FC Bayern II:Die kleinen Bayern und das große Drama

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Kopf-an-Kopf-Rennen: Frank Evina (vorne) ist Dusan Jevtic hier knapp voraus, wie auch sein FC Bayern II dem Gegner Garching beim 2:1-Derby-Sieg. (Foto: Claus Schunk)

Die Münchner Reserve macht die Liga mit einem hart erkämpften 2:1-Erfolg gegen Garching wieder spannend.

Von Christoph Leischwitz, München

Man hat sich offensichtlich nicht in guter Erinnerung behalten. Jedenfalls sangen die Bayern-Fans am Samstag im Grünwalder Stadion, dass man Garching ja nur benötige, um dort zu parken. Eine despektierliche Erinnerung an die Garchinger Park&Ride-Anlage in Nähe der Allianz-Arena. Ob das der Grund ist, dass Tim Walter und Daniel Weber so gar nicht den Eindruck vermitteln, jemals gute Freunde zu werden, bleibt im Dunklen, jedenfalls war ein Handschlag der Trainer des FC Bayern II und des VfR Garching weder vor noch nach dem Spiel zu sehen. Nach dem Abpfiff redeten beide in der Interviewzone so laut, als wollten sie sicherstellen, dass der jeweils andere mithören kann. "Die hatten doch die Hosen voll. Ich habe noch nie so eine schlechte Bayern-Mannschaft gesehen", sagte Weber. "Wir haben dem Gegner Situationen erlaubt, die wir sonst nicht zulassen", gab Walter zu, fügte aber sogleich an: "Die Spielanlage von meinen Jungs ist ja trotzdem besser."

Die Bayern gewannen ein turbulentes Spiel 2:1 (1:0). Weber war hernach "stocksauer", vor allem auf die Schiedsrichter.

Die Trainer Tim Walter und Daniel Weber werden wohl keine dicken Freunde mehr

Es war also einiges passiert in der wetterbedingt einzigen Regionalliga-Partie des Wochenendes. Für die Bayern war es der sechste Sieg in Serie, aktuell haben sie genauso viele Spiele absolviert wie Tabellenführer 1860 - und nur noch vier Punkte Rückstand. Doch Walter wollte dieser Tatsache keine Bedeutung beimessen: "Interessiert mich nicht." Dass ja auch die Spieler die Tabelle lesen könnten? Kann sein, es gebe aber auch "individuelle Ziele". Dass Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge zum Angriff geblasen hatte? "Legitim." Der Chef dürfe das. Ende der Diskussion.

In der ersten Halbzeit waren die Bayern noch klar feldüberlegen gewesen, erspielten sich allerdings wenige Chancen. Weber verteidigte die zunächst defensive Spielweise: "Das sind Profis, wir sind Amateure. Du kannst keine zwei Halbzeiten Vollgas spielen gegen sie." Letztlich habe sein Team auch nur einen Fehler begangen, als es in der 29. Minute in einen Konter lief: 1:0 durch Raphael Obermaier. Erst in der Nachspielzeit hatte Garching zwei gute Chancen. Einen spektakulären Seitfallzieher von Mario Staudigl lenkte Bayern-Keeper Christian Früchtl an die Latte. Bei der anschließenden Ecke griff er allerdings daneben, der Ball segelte knapp drüber. Webers Urteil: "Wir hatten schon in der ersten Halbzeit die besseren Chancen."

Die zweite Hälfte gestaltete sich deutlich ausgeglichener. Und das, obwohl Garching selbige in Unterzahl spielen musste: Orkun Tugbay hatte sich zu einer Beleidigung hinreißen lassen und sah die rote Karte (47.). "Ich bin nicht zufrieden mit Einsatz und Leidenschaft", weil nur "fünf in Normalform spielen und der Rest nicht bereit ist zu laufen", kritisierte Bayern-Coach Walter folgerichtig. Den verdienten Ausgleich erzielte Dennis Niebauer, ausgerechnet, erst kürzlich bekam der angehenden Lehrer die Schul-Zuteilung im Raum München. Im ersten VfR-Spiel nach der Winterpause hätte das beinahe einen Punkt eingebracht: Niebauer traf per Kopf nach einem Freistoß des Winterzugangs Dusan Jevtic (78.). Zuvor war schon ein Tor aberkannt worden, weil die Unparteiischen den Ball bei einer Flanke im Seitenaus gesehen hatten, was Weber in Rage brachte.

Kollege Walter sagte, seine Elf sei mittlerweile gefestigt genug, solche Rückschläge wegzustecken - Adrian Fein lieferte den Beleg. Unmittelbar nach dem Ausgleich setzte er sich mit einem sehenswerten Solo auf links durch, passte scharf nach innen, am zweiten Pfosten traf der eingewechselte Milos Pantovic aus spitzem Winkel (80.). "Bockstark", urteilte sogar VfR-Coach Weber über die gegnerische Aktion. Und fügte an, dass man vom besten Bayern-Spieler sonst ja auch nicht viel gesehen habe. Noch eine Seitenaus-Entscheidung in der 88. Minute verursachte Ärger: Die Garchinger erwarteten einen Einwurf, doch das Spiel lief weiter, bis Garchings Kapitän Niebauer Adrian Fein foulte und mit Gelb-Rot bestraft wurde. Er fehlt gesperrt im Auswärtsspiel in Burghausen; dass er womöglich ohnehin keine Zeit gehabt hätte, dazu wollte man beim VfR nichts Erhellendes sagen.

An diesem Dienstag empfängt 1860 München den TSV Buchbach (20 Uhr). Ob zwei Stunden vorher die Partie Schweinfurt gegen Bayern II angepfiffen wird, entscheidet sich bei einer Platzbegehung am Montagvormittag. Egal, ob es stattfindet, und was Tim Walter davon hält: Der Kampf um die Meisterschaft ist jetzt wieder spannend.

© SZ vom 05.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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