare Worte: "Es gibt im Fußball eine Leistungs-Guillotine. Und irgendwann macht sie dann mal schnapp", sagte er. Es gebe ja auch Spieler im Kader, deren Verträge auslaufen würden. Diese müssen also darauf achten, dass vorher nichts schnapp macht.

Der einzige Torschütze des Spiels wurde dann noch zu einem TV-Interview gebeten, "aber auf Deutsch", rief ein Ingolstädter Betreuer dem Angreifer Hasenhüttl hinterher. Ausgerechnet gegen den FC Bayern II war ihm das Siegtor gelungen, der Mannschaft, in der einst sein Vater Ralph gespielt hatte. Der Sohn ist 1,90 Meter groß und wiegt laut FCI-Homepage gerade einmal 80 Kilo. Am Kilo-Jahre-Index kann der 19-Jährige also noch ein wenig arbeiten. Doch er stand am Freitagabend schlicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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