FC Bayern II:Durchgerempelt

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Großkreutz gegen breite Brust: Der Weltmeister hat Mitteilungsbedürfnis. Drittliga-Neuling Oliver Batista Meier antwortet mit einem Tor. (Foto: Oryk Haist/imago)

Die U23 des FCB schlägt Uerdingen. Beispielhaft dafür steht der 18-jährige Oliver Batista Meier.

Von Christoph Leischwitz, München

Nicht nur für die meisten Spieler, auch für den Trainer ist es die erste Station im Männerfußball, und Sebastian Hoeneß musste erst einmal feststellen, dass es dort für die Stimmbänder deutlich strapaziöser ist. Es ging durchaus laut zu am Freitagabend im Grünwalder Stadion, sodass man oft Flüsterpost habe spielen müssen, um einem Spieler auf der anderen Seite des Feldes etwas mitzuteilen, erzählte der 37-Jährige später.

Flüsterpost praktizierte einmal auch Kevin Großkreutz. Ende der ersten Halbzeit dieser Drittliga-Partie redete der 31-Jährige Uerdinger auf den Bayern-Spieler Oliver Batista Meier ein. Vermutlich waren seine Worte nicht jugendfrei, Großkreutz hielt sich die Hand vor den Mund, zum Glück ist Batista Meier schon 18. Und war offenbar unbeeindruckt davon, was ihm der Weltmeister mitzuteilen hatte: Batista Meier schoss wenig später das sehenswerte 2:1-Siegtor, und somit war es egal, was Großkreutz gesagt oder wie wenig die Bayern von den Anweisungen ihres Trainers gehört hatten: Der Aufsteiger mit einem Altersschnitt von gut 21 Jahren hatte die erfahrenen Krefelder demoralisiert und dominiert. Und wie? "Ich versuche, alles reinzuhauen, auch wenn die älter oder größer sind, ich versuche den Körper reinzustellen", erklärte Batista Meier hinterher.

Respekt hatte er sich schon nach wenigen Minuten erarbeitet, als er sich durch drei Gegner rempelte und dribbelte (10.). Da klatschte sein Schuss noch vom Innenpfosten zurück ins Feld. "Das hat mich geärgert, aber ich wusste, dass ich noch eine Chance bekommen würde", erzählte er später, nachdem ihn Bayerns Sportdirektor Hasan Salihamidzic anerkennend umarmt hatte. Ein Stückweit blieb es ein Rätsel, wie sich die Bayern so viele Chancen gegen gestandene Mannsbilder erspielen konnten. Dafür steht der 18-jährige Flügelstürmer beispielhaft. Anfang November hatte er sich bei einem U-19-Bundesligaspiel den Knöchel gebrochen. Bis dahin galt er als eines der vielversprechendsten Talente am Bayern-Campus - wie sehr ihn der Ausfall zurückwerfen würde, war natürlich fraglich. Er kehrte erst kurz vor Saisonende zurück, als für das Hoeneß-Team - der Neffe des Präsidenten war damals Coach der A-Junioren - das Rennen um die Meisterschaft schon beendet war. "Da war ich noch relativ schwach, von der Ausdauer her. Auch in Würzburg war ich noch nicht so zufrieden", sagt der Deutsch-Brasilianer über die 1:3-Niederlage zum Auftakt. "Was gegen Würzburg noch gefehlt hat, diese Durchsetzungskraft im letzten Drittel, war jetzt da. Bei ihm freut's mich, weil ich weiß, wie gut ihm das tut nach dieser schweren Verletzung", so Hoeneß.

Batista Meier hat sich offenbar schnell an die dritte Liga gewöhnt. Und nicht nur er. Hoeneß war insgesamt "zufrieden" mit der körperlichen Präsenz des Teams. Dass man gegen Uerdingen teilweise dominierte, führte er auf die frühe gelb-rote Karte für Dennis Daube zurück. Kurz habe er auch gebangt, dass angesichts der mäßigen Chancenverwertung wirklich ein Dreier herausspringe - retten musste diesen dann Abwehrspieler Lars Lukas Mai in der Nachspielzeit, auf der Torlinie gegen den Ex-Löwen Stefan Aigner.

So ganz ohne die Erfahrenen geht es freilich noch nicht. Ohne Kwasi Wriedt etwa hätten die Bayern weniger Strafraum-Präsenz, und ohne die Coolness von Kapitän Maximilian Welzmüller, der vor dem 1:0 Wriedt mit einem schnell ausgeführten Freistoß bediente (24.), wäre der Defensivverbund anfälliger. Trotzdem fiel kaum auf, dass Nicolas Feldhahn noch fehlt. Die souveräne Innenverteidigung bestand aus Mai, 19, und Flavius Daniulic 18. Letzterer war in die Startelf gerückt, weil Kilian Senkbeil verletzt ist und mit Meniskusriss lange ausfallen wird. Nur einmal war die Abwehr machtlos, gegen einen guten Bekannten, der zurzeit an den KFC verliehen ist: Franck Evina hatte nach Großkreutz-Flanke das zwischenzeitliche, überraschende 1:1 geköpft (42.). Und dies danach ausgiebig bejubelt, obwohl er zuvor angekündigt hatte, gerade dies nicht tun zu wollen.

Der nächste Schritt, sich in der dritten Liga einzugewöhnen, ist eine englische Woche mit weiter Reise: Am Dienstagabend (19 Uhr) spielen die jungen Bayern bei Hansa Rostock.

© SZ vom 29.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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