FC Bayern II:Bis das Trainerhaar weht

Lesezeit: 3 min

Die U23 der Müchner schlägt die Reserve des Zweitligisten Ingolstadt dank der flinken Flügelzange Alphonso Davies und Wooyeong Jeong, der beim 3:0 alle drei Treffer erzielt.

Von Christoph Leischwitz, München

Holger Seitz stellte sich für seine Analyse noch einmal neben das Spielfeld im Grünwalder Stadion. "Ich stand also hier", sagte der Trainer des FC Bayern München II, er schilderte einen Ballgewinn seiner Mannschaft. Alphonso Davies kam an den Ball, und dann beschrieb Seitz, wie es ihm seine Haare aufgrund des Fahrtwindes weggeweht habe - das Haar des Trainers ist ziemlich kurz. "Der ist schnell, das ist ja der Wahnsinn", staunte er.

Es war eben die Schnelligkeit, nicht nur jene des 18-jährigen Kanadiers, die den Unterschied machte im ersten Spiel der FCB-Talente nach der Winterpause gegen den FC Ingolstadt II. "Das war eine gute Standortbestimmung, jetzt weiß man, wo man steht", freute sich Seitz nach dem klaren 3:0 (1:0)-Endstand. Ganz genau stehen sie jetzt nämlich zwölf Punkte vor den Verfolgern aus Schweinfurt, Burghausen und Memmingen - bei einem Spiel weniger. Dass die Meisterschaft vermutlich nicht mehr besonders spannend wird, davon wollte der 44-Jährige aber nichts hören: Von dem Vorsprung könne man sich "noch nichts kaufen", zumal noch ein anstrengender März mit vielen Spielen anstehe.

Die Bayern waren genau so in die Restrunde gestartet, wie sie das zu Beginn der Hinrunde oft gemacht hatten: mit einem frühen Tor. Wooyeong Jeong bekam in der fünften Spielminute nahe der Mittellinie den Ball und sprintete einfach mal los. Als er nicht angegriffen wurde, beschleunigte er beim Eintritt in den Sechzehner noch einmal, kam frei zum Schuss und tunnelte den Ingolstädter Torwart Fabijan Buntic. "Der Trainer hat vorher zu uns gesagt, wir sollen aggressiv spielen und schnell umschalten", sagte der 19-jährige Südkoreaner nach dem Spiel, und das klappte ja dann ganz gut. Der Flügelzangen-Kollege Davies hatte bei seinem Debüt zwar viele auffällige Aktionen, trotzdem stahl ihm Jeong ein wenig die Show, denn er erzielte alle drei Tore. Er sei heute sehr zufrieden, sagte Jeong, womöglich sei dies sein bislang bestes Spiel für die Bayern gewesen. Auf die Frage, was seine Ziele für die Saison seien, sagte er: "Ich will nach oben." Damit meinte er sowohl den Aufstieg mit der U23 als auch Einsätze im Profikader.

Die Gäste hatten aber auch ihre Möglichkeiten, vor allem in einer höchst unterhaltsamen Anfangsphase. Fatih Kaya prüfte Bayern-Schlussmann Christian Früchtl mit einem Kopfball aus kurzer Distanz (8.), Thomas Kurz mit einem Flachschuss (16.). Doch mit dem flinken Jeong auf der linken und dem pfeilschnellen Davies auf der rechten Seite kamen die Gäste nur schwer zurecht. Ihre Einzelaktionen erbrachten die gefährlichsten Münchner Angriffe, die hoch eingeschätzten Ingolstädter ließen nach dem frühen Rückstand aber auch nicht viele gefährliche Szenen zu. Wriedt verpasste allerdings nach einer Hereingabe von Davies tatsächlich das leere Tor, vertändelte den Ball und fasste sich hernach ungläubig an den Kopf (11.).

Das 2:0 fiel dann erst in der 75. Minute, Jeong hatte nach einer Flanke von Resul Türkkalesi seinen Verfolger abgeschüttelt und konnte am Fünfer mühelos eindrücken. Das dritte Tor gegen aufgerückte Ingolstädter erzielte er dann mit einem Heber gegen den aus dem Tor geeilten Buntic (82.). Da auch noch der Winterzugang Jannik Rochelt in seinen ersten 21 Spielminuten für die Bayern einen passablen Eindruck hinterließ, müsste offensiv genug Schlagkraft vorhanden sein, um die verbleibenden nötigen Punkte für die Meisterschaft bald einzufahren.

Davies dürfte dabei allerdings nur begrenzt zur Verfügung stehen. "Der Plan war, ihn einfach mal 90 Minuten spielen zu lassen", sagte Seitz über den neuen Flügelspieler, der eigentlich für den Profikader gekauft worden ist. Das eine oder andere Mal werde er sicherlich noch aushelfen. Er habe erst einen Tag vorher erfahren, dass er für die U23 spielen soll, sagte Davies, und kannte nur einige der Mitspieler aus dem Profitraining. "Ich bin sehr zufrieden, wie wir diese drei Punkte geholt haben", resümierte der Neuling. Seitz meinte, er habe ihm nur ein paar defensive Vorgaben mit auf den Weg gegeben, "ansonsten habe ich zu ihm gesagt: Viel Spaß!" Er solle einfach die Handbremse lösen und auf sich aufmerksam machen. Das hat er dann auch getan. Und dem Trainer die Frisur kaputtgemacht.

© SZ vom 25.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: