FC Bayern II:Feierliche Generalprobe

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Die Regionalliga-Meisterschaft ist der U23 der Münchner nicht mehr zu nehmen. Für Trainer Seitz geht es jetzt vor allem um die Frage, wer sich für die Startelf in den Aufstiegsspielen empfiehlt.

Von Christoph Leischwitz, München

Die Spieler standen bereit, mit Bierflaschen bewaffnet und dem Daumen auf der Öffnung, ein größerer Behälter war mit Wasser gefüllt worden. Holger Seitz ließ auf sich warten. Der Trainer der U23 des FC Bayern nahm im Innenraum des Stadions noch Glückwünsche entgegen. Als er endlich um die Ecke bog, schüttelten sie ihre Flaschen, Seitz schrie auf, bückte sich kurz schützend, den reckte er sich und hüpfte im Gleichklang mit den Spielern. Der Steinboden im Kabinengang des Grünwalder Stadions war sofort rutschig, ein Spieler konnte sich auf seinen Stollenschuhen nicht mehr halten und knallte mit voller Wucht zu Boden. Gut zu wissen für den Fall, dass es hier am 26. Mai genauso zugeht.

So kennt man ihn: 2019 feierte Trainer Holger Seitz (auf dem Arm von Kwasi Wriedt) die Meisterschaft mit Bayerns U23 in der Regionalliga. (Foto: Sven Leifer/foto2press/Imago)

Bei der zweiten Mannschaft der Bayern ist zurzeit irgendwie alles Generalprobe, sogar das Feiern. Der 3:1-Erfolg am Freitagabend gegen Greuther Fürth II bedeutete die sichere Regionalliga-Meisterschaft, das ist ein Titel, nicht mehr und nicht weniger. "Wir können heute schon mal feiern, womöglich sogar mit einem alkoholischen Getränk", sagte Trainer Seitz. Er selbst werde sich im Hintergrund halten. Wenn er sehe, dass die Jungs es ausarten lassen, was er freilich nicht glaube, dann werde er dazwischengehen. Denn die Aufstiegsspiele zur dritten Liga stehen ja erst noch an.

Mit Kopf und Fuß: Lars Lukas Mai erzielt in der 27. Minute das 1:0 für den FC Bayern gegen die U23 aus Fürth, da allerdings per Flachschuss. (Foto: Claus Schunk)

Die Partie gegen Greuther Fürth war nicht nur deshalb eine Generalprobe, weil man auf diesem Wege schon einmal eine vom Bayerischen Fußball-Verband abgehaltene Siegerehrung durchführen und das Stadion auf Feiertauglichkeit prüfen konnte; sondern auch, weil es in den Aufstiegsspielen ebenfalls gegen die Zweitvertretung eines Profivereins geht (siehe unten). In der vergangenen Woche hatten sie den Premier League International Cup gewonnen. Der Turniersieg nach Erfolgen gegen zahlreiche starke Nachwuchsteams aus ganz Europa gilt mittlerweile auch als große, erfolgreiche Generalprobe, weil die vielen Termine in England dazu beigetragen hätten, dass man mit dem organisatorischen Ablauf vor Entscheidungsspielen routinierter umgehe, sagt Seitz. Ganz zu schweigen vom spielerischen Niveau, das sein Team besser gemacht habe. Und am kommenden Samstag, beim Auswärtsspiel in Burghausen, wolle man auch kein Auslaufen betreiben. Man betrachte das Spiel als: "Generalprobe", sagte Angreifer Kwasi Wriedt. Der designierte Torschützenkönig, der am Freitag mit dem 2:0 (73.) seinen 24. Saisontreffer erzielte, schätzt die jüngsten Erfolge sehr hoch ein. In gewisser Weise feiere man gerade ein Double, ja, "aber jetzt will ich das Triple", sagte der 24-Jährige. Medienberichte, wonach er die Mannschaft zum Ende der Saison auf jeden Fall verlassen werde, wurden inmitten der Meisterfeier nicht kommentiert. Explizit nicht zu Zukunftsfragen äußern wollte sich auch Holger Seitz. Wie die SZ berichtete, könnte der aktuelle U23-Coach schon im Sommer als Nachfolger von Hermann Gerland als Leiter des Nachwuchs-Leistungszentrums eingearbeitet werden. "Seitz muss bleiben", war auf einem Banner auf der Gegengerade während des Spiels zu lesen. Nach dem Spiel forderten ihn die Fans auch auf den Zaun, Seitz kam dem Gesuch nach. Ich habe so etwas ja auch noch nicht erlebt", sagte der 44-Jährige über seine aktive Zeit. "Dass ein ganzer Block anscheinend mit meiner Arbeit zufrieden ist, das freut mich sehr." Es sei ihm zugleich aber auch "fast ein bisschen unangenehm", denn die Spieler seien jene, die feiern sollten. Seitz wirkte am Freitagabend aber gelöster als sonst.

Für das Trainerteam geht es seit Wochen nur noch um die eine Frage: Wer in den Aufstiegsspielen auf dem Platz stehen wird. Theoretisch könnten dafür auch Spieler aus dem Profikader rekrutiert werden, die in der Bundesliga nur selten zum Einsatz kamen; Renato Sanches wäre demnach einsatzberechtigt. Der Portugiese wird aber dem Vernehmen nach nicht in Betracht gezogen. Einzig Alphonso Davies dürfte übernächste Woche mit nach Wolfsburg fahren, vorausgesetzt, Niko Kovac plant ihn nicht für den DFB-Pokalfinal-Kader ein.

Bliebe noch die Frage, wer in den wichtigen Partien, die um die Liga-Zugehörigkeit in der kommenden Saison entscheiden, die Standards treten darf. Am Freitag schnappte sich 25 Meter vor dem Tor plötzlich Mert Yilmaz den Ball und versenkte einen Freistoß im rechten Kreuzeck (80.), es war sein erstes Saisontor. Und auch, ob Stammkeeper Christian Früchtl nach Ellenbogenverletzung rechtzeitig fit wird und noch einmal Spielpraxis erhält, ist fraglich. Aber um irgendetwas muss es ja auch noch gehen, wenn die Mannschaft nach Burghausen fährt.

© SZ vom 13.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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